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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt
Autoren: Alexander Kröger
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Feintrieb. »Er verschwindet gleich wieder.« Doch er saß so lange, bis Lisa ihm beinahe auf den Schoß rückte.
    »Er zieht jetzt scheinbar ins Zentralgestirn«, erläuterte Carlos, »wird von ihm überstrahlt. Er ist auf unserer Seite.«
    Wir schubsten Lisa förmlich vom Sitz, höflicherweise ich als letzter. Aber die Hälfte der kleinen Scheibe konnte ich noch erkennen, als sei es eine Warze, ein Pickel am Rande der Sonne.
    »Hier der Kurs.« Carlos sagte es zu Bruno gewandt, betätigte gleichzeitig die Computertaste.
    »Na«, fragte Bruno gedehnt, »wie lange hast du denn den schon im Speicher?«
    Carlos lächelte. »Seit gestern«, gab er zu. »Aber hättest du ihn ohne die…«, er deutete aufs Teleskop, »… Bestätigung angewiesen?« »Direkt auf die Sonne zu? Wohl kaum.« Bruno klopfte Carlos auf die Schulter. In seinem Gesicht lag Wärme.
    Spontan beglückwünschten wir Carlos, der verlegen auf seine vom Sandwich gefettete Hand wies, die wir ihm drückten. Ansonsten wehrte er gelassen ab, bei ihm wirklich keine Geste falscher Bescheidenheit, und machte sich dann daran, den Kursautomaten zu programmieren. »Kannst mir helfen«, forderte er Inge freundlich auf.
    »Und ich darf mir nachher von Bruno etwas anhören«, maulte Friedrun, aber sie lachte dabei, nahm dann ihren Platz wieder ein. »Bist ein As, Carlos«, setzte sie noch hinzu.
    Ab diesem Zeitpunkt lief unser Tun abermals programmiert, routinehaft ab. Wir schwenkten schließlich im Orbit des Planeten auf eine Parkbahn ein.
    Natürlich hatten wir bereits während der Annäherung so viele Daten aufgenommen, daß unser Computer beinahe überlief, wir uns stritten, in welcher Reihenfolge auszuwerten sei, bis Bruno die Folge festlegte, die ich für unlogisch hielt, weil ich dabei an die letzte Stelle geriet, während Lisa Brunos Weisheit pries, die ihre Daten ganz vorn einordnete. Na klar, es waren die biologischen, meteorologischen, atmosphärischen Informationen, die zuerst analysiert werden sollten.
    Dann, je näher wir – mit der höchsten Geschwindigkeit übrigens, die wir uns auf die verhältnismäßig kurze Entfernung überhaupt erlauben durften – dem Himmelskörper rückten, desto stärker wurde die Gewißheit, daß er nicht nur in der Biosphäre der Sonne lag, sondern in der Tat auch biotisch war! Was diese Erkenntnis für eine Euphorie auslöste, eine Spannung auch, läßt sich kaum beschreiben; denn diese Kunde nach Hause zur Erde zu bringen, wäre ein Erfolg der Expedition von kaum gekannten Ausmaßen.
    Freilich, den Menschen sind mittlerweile im Umfeld des Sonnensystems eine Menge Planeten bekannt. Aber – und das wurde seinerzeit bereits als großer Erfolg verbucht – die drei »besten« gehen nicht über die Qualität des Mars hinaus. Noch nie aber gab es einen lebentragenden… Und das war jener vor uns zweifellos, und dieser Tatsache entsprang auch meine Kritik an Brunos Computerreihenfolge. Nicht auszudenken, was wäre, wenn eine Zivilisation…!
    Natürlich fand ich, trotz des riesigen Arbeitsumfangs, offene Ohren, wenn es um diese Frage ging. Wir spielten alle Varianten durch, und immer wieder waren es Inge und Lisa, die alle Argumente, »es könnte…«, kräftig aus den Angeln hoben. Sie hatten die Meßwerte, und sie stellten, je näher wir kamen, desto zuverlässiger, fest, der Planet besitzt keine Pseudo-Primärstrahlung, also keine Zivilisation mit künstlichem Energiepotential… Meine Entgegnung, es könne ja sein, daß sie im Gegensatz zu uns keine Energieverschwender zu sein brauchten, ließen die beiden Frauen insofern nicht gelten, weil die Fremden dann wissenschaftlich-technisch so weit fortgeschritten wären, daß sie längst auf un serer Welle lägen. Und in diesen physikalischen Bereichen tat sich gar nichts. Sie müssen nicht a priori ein Interesse an einem Kontakt haben, argumentierte ich weiter. Und das könne mit ihrem Entwicklungsstand und damit ihrem Energiehaushalt zusammenhängen. Es sei doch nachgerade irre, so begründete ich, daß beispielsweise ein Mensch – bei den Insekten ist das noch gravierender – mit, sagen wir, zweihundert Gramm Schweineschmalz im Körper, na, wenigstens zwei Tonnen Materials in das vierte Stockwerk eines Gebäudes tragen könnte. Man stelle sich eine Maschine vor, die mit ebensowenig Energie Gleichwertiges schafft. »Will sagen, wie weit wir Menschen von einer echten rationellen Energieanwendung wirklich entfernt sind«
    Alle meine Einwände wurden mit der natürlich
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