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Kampf um die Sonne (Orion 05)

Kampf um die Sonne (Orion 05)

Titel: Kampf um die Sonne (Orion 05)
Autoren: Hans Kneifel
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    Im Jahre 1955 entdeckte ein Forscher namens Baade, daß ein kleiner Stern mit der Bezeichnung Ross 614 A einen Begleiter aufwies. Diese Sonne, ein roter Zwerg, war von der irdischen Sonne dreizehn Lichtjahre entfernt; der von Baade entdeckte Begleiter umkreiste ihn in einer Entfernung von rund 600 Millionen Kilometern, was der Entfernung zwischen der irdischen Sonne und dem Planeten Jupiter entsprach.
    Der Begleiter erhielt zunächst den Namen Ross 614 B .
    Die Masse dieses Begleiters betrug insgesamt acht Hundertstel der Sonnenmasse oder 26.000mal die Masse der Erde. Die Leuchtkraft war 63.000mal schwächer als die der irdischen Sonne, und die thermonuklearen Reaktionen im Innern von Ross 614 B waren für die Oberflächentemperatur von 985 Grad verantwortlich. Die Sonne und deren glimmender Begleiter wurden katalogisiert und mehrmals in der Fachliteratur beschrieben und behandelt, da sie ein seltenes Beispiel der Beziehungen zwischen Sonne und Planet darstellten. Sie erhielten im Handbuch einen Platz und eine sehr lange Katalognummer, die vor ihren Hyperraumsprungkoordinaten stand.
    Eine gewisse Bedeutung erhielten sie, als während des zweiten interstellaren Krieges zwischen vier Schiffen der Erde und fünf Einheiten der Föderation in der Nähe dieses Sternes ein erbitterter Kampf stattfand. Zwei der feindlichen Einheiten flogen, schwer zerstört, nach dem Kampf hinaus in den Raum und wurden als vermißt abgeschrieben.
    Dann vergaß man Ross 614 A und Ross 614 B vollkommen.
    Dreizehn Lichtjahre ... der Standort war eindeutig innerhalb der ersten Entfernungszone von fünfundvierzig Parsek.
    Koordinaten: Eins/Süd 019.
    Niemand dachte mehr an den roten Zwerg und den heißen Begleitplaneten. Niemand ahnte etwas von dem Schicksal der beiden großen Schiffe, die nach der Auseinandersetzung geflohen waren. Niemand flog freiwillig jemals in diese Gegend.
    Später würde man sich bestürzt an alles erinnern ...
     
    *
     
    Der glänzende Diskus bewegte sich mit geringer Fahrt auf die Oberfläche des Planetoiden zu. Der Körper besaß rund ein Drittel der Erdmasse und trug den Namen und die Zahl N 116 A.
    Der Diskus verharrte regungslos acht Meter über der Oberfläche. Die Antischwerkraftstrahlen stützten die Scheibe der ORION VIII ab. Dann wurden die Maschinen abgeschaltet. Rings um den Landeplatz herrschte eine fast greifbare Stille. Kosmische Ruhe lag über den Felsen, über den Moospolstern und über den fadendünnen Rinnsalen, die zwischen dem feuchten Kies der Oberfläche in Schlangenlinien verliefen.
    Im Schiff waren die Geräusche der ausschwingenden Generatoren zu hören; knisterndes Metall, das sich abkühlte und das hohe Summen, das über die gesamte Tonleiter nach unten fiel.
    Cliff Allistair McLane, neben ihm Mario de Monti und Atan Shubashi umstanden den großen Zentralschirm.
    »Verdammt!« sagte der Major halblaut. »Wir sind doch nicht betrunken!«
    Atan und Mario antworteten nicht. Sie waren damit beschäftigt, neue Eindrücke zu verarbeiten. Gefährliche neue Eindrücke.
    Helga Legrelle kicherte von ihrem Funkpult her.
    »Heute ausnahmsweise nicht«, sagte eine kühle, verhaltene Stimme. Cliff brauchte sich nicht umzudrehen, um festzustellen, wer gesprochen hatte. Es konnte niemand anderes sein als Tamara Jagellovsk, das unbestechliche Auge des Gesetzes, das McLane und seine Mannschaft bewachte wie ein scharfer Hund.
    »Wie originell!« erwiderte McLane düster. »Sie haben noch keinen von uns jemals betrunken gesehen, Leutnant. Vielleicht in Ihren Kreisen ...«
    Tamara blieb neben ihm stehen und schloß sich den drei Männern an. Also begann sie, ebenfalls auf das Bild des Zentralschirms zu starren.
    »Vielleicht sind es Nachwirkungen«, murmelte sie sarkastisch. »Darf man fragen, was die drei Herren in solche Erregung versetzen kann?«
    Wieder lachte die Funkerin Helga.
    »Man darf!« erwiderte McLane.
    »Ja?«
    »Der Planetoid N 116 A, den wir soeben routinemäßig angeflogen haben, zeigt unerwartete Besonderheiten.«
    »Welche?« fragte Tamara Cliff.
    »Er besitzt eine Lufthülle, die er nicht besitzen dürfte. Und demzufolge eine relativ hohe Temperatur.«
    »Ja ... und?«
    McLane drehte sich halb herum und betrachtete seinen Sicherheitsdienst-Leutnant mit einem mitleidigen Grinsen.
    »Wenn wir unterstellen«, sagte er ruhig, »daß die Daten, die man uns über die Planetoiden mitgegeben hat, stimmen – dann müßte N 116 A seit Urzeiten so unfruchtbar sein wie die Gedanken eines
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