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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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früh raus.«
    »Das ist natürlich schlecht. Aber die Schlüssel haben Sie?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Unsinn.« Sie schlug sich gegen die Stirn. »Wie konnte ich das nur vergessen? Nun ja, man wird alt.« Aus der Hosentasche holte sie einen flachen Schlüssel hervor. »Der ist für die Haustür. Der für die Wohnung steckt ja innen.« Sie legte den Gegenstand auf den Tisch und schaute sich im Zimmer um. »Ist schon komisch, sich wieder an einen neuen Mieter gewöhnen zu müssen. Hoffentlich hört das bald auf. Meine Nerven sind auch nicht mehr die besten.«
    »Das kann ich mir denken«, unterstützte ich sie, um sofort eine Frage zu stellen. »Und diese Taten sind wirklich alle in diesem Zimmer hier passiert, Lisa?«
    »Ja, vier Morde.«
    »Das ist ein Hammer!«
    »Da sagen Sie was. Die Bullen haben nichts herausgefunden. ES gibt allerdings keine Spuren, und allmählich fange ich an, an einen Geist zu glauben.« Sie schüttelte sich, als hätte man sie mit kaltem Wasser bespritzt.
    »Was soll das denn für ein Geist gewesen sein?«
    »Keine Ahnung.«
    Zwischen uns entstand eine Pause. Ich unterbrach die Stille nach einigen Sekunden. »Mal ehrlich, Lisa, rechnen Sie damit, daß es auch mich erwischt?«
    Die Frage hatte sie wohl überrascht, denn sie schaute zur Seite und hob die Schultern. Die Hände lagen dabei aufeinander, und sie spielte mit den Fingern. »Wollen Sie wirklich meine ehrliche Meinung hören, John? Wollen Sie das?«
    »Ja.«
    Sie räusperte sich. »Ich befürchte auch für Sie das Schlimmste.« Sie schaute mich nicht an, sondern zur Seite. »Ja, davon können Sie ausgehen. Warum sollte dieser unheimliche Killer bei Ihnen eine Ausnahme machen? Ich habe mich schon nach dem zweiten Mord dafür stark gemacht, daß dieses Zimmer hier nicht mehr vermietet wird, aber die Angestellten der Hausverwaltung haben sich um meine Einwände nicht gekümmert. Jetzt könnten Sie das fünfte Opfer werden. Schön sind diese Aussichten wirklich nicht, John.«
    »Da haben Sie recht. Wer stirbt schon gern?«
    Lisa hob den Blick. »Sie wollen immer noch bleiben?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Dann kann ich Ihnen nur alles Gute wünschen. Und hoffen. Sie darauf, daß Ihr Schutzengel die Augen nicht verschließt.«
    »Danke, das ist nett.«
    Als Lisa aufstand, erhob auch ich mich. Noch einmal blickte sie sich im Zimmer um wie eine Fremde. Ich sah, daß sie dabei eine Gänsehaut bekam, aber sie kehrte auch sehr schnell wieder in die Wirklichkeit zurück und bot mir an, mich bei irgendwelchen Fragen vertrauensvoll an sie zu wenden.
    »Danke, Lisa, daß Sie das gesagt haben. Ich hätte da schon noch eine Frage.«
    »Bitte.«
    »Ich lebe ja nicht allein in diesem Haus. Was ist mit den anderen Mietern auf dem Flur?«
    »Alle Wohnungen sind belegt.«
    »Das hörte ich. Aber von wem? Ich will keinen Klatsch erfahren, sondern nur wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    Lisa überlegte. »Wissen Sie, John, hier wohnen keine Millionäre, aber alle können die Miete bezahlen. Wenn nicht, wären sie ja längst rausgeflogen. Es gibt hin und wieder Ärger, aber der hält sich in Grenzen. Vielleicht werden Sie sich mal von den beiden Typen schräg gegenüber gestört fühlen. Einer von ihnen nennt sich Raver, und er hört oft bis tief in die Nacht seine Techno-Musik.«
    »Von den beiden, sagten Sie?«
    »Rayer wohnt zusammen mit Steve Cochran. Ein ziemlich finsterer Bursche, der schon einigen Ärger mit den Bullen hatte. Er lebt auch nicht offiziell dort. Ich sage es Ihnen gleich, bevor Sie es von den anderen erfahren. Außerdem ist Cochran viel weg.«
    »Und die anderen?«
    »Eine Amateurnutte haben wir hier auch noch. Sie wohnt zwei Türen neben Ihnen. Das ist Ginny Day.«
    »Bringt sie Freier mit?«
    »Nur sehr selten, meistens treiben sie es im Auto oder in einer billigen Absteige.«
    »Wer lebt noch hier?«
    Lisa Fox zählte einige Namen auf und fügte stets eine kurze Biographie hinzu. Die meisten Mieter gingen zur Arbeit, sogar der Techno-Freak tat irgend etwas, zumindest wenn er nicht gerade blau machte, aber sonst konnte oder wollte sie nichts Negatives über die Bewohner berichten.
    »Ich muß auch gehen«, sagte sie dann und packte ihre Zigaretten ein, die noch auf dem Tisch lagen.
    »Den Killer haben Sie vergessen«, sagte ich.
    Lisa hatte die Tür bereits aufgezogen, verließ den Raum aber noch nicht, sondern blieb wartend stehen. Sie machte den Eindruck einer Frau, die noch über etwas nachdenken wollte, und schließlich hatte
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