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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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unserer guten Laune nichts antun. Wir genossen die Sonne, die ihre Strahlen in den Rover schickte.
    »Um noch mal auf die Mittagspause zurückzukommen«, sagte Suko.
    »Wäre das in deinem Sinne?«
    »Beim Italiener an der Ecke?«
    »Klar.«
    »Einverstanden. Falls nicht noch etwas dazwischenkommt. Ich bin da verdammt vorsichtig, weißt du?«
    Suko deutete zum blauen Himmel. »Heute? Nein, das denke ich nicht. Was soll denn da stören?«
    »Eine Gewitterfront namens Sir James Powell, die ich gern vertreiben würde.«
    Suko konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Das sagst du, John, aber warte mal ab.«
    »Du kannst mir meine Laune nicht nehmen.«
    Und die hielt auch noch an, als wir durch die Halle auf den Lift zugingen, aber vom Kollegen am Empfang zurückgerufen wurden. Als wir unsere Namen hörten, da entgleisten meine Gesichtszüge, wie man so schön sagt, und auch Suko schaute ziemlich konsterniert aus der Wäsche.
    »Das hat nichts Gutes zu bedeuten, John.«
    »Finde ich auch.«
    »Was machen wir?«
    »Gute Miene zum bösen Spiel.«
    Wir beeilten uns nicht, denn schlechte Nachrichten kann man nie spät genug hören. Der Kollege grinste so, daß es uns nicht gefallen konnte, bevor er sagte: »Man hat bereits nach Ihnen gefragt.«
    »War sie wenigstens hübsch?« erkundigte ich mich.
    »Es war ein Mann.«
    »Schade.«
    »Ein Kollege.«
    »Noch mieser.«
    »Hat er wenigstens seinen Namen genannt?« wollte Suko wissen.
    »Ja. Chief Inspector Tanner.«
    Nach dieser Antwort wurden unsere Gesichter so blutleer wie die eines Vampirs, der lange keinen Lebenssaft mehr getrunken hatte. O je, das war nicht gut, das paßte uns überhaupt nicht, denn immer dann, wenn Tanner auftauchte, gab es Ärger. Dann brannte die Luft. Dann war er mit seinem Latein am Ende.
    »Keine guten Nachrichten, die Herren?«
    »Nein«, sagte ich. »Wartet er oben?«
    »Ja, bei Sir James.«
    »Danke.«
    »Gehen wir zur Tür oder zum Lift?« fragte Suko.
    »Am liebsten zur Tür, aber die verdammte Pflicht klopft in meiner Brust.«
    »Wie poetisch.«
    »Klar, wir haben ja auch Frühling.«
    Wir stiegen in den Lift, wo Suko meinte: »Ich denke mal, daß wir die Pause am Mittag vergessen können.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mußt du mich jetzt daran erinnern?«
    »Ja. Damit du nicht enttäuscht bist.«
    Die Enttäuschung verschwand, als wir das Vorzimmer betraten, wo Glenda uns mit einem strahlenden Lächeln begrüßte. Auf ihrem Schreibtisch stand ein Strauß bunter Frühlingsblumen. Überhaupt war das Zimmer von den Strahlen der Sonne durchflutet.
    »Einen herrlichen, wunderschönen, guten Morgen!« begrüßte sie uns.
    Wir bekamen jeder einen Kuß auf die Wange, was bestimmt nicht zu jedem Dienstbeginn geschah.
    »He, he, was ist los?«
    »Frühling, John!« rief sie.
    »Und ich dachte schon, es wären deine Hormone.«
    Glenda schüttelte den Kopf. »So etwas kann auch nur von dir kommen. Anstatt dich zu freuen, muffelst du hier rum. Der Winter ist vorbei. Das haben sie auch im Radio gesagt.«
    »Ja, man sieht es an dir.«
    Sie lächelte breit. »Gefällt dir mein neues Outfit?«
    »Ja, doch. Der gelbe Rock steht dir gut, und die weiße Bluse duftet wie in der Waschmittelreklame.«
    »Tolles Kompliment, wirklich.« Sie schüttelte den Kopf und fragte Suko: »Was für einen Ärger hat er denn?«
    »Es gab unten in der Halle leichte Probleme.«
    »Wieso?«
    »Eigentlich hatten wir heute mittag mit dir und Shao zum Italiener gehen wollen, aber wie wir hörten, ist bereits nach uns gefragt worden. Tanner soll hier sein.«
    »Der alte Brummbär?« Glenda schüttelte den Kopf. »Ehrlich, das ist mir neu.«
    Diesmal wunderte ich mich auch. »Hat er dich nicht besucht oder sich bei dir angemeldet?«
    »Nein. Wenn er tatsächlich da ist, muß er direkt zu Sir James gegangen sein. Vielleicht haben die schon vor Dienstbeginn miteinander telefoniert. Kann ja sein.«
    »Das denke ich auch.«
    »Aber wir werden noch nicht hingehen«, sagte Suko. »Langsam angehen lassen und eine gute Tasse Frühlings-Kaffee trinken.«
    »Dein zweitbester Vorschlag seit Mitternacht«, lobte ich ihn.
    »Und was war der beste?«
    »Das Essen zu Mittag.«
    »Vielleicht klappt es ja noch.«
    Ich stieß die Tür zu unserem Büro auf und sprach in den leeren Raum hinein. »Manche Menschen sind eben unverbesserliche Optimisten.«
    Meine Laune hatte sich um einige Grade gesteigert, denn die Sonne schien auch durch das Bürofenster. Nach dem langen, grauen Winter sah unsere Bude aus,
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