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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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vorerst auch alles, denn sie war sofort wieder verschwunden, da sie eine anderweitige Beschäftigung gefunden hatte, die sie noch in Anspruch nahm. Ich wußte nur, daß es das zweitletzte Zimmer auf der linken Seite war, in dem ich nun stand.
    Die Tür hatte ich hinter mir geschlossen. Der Koffer und die Reisetasche waren abgestellt worden, so daß sie mich bei meiner Wanderung durch den Raum nicht behinderten.
    Nein, Ehre konnte man damit nicht einlegen. Das war keine Wohnung, das war eine Bude. Spartanisch eingerichtet und eng wie beim Militär.
    Immerhin brauchte ich mir die Bude nicht mit anderen zu teilen.
    Diese Möbel hatten schon etliche Jahre auf dem Buckel und hätten sich sonst nur noch für den Trödelmarkt geeignet. Ein alter Schrank, in dem ich meine Kleidung unterbringen konnte, drei Haken an der Innenseite der Tür, ein Bett aus Metall, allerdings frisch bezogen; der Tisch wackelte, die zwei Stühle waren ebenfalls altersschwach, und die Lampe an der Decke war früher einmal vom Material her hell gewesen, zeigte aber jetzt den berühmten Grauschleier aus Staub und Fliegendreck.
    Eine Spüle gab es auch. Sie war unter dem Fenster angebracht, ebenso wie die Kochplatte. Zum Glück elektrisch und nicht durch Gas betrieben.
    In einem Regal an der Wand entdeckte ich noch Tassen, Becher und Teller, die mein Vormieter zurückgelassen hatte. Auch nach dem Spülen wollte ich nicht daraus trinken, da mußte ich mir schon etwas anderes einfallen lassen.
    Die schmale Tür hätte ich beim ersten Hinschauen beinahe übersehen, so klein war sie. Dort mußte es zum Bad gehen, was natürlich übertrieben war, denn als ich sie öffnete, da mußte ich wirklich lachen.
    Das war wirklich nicht mehr als eine Naßzelle. Stand man in der Mitte, waren alle Wände in Reichweite.
    Es roch nach alter Seife, und in der schmalen Duschtasche entdeckte ich noch grau gewordene Schaumreste. Appetitlich war das nicht. Ich schloß die Tür rasch wieder und dachte daran, daß es vielleich besser gewesen wäre, wenn Suko »gewonnen« hätte.
    Ich drehte mich wieder in das Zimmer hinein und schaute aus dem Fenster.
    Die Aussicht konnte einen traurigen Menschen auch nicht froher machen. Vom Sonnenschein bekam ich nicht viel mit. Zudem hatte sich der Himmel zugezogen. Der Frühlingsgruß war nur von kurzer Dauer gewesen.
    Mir gefiel der Geruch im Zimmer nicht. Es roch nicht nach Leiche oder nach Verwesung, nein, hier mußte einfach mal gelüftet werden, und die Kreidestriche auf dem Boden, wo man den Fundort der Leiche eingezeichnet hatte, waren auch noch nicht ganz verschwunden. Sie blieben als Erinnerung. Ich wollte sie auch nicht wegputzen. Das Fenster kippte ich. Die Bude hier konnte einem Menschen schon die Stimmung rauben, aber ich war hier, um zu ermitteln, und das war nun mal mein Job.
    Ich drehte dem Fenster den Rücken zu und schaute in die Mitte des Zimmers hinein.
    In eine Leere. Auf einem Fußboden, der nur aus Holzbohlen bestand, über die niemand einen Teppich gelegt hatte. Und die Holzbohlen gehörten nicht mal zu den saubersten.
    Ich sah überall Staub, auch auf den Regalen überall. Aber das nahm ich nur am Rande wahr, denn ich fragte mich, wie es der Killer geschafft hatte, in diesem Zimmer viermal zuzuschlagen. Er mußte aus dem Nichts erschienen sein, um zu morden.
    Jeder fremde Raum hat irgend etwas an sich, doch hier suchte ich vergebens danach. Er war nur einfach mies. Nur konnte ich mich darum nicht kümmern. Ich nahm den kleinen Koffer und die Reisetasche wieder hoch und stellte die Gepäckstücke aufs Bett. Danach probierte ich den Stuhl aus, der mein Gewicht aushielt.
    Aus der Innentasche zog ich mein Handy hervor und wählte die Nummer unseres Büros.
    Suko hob sofort ab, denn er hatte auf diesen Anruf gelauert. »Ah, der neue Mieter«, sagte er. »Wie ist denn so die Lage in deiner neuen Traumwohnung?«
    »Mehr ein Alptraum.«
    »Toll, dann habe ich wohl doch nicht verloren.«
    »Ja, hast du.«
    »Und weiter?«
    »Nichts, gar nichts. Ich habe noch keinen meiner Mitbewohner kennengelernt, abgesehen von dieser Lisa Fox, die allerdings ist schnell wieder verschwunden. Sie hatte zu tun. Also werde ich erst einmal abwarten.«
    »Das klang alles nicht optimistisch.«
    »So fühle ich mich auch nicht.«
    »Und es bleibt bei unserem Plan?«
    »Klar, Besuch kann man hier ja immer empfangen. Du kommst heute abend vorbei.«
    »Werde ich machen. Bis dann.«
    »Ja, grüß die anderen.«
    »Werde ich machen.« Lachend beendete
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