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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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sie sich zu einer Bemerkung entschlossen. »Sie können sagen, was Sie wollen, John, und wir kennen uns auch noch nicht lange, aber ich habe trotzdem bereits den Eindruck gewonnen, daß Sie hier in dieser Umgebung ein Fremdkörper sind.«
    Ich gab mich erstaunt. »Himmel, Lisa, wie kommen Sie denn darauf?«
    Kantig lächelte sie mir zu. »Feeling«, erklärte sie. »Ich habe so meine Erfahrungen mit Menschen sammeln können. In dieser Bude kann wirklich ein Seelenklempner mal die Praxis erleben. Aus Ihnen werde ich wirklich nicht schlau. Tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen.«
    »Macht ja nichts«, erwiderte ich. »Aber trotz allem bin ich froh, ein Zimmer bekommen zu haben.«
    Sie nickte mir zu. »Gut, dann sehen wir uns.«
    »Ja, gern. Und danke für die Aufklärung.« Ich hatte meine Worte gegen die Tür gesprochen, denn sie war bereits von außen zugezogen worden.
    Eine Weile starrte ich noch gegen die abgeblätterte Farbe und hing meinen Gedanken nach.
    Lisa Fox war zwar keine studierte Psychologin, aber sie verfügte über Menschenkenntnis und hatte Erfahrungen sammeln können. Bei diesen Mietern wirklich nicht zu knapp. Irgendwie schaffte sie es auch, mit allen Mietern zurechtzukommen. Auch das war nicht normal.
    Ich hatte ja vorgehabt, mein Gepäck zu verteilen. Das schob ich zunächst auf, weil ich mich im Haus umschauen wollte. Da war nicht viel zu sehen, es gab auch keinen Keller, aber dieser Flur draußen war schon etwas Besonderes.
    Auf dem normalen Weg verließ ich den Raum, war dabei aber sehr vorsichtig und lugte in den Flur hinein, ob sich dort auch niemand herumtrieb, der mich bemerkte.
    Es war nicht der Fall. Leer lag der Flur vor mir. Hinter mir schloß ich die Tür leise und ging einige Schritte in den Flur hinein. Dort baute ich mich so auf, daß ich in Richtung Haustür sehen konnte, wobei mir der Flur vorkam wie ein langer, nur mäßig erhellter Tunnel. Das Licht hier brannte Tag und Nacht, weil es keine Fenster gab.
    Die Wohnungen mochten zwar alle gleich sein, aber dieser Flur war schon etwas Besonderes, nicht allein wegen seiner ungewöhnlichen Breite. Zur Wohnung der Lisa Fox hin sah ich eine Treppe, die aus vier breiten Stufen bestand. Dahinter befand sich eine breite Tür. Sie teilte den Flur ab. Nicht sichtbar für mich lag die Wohnungstür der Lisa Fox jenseits der Tür.
    Das untere Drittel bestand aus Holz, die beiden oberen aus Glas. Sogar ein Geländer war vorhanden. Es begleitete die vier Stufen.
    Der Flurboden bestand aus Holzbohlen. Sie hatten ihre ursprüngliche Farbe verloren, sahen grau und grün aus, als wären sie von einer Schimmelschicht bedeckt.
    Die alte Lampe unter der Decke war nicht weit von der Zwischentür entfernt.
    Sie sah aus wie eine halbe Kugel. Zwei Birnen leuchteten in ihr.
    Meine Tür hatte ich nicht abgeschlossen. Zwei Schritte von mir entfernt befand sich das nächste Zimmer, danach kam der Raum, in dem Ginny Day lebte.
    Ich hatte eigentlich vor, mich lautlos zu bewegen. Das gelang mir leider nicht, denn die Holzbohlen machten sich schon bemerkbar. Das Knarren und Ächzen erreichte meine Ohren als unangenehmes Geräusch. Als ich es zum erstenmal hörte, rieselte mir ein Schauer über den Rücken.
    Neben Ginny Days Tür blieb ich stehen und wandte mein Interesse der linken Seite zu.
    Dort lebte der Raver zusammen mit Steve Cochran. Auch aus diesem Zimmer drang kein Geräusch.
    Im Flur selbst herrschte eine merkwürdige Stille. Ich glaubte nicht, mir etwas einzubilden, aber sie kam mir nicht normal vor. Sie war so dicht und auch anders, als wäre meine Umgebung dabei, den Atem anzuhalten. Auch von draußen hörte ich kaum Geräusche. Die Mauern hielten wirklich viel ab.
    Ich hob das rechte Bein vom Boden, um den nächsten Schritt zu gehen.
    Wieder bewegte sich das alte Holz, dann setzte ich den Fuß auf. Weich war hier das Holz. Ungewöhnlich weich.
    Zu weich!
    Ich sackte nicht ein, doch klebte meine Schuhsohle fest. Oder bildete ich mir das nur ein?
    Dann hörte ich die Stimmen!
    ***
    Zuerst glaubte ich, mich geirrt zu haben, denn in meiner sichtbaren Nähe befand sich niemand, von dem dieses Flüstern hätte stammen können.
    Es klang sehr leise, es war aber auch böse, und es hinterließ bei mir schon eine kalten Schauer im Nacken.
    Ich drehte mich um.
    Da war nichts zu sehen. Weder hinter mir noch vor mir. Die Stimmen jedoch bildete ich mir nicht ein. Sie erreichten auch weiterhin meine Ohren, und ich konzentrierte mich auf ihre Herkunft.
    Auch die
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