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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt
Autoren: Alexander Kröger
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    Als irdische Kosmonauten nach Jahrhunderten zufällig auf Spuren einer Raumexpedition stoßen, die einst auszog, um einen Planeten urbar zu machen, können sie kaum ihre Bestürzung verbergen. Die Nachfahren der Planetenerkunder befinden sich auf einer niedrigen Entwicklungsstufe. Niemand kann sich erklären, wie es dazu gekommen ist. Die Zusammenhänge erhellen sich, als man alte Aufzeichnungen entdeckt. Diese berichten von Ereignissen, die nachdenklich stimmen.

    Illustrationen von Karl Fischer

    ISBN 3-355-00647-5
© Verlag Neues Leben, Berlin 1989 Lizenz Nr. 303 (305/72/89)
LSV 7503
Einband: Karl Fischer Typografie: Katrin Kampa
Schrift: 11p Garamond
Gesamtherstellung: Karl-Marx-Werk Pößneck V15/30
Bestell-Nr. 644 443 2
ebook by Monty P.

    00710

    Prolog

    Das Pragmatische an Sefa ließ sich eben nicht verleugnen. Kaum daß es mir gelang, sie zu einem Tee in den Sessel zu bewegen… Es schien, als entdecke sie nach der langen Reise die Wohnung, alle in den Jahren angesammelten Gegenstände, die Umgebung neu; die Reise war passé… Sefa begann dann auch sehr bald zu rumoren, Mitbringsel in den Möbeln zu verteilen, sie herumzurücken. Sie meinte, wenn man nach längerer Abwesenheit heimkehrt, müsse man den ersten Eindruck kritisch auswerten; denn nur in solchem Augenblick würden sich die Mängel des Domizils offenbaren, bevor Gewohnheit und Routine ihren Mantel wieder darüber breiteten…
    Da sie mich aber kannte, versuchte sie nicht, mich in ihre Geschäftigkeit einzubeziehen. Höchstens da und dort ein zu schweres Stück mit zu heben oder zu rücken, animierte sie mich mit der gebotenen Zurückhaltung.
    Denn ich empfand ganz anders. Ich habe das Nachklingen gern, ein gewisses Ausruhen, das den Raum zwischen dem Hochgestimmten und dem Alltag scheinbar dehnt…
    So ließ ich den ersten Abend nach unserer Rückkunft hingehen, erreichte, daß mir Sefa zu später Stunde bei einem Glas Martini Gesellschaft leistete, wir uns vor dem Zubettgehen noch ein durchaus amüsantes Videostück anschauten und danach in einer zärtlichen Stunde endlich wirklich heimkehrten.
    Wir schliefen aus, frühstückten gemächlich, und erst dann machte ich es mir vor dem Videor gemütlich, um mir die während der Reise zu Hause eingegangene Post anzusehen.
    Glücklicherweise hielt sich die Zahl der Zuschriften in Grenzen. Nun, die guten Bekannten und Freunde wußten natürlich, daß wir ein halbes Jahr unterwegs gewesen waren, und außerdem, dem Bedürfnis, sich zu sehen, zu sprechen, konnte man ja jederzeit über Videor nachkommen. Neben einigen meist verfallenen Einladungen, der Kopie einer ausführlichen Literaturrecherche über eine um mehrere hundert Jahre zurückliegende Raumexpedition, die mich außerordentlich interessierte, einige Zu- oder Absagen von Dienstleistungsbetrieben, die auf Anfragen und Beschwerden unsererseits befriedigend oder unzureichend antworteten. Diejenigen, die das zu stark brummende Staubabweisungssystem der Marke »Bovist« eingebaut hatten, das, außer daß es eben stark brummte, ausgezeichnet funktionierte, wollten überprüfen. Das Verklemmen der Papierpresse hingegen, so beschieden andere, sei wohl darauf zurückzuführen, daß wir sie unsachgemäß beschickten oder der Anteil an Folien zu hoch wäre.
    Nur noch wenige Zuschriften waren jenem Ereignis gewidmet, das vor Jahresfrist seinen Abschluß gefunden, seinerzeit viel Erregung hervorgebracht, aber auch ein langes Nachdenken heraufbeschworen hatte. Und ich mußte unwillkürlich daran denken, wie jeder aus unserer Crew sich damals vor spontanen, begeisterten, kommentierenden, doch auch kritischen Briefen kaum retten konnte. Viel Mühe hatte mich das gekostet, da ich meinen Ehrgeiz, jede dieser Entäußerungen zu beantworten, wieder einmal nicht unterdrücken konnte.
    Bei einem Schreiben jedoch verweilte ich. Ich ließ es zweimal über den
Bildschirm gehen, und dann rief ich Sefa. »Lies das mal, bitte«, forderte
ich sie auf.
Sefa las laut:

    » Lieber Sam Martin!
    Unser Verlag plant eine Weltausgabe gesammelter Berichte Eurer Expediti on. Jeder einzelne Eurer Mannschaft sollte aus seiner Sicht seine Erlebnisse und Eindrücke szenisch aufschreiben. In der von uns beabsichtigten Veröffent lichung werden wir danach das durch gleiche Auffassungen Objektivierte neben jenes stellen, das in gleicher Situation von jedem von Euch subjektiv empfun den wurde. (Du ermißt, wieviel Arbeit wir uns dabei selbst vorbehalten!) Wir meinen aber, so nicht nur
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