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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt
Autoren: Alexander Kröger
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spannende Lektüre zu produzieren, sondern der Fachwelt mit hoher Wahrscheinlichkeit Neues, bisher gar Übersehenes, zu übermitteln.
    Die Beiträge sollen 300 Schreibseiten nicht überschreiten und in Jahresfrist bei uns eingereicht werden. Archivmaterial, die von Euch mitgebrachten Auf zeichnungen, stehen jedem zur Verfügung. Die Unternehmung ist mit dem Weltkonsortium für Raumfahrt abgestimmt; es begrüßt das Vorhaben. Tech nische Hilfe und Beratung unsererseits sind gewährleistet. Wir würden uns im Namen von Millionen Lesern freuen, wenn Du Deine Mitwirkung zusagtest – bitte bald. Mit besten Grüßen Universum-Verlag Nasat Direktor «

    Sefas Mundwinkel zogen nach unten. »Hm«, brummelte sie. Sie sah mich, der ich tief im Sessel saß, von oben herab mit schräg gehaltenem Kopf abwägend an. »Machst du’s?«
    Ich zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Auf Anhieb kann ich das nicht beantworten. Aber ohne Reiz ist es nicht…«
    »Die Zeit dazu hätten wir vielleicht. Aber das allein ist wohl nicht ausschlaggebend.« Sie sagte das in dem Ton, der bei ihr soviel wie »von mir aus« bedeutet. Sie würde, entschiede ich mich für die Sache, die Angelegenheit mit Gleichmut betrachten, mich keineswegs behindern, aber auch nicht unterstützen. Sefa und ich, wir verstehen uns.
    Wir verstehen uns seit unserer Kindheit, hatten während der langen Pausen in unserer Beziehung eigentlich nie aufgehört, uns zu verstehen. Und in diesem Augenblick mußte ich denken, für uns beide war es weder unschicklich noch erstaunlich, daß wir nach meiner Rückkehr erneut die Verbindung suchten, als wir feststellten, daß wir beide zum Zeitpunkt ohne Partner seien. Und so kam es, daß für mich der Willkommensgruß der Erde doppelt herzlich war.
    Obwohl Sefa drei Jahre vor mir geboren wurde, war sie mit ihren fünfundfünfzig Jahren eine sehr attraktive Frau – und das nicht nur aus meiner Sicht. Sie ist nicht allzu groß und nicht allzu schlank, stets von frischem Aussehen und frischem Gemüt. Übertrieben sentimental gibt sie sich nicht, und es geht ihr längst nicht alles so tief unter die Haut wie mir – oder sie hat das all die Jahre erfolgreich verborgen.
    Nach meiner Rückkehr und der erneuten Liaison mit Sefa hatten wir uns beide nun entschlossen, unsere Tätigkeiten zu koordinieren. Sie arbeitete als Disponentin in einem dieser Großmagazine, die für den täglichen Bedarf, vom Nagel über Bildhauerton bis hin zum Harzer Käse, alles im Angebot hatten. Mich kann man ohnehin nach der Instruktion nur noch für Orbit-, höchstens aber Mondreisen einsetzen, im Normalfall. Vielleicht auch – wegen meiner Erfahrungen – als Kommandant in einem Nimmerwiederkehrer. Aber es steht wohl ziemlich fest: So schnell – also zu meinen Lebzeiten – würde man sich nicht wieder zu einer solchen Unternehmung entscheiden nach diesem TELESALT-Debakel. Also hatten wir uns gesagt: Wir werden reisen. Der Konditionscomputer ist der Meinung, wir hielten beide zum Beispiel noch die dritte Gebirgstouristik-Stufe aus. Das gestattete zwar nicht mehr Gänge in Seilschaften, aber der Risi in der Hohen Tatra passe noch ins Konzept. Wobei unser Sinn jedoch mehr nach Krähwinkel steht – in gemäßigteren Höhenlagen und jenseits aller Routine-Touristik-Routen.
    Und wir machten kein Nur-Reise-Programm aus solchen Vorhaben. Es ist ein neuer, auch für uns ungewohnter Abschnitt des Lebens, eine Probierphase sozusagen. Und niemand sollte glauben, er sei für derartiges zu alt.
    Ich muß gestehen, das Angebot dieses Universum-Verlages enthielt etwas Verlockendes, und es würde unseren anderen Ambitionen kaum im Wege stehen. »Weißt du«, sagte ich, zu Sefa gewandt, »ich höre einfach ein wenig herum. Ich verstehe es so, daß es ein Teamwerk werden soll, also nur Sinn hat, wenn alle – oder wenigstens die meisten – mitmachen. Der Brief ist acht Wochen alt. Möglicherweise bin ich für die bereits ein Ausfaller. Wenn zwei, drei der Mannschaft abgesagt haben, ist das Projekt vielleicht schon gestorben…«
    »Ruf doch diesen Verlag, dann weißt du es, brauchst hier nicht herumzurätseln!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Lieber rede ich mit meinen Leuten. Da erfahre ich gleich mehr Meinungen und Gründe. Und die Zeit dazu habe ich – oder?«
    »Sicher«, entgegnete Sefa. »Mit der Pflege unserer vernachlässigten Rosen hast du ja ohnehin nicht viel im Sinn, und zum Frisör muß ich auch.« Sie fuhr mit gespreizten Fingern durch ihr kräftiges, kurzes,
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