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Kampf um die Sonne (Orion 05)

Kampf um die Sonne (Orion 05)

Titel: Kampf um die Sonne (Orion 05)
Autoren: Hans Kneifel
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in weniger als zehn Minuten geschafft«, versprach Cliff und betätigte den Knopf. Eine kurze Zeit später berührte der Boden des Lifts die Kiesfläche, über der wie ein silberner Schatten die ORION schwebte.
    Mario atmete tief ein, vorsichtig und langsam.
    »Riecht nach Moder«, stellte er fest, »aber nicht schlecht. Dünn wie Höhenluft.«
    Cliff nickte und schwieg.
    Dann trat er aus dem schützenden Lift hinaus in das Licht einer seltsam gelben Sonne, die vier Astronomische Einheiten entfernt war. Dicht hinter Mario ging Cliff ungefähr zehn Meter über den feuchten Kies, dann drehte er sich um und ging langsam in den Kniekehlen zu Boden. Er stützte sich mit den Händen und betrachtete eines der runden Moosbüschel.
    Die ORION warf einen fast kreisrunden Schatten, und in diesem Schatten war es warm. Stickige, dünne Luft trug die Gerüche wuchernder Pflanzen mit sich, und von irgendwoher hörten die beiden Männer die Geräusche winziger Wellen, den Ton von einem schmalen Rinnsal, das über Steine plätscherte.
    »Moos!« sagte McLane.
    Er sah ungläubig zu Mario hinauf.
    Der erste Offizier zuckte hilflos mit den Achseln.
    »Tatsächlich Moos.«
    Cliff streckte die Hand aus und berührte die Spitzen der Moosfasern. In der gleichen Sekunde zuckte die Hand zurück, und zwischen den Fingern und dem Moos knisterte eine elektrische Entladung. Ein heftiger Schlag traf Cliff. Die Nerven seines rechten Armes begannen zu schmerzen; es roch nach dem freigewordenen Ozon.
    »Offensichtlich eine neue Art von Moos«, sagte Mario ohne jeden Sarkasmus.
    Cliff stand auf und massierte sein Handgelenk.
    Das Moos auf dem Planetoiden N 116 A schien gefährlich zu sein ...
     
    *
     
    Bedächtig streifte Cliff die Handschuhe über und bückte sich dann wieder. Mit einem schnellen Ruck riß er ein Büschel des dichten, langflorigen Mooses aus und hielt es auf der Handfläche Mario entgegen.
    Mario musterte den Fund schweigend und deutete dann auf einen Fleck, etwa fünfzehn Meter entfernt.
    »Hier ist sogar Gras«, sagte er.
    Die Männer kannten als Raumfahrer natürlich die Gesetze der Evolution, aber sie waren keine Spezialisten.
    »Tatsächlich!« sagte Cliff und zerfaserte gedankenlos das Moosbündel.
    »Es fehlen nur noch eine Schafherde und eine Rokokoschäferin«, stellte Mario fest. »Dann wäre die Idylle komplett.«
    Cliff ließ das Moos wieder zu Boden fallen und sah die Eindrücke der leichten Raumfahrerstiefel, die vom Liftausgang bis hierher führten und langsam voll Wasser liefen.
    »Schafe?« fragte er und lächelte. »Wie ich dich zu kennen glaube, denkst du weniger an die Schafe als an diese Schäferin.«
    Mario quälte sich ein Grinsen ab.
    »Oh ...«, murmelte er.
    Das Handsprechgerät summte auf wie eine wütende Hornisse.
    »Ja?« meldete sich Cliff.
    Tamaras Stimme war zu hören.
    »Major McLane«, sagte sie laut, »bitte nehmen Sie nicht nur Pflanzen, sondern auch Gesteinsproben mit zurück ins Schiff.«
    Wortlos blickten sich Mario und Cliff an.
    Dann antwortete der Commander:
    »Pflanzen und Gesteinsproben. Selbstverständlich. Wenn Sie mir verraten, worin ich die Dinge verstauen soll, bringe ich Ihnen auch noch einige Spezimen der Fauna mit. Sie werden zwar nicht Dinosaurierformat haben, aber immerhin könnten sie das Bild von N 116 A abrunden.«
    Tamara schwieg kurz, dann erwiderte sie hastig:
    »Ich bringe Ihnen die Behälter hinaus, Major.«
    Cliff schaltete ab und murmelte:
    »So ist es recht.«
    Sie blieben stehen und sahen sich um.
    Die Landschaft dieses riesengroßen Planetoiden war ohne jeden Reiz, sah man von dem Moos ab, das elektrische Schläge austeilte. Cliff McLane fragte sich, ob dieses Phänomen einen Schutz der Pflanze darstellte oder rein statischer Natur war. Vermutlich letzteres; es konnte hier keine Tiere geben, die größer waren als primitive Würmer. Niedrige Hügel, langgestreckt wie die Falten eines schmutziggelben Tuches, unterbrachen die gerade Linie des Horizonts. Die Sonne stand als ein sehr kleiner, gelber Fleck hinter wassergesättigtem Nebel. Das Schiff warf einen Schatten, dessen Ränder unscharf waren. Das Geräusch, mit dem sich der Lift wieder aus dem Unterteil des Schiffes schob, unterbrach McLanes Gedanken.
    Tamara kam heraus und trug eine Anzahl von stählernen Behältern mit sich, die durch ein winziges Aggregat versorgt wurden; man konnte in ihnen Kälte oder Wärme erzeugen.
    »Danke«, sagte Cliff, als Tamara Jagellovsk zwischen ihm und Mario stand. Die Stiefel
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