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1083 - Das Mondschein-Monster

1083 - Das Mondschein-Monster

Titel: 1083 - Das Mondschein-Monster
Autoren: Jason Dark
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Der Orkan schäumte das Wasser der kleinen Seen auf und verwüstete alles, was nicht fest genug im Boden verankert war, um anschließend als schreiendes und heulendes Ungeheuer ein gewaltiges und düsteres Felsmassiv zu umtoben, das sich ihm als Barriere in den Weg gestellt hatte.
    Der Sturm hatte es geschafft, den Himmel wolkenfrei zu fegen. Nur letzte Schleier in der Ferne, das war alles. Ansonsten gab es nur die weite, unendlich scheinende Leere - und das Licht!
    Es war ein Mond! Ein schlichter Kreis, aber trotzdem war es ein besonderer Himmelskörper, der hoch über der Erde stand. Der Aibon-Mond, der sein Licht auf das Land schickte.
    Es war hell, es war bleich, aber es war trotzdem anders als das Licht des normalen Mondes, das die Welt beschien. Dieses hier hatte einen grünlichen Schimmer innerhalb seiner Blässe erhalten, ein Zeichen eben für das Land Aibon, einem Zwischenreich, das auch das Paradies der Druiden genannt wurde.
    Das kalte, grünweiße Licht war überall zu sehen. Es gab keinen Ort am Boden, der davon nicht berührt worden wäre. Sein Schein glitt über die Wälder hinweg und malte das Felsgestein ebenso an wie die weiten Ebenen. Man sah keine Grenzen. Das Licht streute überall hin. Es beherrschte das Land und tauchte es in eine geisterhaft wirkende Szenerie ein.
    Es gab den Sturm nicht mehr. Der Wind hatte sich so schnell zurückgezogen wie er aufgekommen war. Er hatte seine Spuren hinterlassen, mehr auch nicht.
    Es war auch nicht richtig dunkel. Der Himmel selbst hatte keine Schwärze erhalten. Er sah einfach nur blank aus und wie angestrichen von diesem grünweißen Schimmer.
    Auch die Felsen hatten diesen Glanz bekommen. Sie standen da wie eine Mauer, die alles abhalten wollte, was sich ihr in den Weg stellte. Sie bildeten eine Grenze, die sagen wollte: Bis hierher und keinen Schritt weiter. Sie waren tot. Es gab kein Leben in und auf ihnen. Nicht einmal Bodendecker hatten ihre Schicht auf dem grauen Gestein hinterlassen. Das Mondlicht fing sich auf der Oberfläche des Gesteins und machte es zu einem kalten Spiegel.
    Dort, wo sich die Wände mehr oder minder steil in die Höhe wuchteten, und dem Mondlicht keine gute Chance ließen, gab es auch Schatten. Sie waren dunkel, sie waren tief, und sie schienen aus den schmalen Spalten hervor nach außen zu fließen.
    Schatten, sie sich selbst nicht bewegten. Aber aus ihnen wuchs ebenfalls ein Schatten hervor, und der stand nicht still. Er mußte sich im Innern der Felsen verborgen haben, so zumindest sah es aus, als er sein Versteck verließ.
    Es war eine große Gestalt mit langen, hellen, schon weißen Haaren. Sie trug einen hellen Mantel oder Umhang, dessen Stoff ebenso im Restwind bewegt wurde wie das Haar. Ein hageres Gesicht, wie aus grünbrauner Baumrinde geschnitzt, durchlaufen von hellen Streifen, und mit Augen, die an die starren Glotzer eines Reptils erinnerten.
    Der Schatten war ein Mensch. Eine Gestalt, die wenige Schritte vorging, um dann stehenzubleiben.
    Sie überlegte noch einen Augenblick, bevor sie sich drehte, den Kopf weit zurücklegte und mit den Augen zum Mond starrte, als wollte sie sich von ihm hypnotisieren lassen. Es blieb nicht bei dieser Haltung, denn die Gestalt hob die Arme an, dann streckte sie sie vor, spreizte die Finger und hielt sie dem Kreis am Aibon-Himmel entgegen.
    Die Gestalt flehte den Mond an. Sie lockte, und sie wollte das Licht. Der Kreis glich einem Kraftspender, den die einsame Gestalt mit den langen, wehenden Haaren nun anzapfte.
    Die Person war nicht irgend jemand. Man konnte sie schon als außergewöhnlich betrachten, denn sie war der Herrscher in diesem Teil des Druiden-Paradieses.
    Sie war Guywano!
    Der Druiden-Fürst. Derjenige, der Aibon mit eiserner Hand regierte. Der sich auf nichts einließ, und dem es noch immer zu wenig war, daß er nur eine Hälfte des Landes beherrschte. Die andere, die positive, hatte er nicht unter seine Kontrolle bringen können. Was ihn ärgerte und woran er arbeitete.
    Er stand unbeweglich auf der Stelle. Den Blick auf den Mond gerichtet, die Hände ausgestreckt.
    Wie jemand, der nicht wollte, daß dieses fahle Licht nur auf den Kreis beschränkt blieb.
    Er bewegte seine Finger, die lang waren und an abgeschnittene Stücke erinnerten. Das Licht traf auch ihn und gab ihm eine entsprechende Blässe, die sein Gesicht überdeckte.
    Es blieb nicht dabei. Es veränderte sich. Die Bleichheit nahm einen helleren Ton an. Das Licht hatte es geschafft, den Weg zu ihm zu
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