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Kampf um die Sonne (Orion 05)

Kampf um die Sonne (Orion 05)

Titel: Kampf um die Sonne (Orion 05)
Autoren: Hans Kneifel
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dürfte. Beunruhigt Sie das in diesem Maße?« fragte Tamara zurück. Cliff öffnete die Schleusentüren, die automatisch von schweren Maschinen bewegt wurden.
    »Das weniger. Aber dieses Leben ist nicht entstanden, weil die Natur es wollte, sondern es entstand durch einen Prozeß, den wir nicht kennen. Mario hat einige aufregende Thesen, aber er kann sie noch nicht beweisen.«
    Sie gelangten an eine Abzweigung.
    »Welche Thesen?« fragte Tamara beunruhigt.
    »Das primitive Leben auf N 116 A entstand, weil dieser Planetoid in eine Zone des Alls hineingezogen wurde, in der einmalig günstige Bedingungen herrschten – und noch herrschen. Betrachten Sie die Planeten: Merkur, Venus, Erde und Mars. Von ihnen sind drei in einer Entfernung, die Leben ermöglicht. Die Entfernung von der Sonne, meine ich. Venus entwickelte Leben, Merkur keines. Mars entwickelte ebenfalls Leben, das aber nicht in der Lage war, sich zu komplizierten Formen aufzuschwingen.
    Nur die Erde, die sich in geeignetem Abstand von der Sonne bewegt, brachte hochentwickeltes Leben hervor. Nach sämtlichen einschlägigen Erfahrungen von dreitausend Jahren biologischer Forschung dürfte außer einer völlig sterilen Atmosphäre auf N 116 A nicht einmal ein Kristall wachsen.«
    Tamara schüttelte seine Hand.
    »Ich verstehe«, versicherte sie leise. »Zwar noch nicht alles, aber wenigstens die Umrisse.«

 
2
     
    Zwei riesige Bildschirme, die sich nebeneinander befanden, beherrschten den Raum: zwei rechteckige Flächen, auf denen Bilder zu sehen waren. Diese Bilder waren der Grund der Unruhe, die von den Männern hier im Raum Besitz ergriffen hatte.
    Zwei fast völlig identische Bilder.
    Rechtes Bild:
    Eine Landschaft, die unter dem stechenden Licht einer winzigen, stechenden Sonne lag. Stechendes, grelles Gelb. Harte Schatten werfend. Die langgestreckten Hügel des Hintergrundes waren leer und steinig. Im Vordergrund befand sich eine Struktur, die wie ein ausgewaschenes und ausgestorbenes Flußbett aussah. Weiße, reifbedeckte Kiesel und eisknirschender Sand. Nicht die Spur einer Vegetation. Nicht einmal verweste oder versteinerte Reste einer solchen. Nichts. Kosmische Öde.
    Linkes Bild:
    Die gleiche Landschaft. Das Sonnenlicht war milder und wurde von einer dichten Atmosphäre gefiltert wie von Nebel. Die langen Hügel waren nicht mehr leer und steinig, sondern überwuchert von Flecken und Linien dunklen Grüns. Im Vordergrund wuchsen auf Steinen Moosballen. In abgelagertem Schlick wuchsen harte Gräser. Und in dem leeren Bett eines Flusses, der Jahrtausende lang keinen Tropfen Wasser geführt hatte, bewegte sich ein Streifen klaren Wassers.
    Die fünf Männer starrten schweigend auf die Bilder. Sie erkannten die Unterschiede, aber nicht jeder von ihnen erkannte die drohenden Gefahren, die von diesen Bildern ausgingen. Nicht das, was die Bilder zeigten, war gefährlich, sondern das, was für die Veränderung des linken Bildes verantwortlich war.
    »Wir sehen hier zwei Aufnahmen des Planetoiden N 116 A«, sagte Dr. Schiller, der Vorsitzende des Interstellaren Ausschusses für Biokontrolle.
    Er machte eine dramatische Pause.
    »Das rechte Bild ist knappe zweihundert Jahre alt. Es zeigt diese Welt, wie sie katalogisiert wurde, bevor man ihr einen Platz im Handbuch zuwies. Absolut leblos. Wir wissen nicht, woher diese Welt stammt, wann sie Leben getragen hat und warum auf ihr jedes Leben ausgestorben war.«
    In der Pause zwischen zwei Sätzen hörte man das angestrengte Atmen Marschall Wamslers.
    »Jedenfalls war N 116 A ohne jedes Leben. Bis McLane und seine Leute im Zuge einer Routinekontrolle dort eintrafen. Sie stellten fest, was wir hier sehen, nahmen einige Proben von Fauna und Flora mit, machten einige Serien von Fotos und lieferten alles bei uns an.«
    Oberst Villas Finger schlugen einen knappen Wirbel auf der Tischplatte. Er lehnte entspannt in seinem Sessel und betrachtete die beiden stereoskopischen Aufnahmen, die gestochen scharf waren. Was man sah, war harmlos. Die Gefahr lauerte hinter den Dingen.
    »Wir haben das Material noch nicht völlig ausgewertet, aber wir wissen, daß der Planetoid plötzlich Bedingungen erhalten hat, die entweder schlafendes Leben organischer Art geweckt oder direkt erschaffen haben.«
    Drei Wissenschaftler der Biokontrolle waren anwesend, dazu Wamsler und Villa.
    Die Sitzung war geheim, und das, was hier erörtert wurde, war es ebenfalls.
    »Die Proben von Pflanzen und anderem niederen Leben sind also noch nicht
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