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Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)

Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)

Titel: Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
Autoren: Dan Gronie
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Sommerferien
     
     
    Es war noch früh am Morgen und eine schläfrige Stille lag über dem Londoner Stadtbezirk Bexley - nur bei Familie Addams dröhnte die Stimme von William durch das gesamte Haus: »Sebastian, steh endlich auf!«
    William saß am Küchentisch und hatte mal wieder eine Stinklaune.
    »Der Junge kommt einfach nicht aus den Federn«, schimpfte William laut und wandte sich seiner Frau Rebecca zu.
    »Hab ein wenig Geduld, William. Er wird gleich kommen«, sagte Rebecca ruhig.
    »Er hat nur diesen Unsinn im Kopf.«
    »Was meinst du?«
    »Na, diesen ... diesen Fantasykram – er schwärmt nur noch von anderen Welten, von Drachen und Zauberern – er spielt mit seinen Freunden diesen ... diesen Quatsch ... diese Fantasy-Rollenspiele: Drachenjäger - Teufelslord«, schimpfte William und holte kurz Luft. »Er soll mehr für die Schule lernen. Was soll aus diesem Jungen nur einmal werden?«, brüllte er und hämmerte mit der Faust auf den Tisch.
    »Er ist noch ein Kind, William.«
    Mit einem mürrischen Blick stand William auf und ging zur Küchentür.
    »Sebastian«, hallte Williams dunkle Stimme das Treppenhaus hinauf, in den ersten Stock. »Steh endlich auf! Wenn du glaubst, du könntest am letzten Schultag zu spät zum Frühstück erscheinen, dann liegst du falsch, Bursche. Dann fährst du in den Ferien nicht zu Großvater. Hast du mich verstanden?«
    »Ach, William, sei nicht so streng mit dem Jungen.«
    »Er muss lernen, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt, Rebecca«, sagte William mit Nachdruck. »Gar nichts, das kannst du mir glauben!« Dann brüllte William wieder das Treppenhaus hinauf: »Also, raus aus den Federn, Sebastian! Ich warne dich, übertreib es nicht! Meine Geduld ist gleich am Ende!«
    »Er ist erst zwölf Jahre, William«, ermahnte Rebecca ihn.
    Sie nahm einen Schluck Tee zu sich und stellte die Tasse polternd auf den Küchentisch zurück.
    William verzog missmutig das Gesicht. »Eben drum«, brummte er seine Frau an. »Sebastian soll früh lernen, was es heißt, erwachsen zu werden, Rebecca.«
    »Sebastian, wo bleibst du?«, brüllte er aus voller Kehle.
    »Ja, ich komme gleich, Vater«, stöhnte eine verschlafene Stimme aus dem zweiten Zimmer im ersten Stock. »Mein Vater hat eine Stimme wie ein Bergtroll«, fluchte Sebastian, der die lauten Gespräche zwischen seinem Vater und seiner Mutter mitbekommen hatte.
    »Sofort!«, rief William das Treppenhaus hinauf. »Hast du mich verstanden, Söhnchen?«
     
    ***
     
    Sebastian hörte, wie sein Vater in der Küche fluchend einen Kessel auf den Herd stellte. Sebastian schlug die Bettdecke zurück und kroch aus dem Bett. Er ging schlafwandelnd ins Bad und unterzog sich einer Katzenwäsche.
    Als Sebastian hinunter in die Küche kam, empfing ihn sein Vater mit den Worten: »Hast du dir auch die Zähne geputzt?«
    »Das mach ich nach dem Frühstück«, antwortete Sebastian verschlafen und genervt zugleich.
    »Komm zu mir, Sebastian, und setz dich neben mich«, sagte Rebecca sanft und zeigte auf den leeren Stuhl an ihrer rechten Seite.
    »Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder!«, brummte William Sebastian an. »Manuel ist stets pünktlich und wäscht sich immer gründlich.«
    Sebastian sah zu Manuel, der ihm gegenüber neben seinem Vater saß. Manuel grinste Sebastian an. Als Sebastian leise aber unüberhörbar sagte: »Das hat Manuel auch nötig – er riecht halt wie ein Stinktier«, erlosch das Grinsen im Gesicht von Manuel abrupt, als hätte Sebastian seinem Bruder einen Eimer Eiswasser mitten ins Gesicht geschüttet.
    »Was hast du da gerade gesagt, Sohn?« Williams Stimme schwoll verdammt gefährlich an.
    »Nichts, Vater«, sagte Sebastian kleinlaut.
    Williams düsterer Blick verriet Sebastian, dass er sich eben wohl etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, und er stellte sich auf eine harte Strafe ein, doch zu seiner Verwunderung nickte sein Vater und sagte nur: »Gut, dann sei still und iss dein Frühstück!«
    Vielleicht lag es an dem strafenden Blick seiner Mutter, den sie William eben zugeworfen hatte, dass Sebastian keine Strafe von seinem Vater erteilt bekommen hatte.
    »Möchtest du ein Glas Milch, Sebastian?«, fragte Rebecca sanft.
    Sebastian nickte mit vollem Mund.
    »Wie heißt das, Sohn?« Williams Stimmung wollte einfach nicht besser werden. Das lag sicher daran, dass William heute an einer Mitarbeiterversammlung teilnehmen musste, bei der er die aktuellen Verkaufszahlen vorstellen sollte – und die waren für
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