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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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wissen nur, daß sie erstickt sind.«
    »Kannst du das näher erläutern?« mischte ich mich ein.
    Tanner nickte. »Deshalb bin ich ja hier. Es ist alles unglaublich, aber schon so abgefahren, daß es wieder der Wahrheit entsprechen kann. Die vier Toten, es waren Männer, sind alle im selben Zimmer umgekommen.«
    Tanner ließ uns Zeit für eine Frage, und Suko stellte sie auch. »Wo ist das geschehen? In welchem Haus?«
    »Die Frage war schon gut«, gab der Chief Inspector zu. »Es ist ein Wohnhaus. Nur möchte ich es nicht als normal bezeichnen.«
    »Warum nicht?«
    »Ganz einfach, Suko, es ist eine Baracke. Mit kleinen Wohnungen für Leute mit kleinem Geldbeutel. Kein Luxus, aber mit Dusche.« Er klopfte mit der Spitze des Zeigefingers auf sein linkes Knie. »In diesem Haus sind die vier Menschen getötet worden.«
    »Tatsächlich immer in derselben Wohnung?« hakte ich nach.
    »Ja.«
    »Wer wohnt jetzt darin?«
    »Niemand, John. Sie steht leer.«
    Ich hob die Augenbrauen, weil ich schon etwas ahnte, aber ich hielt mich mit einer Frage zurück.
    Dafür sprach Tanner. Seine Stimme klang knarrend. »Den letzten Toten haben wir dort vor zwei Tagen gefunden. Der Mann hieß Justin Oldman.«
    »Wieder erstickt?«
    »Ja.«
    »Woran?«
    »Frag mich was Leichteres. Ich weiß es nicht. Die Experten wissen es nicht. Erstickt und erwürgt. - Wir stehen vor vier Rätseln.«
    »Wird das Haus nur von Männern bewohnt?« erkundigte sich Suko.
    »Nein.« Tanner mußte grinsen. »Es ist kein Bullenkloster, wie man im Volksmund sagt.«
    »Wie viele Frauen wohnen denn dort«
    »Zwei. Eine davon ist die Hausmeisterin. Sie heißt Lisa Fox und lebt in der ersten Wohnung. Diese Frau weiß eigentlich alles. Sie ist eine sprechende Zeitung.«
    »Aber sie weiß nicht, wie die Männer umgekommen sind.«
    Tanner hob die Schultern. »Das ist genau unser Problem. Sie ist ahnungslos. Allerdings hat sie den letzten Toten gefunden. Sie hatte dem Mann das Frühstück bringen wollen.«
    »Toller Service«, kommentierte ich.
    Tanner winkte ab. »So kannst du das nicht sehen, John. Das war so abgemacht, und er hat immer bezahlt. Aber das bringt uns nicht weiter. Nach wie vor wissen wir nicht, wie die yier Mieter ums Leben gekommen sind. Wir müssen also vier Morde aufklären.«
    Auf meinem Stuhl beugte ich mich vor. »Ihr, Tanner?«
    »Indirekt.«
    »Der Schwarze Peter liegt doch jetzt bei uns, denke ich mir. Du bist nicht aus Spaß zu uns gekommen.«
    »Stimmt, John. Ich möchte, daß ihr mal wieder die Kastanien aus dem Feuer holt.«
    Das war klar. »Wie hast du dir das denn vorgestellt?« erkundigte ich mich. In Wirklichkeit ahnte ich schon, was da über die Bühne laufen sollte.
    »Eben auf eine unkonventionelle Art und Weise. Wie das bei euch so der Fall ist.«
    »Da bleibt uns nur der Einzug«, sagte Suko.
    Tanner strahlte plötzlich. »Richtig und falsch zugleich. Die Wohnung muß wieder belegt werden. Natürlich stehen die Mieter Schlange, aber das Haus wird durch ein Wohnungsamt verwaltet, und wir haben dafür gesorgt, daß dieses Zimmer zunächst nicht vergeben wird. Wir wollen abwarten, denn ich könnte mir schon jemanden denken.« Der Kollege von der Mordkommission hob den Daumen. »Aber nur einer von euch kann in die Bude einziehen, deshalb ist es falsch, wenn du uns sagst, Suko.«
    »Warum denn?«
    Tanner schüttelte unwillig den Kopf. »Das ist alles zu klein. Es gibt nur einen Raum, mehr nicht. Nebenan befindet sich noch die winzige Naßzelle, und damit hat es sich.«
    Ich stellte eine Frage. »Sind alle Wohnungen nur von einer Person belegt?«
    »Im Prinzip schon.«
    »Was heißt das?«
    »Man kann natürlich nie ausschließen, daß der eine oder andere jemanden mitbringt und ihn mal für ein paar Tage oder Wochen dort wohnen läßt. Im Prinzip aber gelten die Buden nur für eine Person. Da Sir James schon zugestimmt hat, müßt ihr euch einig werden. Ihr könnt auch losen.«
    Tanner hatte unseren Chef angesprochen, und der nickte zweimal. Er war einverstanden.
    Suko und ich mußten grinsen. Er oder ich. In diesen Dingen waren wir beide nicht gerade kompromißbereit, und so mußte das Los entscheiden, damit sich niemand übergangen fühlte. Das spürte auch Tanner, denn er griff in die schmale Seitentasche seiner grauen Weste und holte eine Münze hervor.
    »Losen?« fragte Sir James, dem das wohl nicht recht war.
    »Ja, Sir, nur das ist gerecht.«
    »Ich werde trotzdem zwei einsetzen, Mr. Tanner. Schließlich geht es um vier Morde.
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