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Sternenfaust - 087 - Amnesie

Sternenfaust - 087 - Amnesie

Titel: Sternenfaust - 087 - Amnesie
Autoren: Sascha Vennemann & James Halske
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    Far Horizon-Hospital, Mars
     
    Der Schweiß lief ihm in Strömen den Rücken herunter. Er lief und lief, und es wollte einfach kein Ende nehmen. Sein Atem flog. So eine Belastung war er nicht gewöhnt. Wenn nur nicht rings um ihn herum noch zwei andere Menschen schnaufen und stöhnen würden! Das ständige Gejammere ging ihm gehörig auf die Nerven.
    Gregor Rudenko sah auf die Anzeigen des Fitnessgerätes. Sein heutiger Sportplan sah mindestens 45 Minuten intensives Training auf dem Laufband vor. Das Gerät konnte so eingestellt werden, das es verschiedene Belastungen simulieren konnte. Im Moment mühte sich der Vorsitzende des Hohen Rates der Solaren Weiten damit ab, eine fünfprozentige Steigung hinter sich zu bringen – die härteste Etappe des ablaufenden Programms, wie Rudenko in vorangegangenen Trainingeinheiten herausgefunden hatte. Sein Herzschlag war erhöht, erfolgte aber in schöner Regelmäßigkeit – das sagte ihm das auf dem Bildschirm aufblinkende Herzsymbol, das seinen Puls darstellte.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob diese Übung einen derart ziehenden Schmerz hervorrufen sollte, Mister Silbersdorff!«, erklang die Stimme von Ratsmitglied Vijay Gustafsson. Der für äußere Angelegenheiten zuständige Politiker musste sich im Fitnessraum des Far Horizon -Hospitals hier auf dem Mars mit dem Stemmen von Gewichten abmühen. »Hier in der Schulterpartie! Das fühlt sich irgendwie nicht gesund an!«
    Abraham Silbersdorff, der Leitende Arzt der Klinik, deren Gebäude sich halb über der Marsoberfläche und halb darunter befanden, begutachtete die Verrenkungen des indischstämmigen Mannes von der Seite. »Sieht doch gut aus, Mister Gustafsson. Dafür, dass Sie Ihren Körper sonst eher nicht zu belasten pflegen, sind Sie erstaunlich gelenkig. Liegt Ihnen wohl in den Genen!«
    Pah, in den Genen! Der ist so steif wie jeder Politiker! , dachte Rudenko. Alles was auch nur irgendwie mit Genetik zu tun hatte, konnte ihm vorerst gestohlen bleiben – denn das hatte ihn und seine beiden Leidensgenossen erst in diese Lage gebracht.
    Als geistige Wracks waren sie vor ein paar Wochen hier auf dem Mars angekommen, noch tief im Koma liegend. Es hatte Wochen gedauert, ehe sie aus dem Dämmerzustand des Unbewussten erwacht waren und ihre Lage verstanden hatten. Ratsmitglied Vijay Gustafsson, Ratsvorsitzender Rudenko und Botschafterin Jefica Moll.
    Letztere schwang gerade einen Medizinball in kreisenden Bewegungen um ihre füllige Leibesmitte und schnaufte dabei wie ein Nilpferd. Nichts desto trotz trällerte sie eine Melodie vor sich hin und wirkte alles andere als angestrengt. »Aber Schätzchen, wie lange müssen wir uns denn heute noch quälen? Mein Magen knurrt schon verdächtig und bis zum Abendessen sind es noch ganze zwei Stunden. So viele Kalorien kann ich gar nicht zu mir nehmen, wie ich hier wieder verbrenne! Außerdem habe ich andere Dinge zu tun. Das Corps Diplomatique …«
    »… kann warten, Botschafterin!« Abe, wie Abraham Silbersdorff von seinen engen Freunden und Kollegen und – seitdem sie das herausbekommen hatte –, auch von Jefica Moll genannt wurde, strafte seine Patientin mit einem vorwurfsvollen Blick. »Diese Übungen machen Sie nicht zum Spaß. Das gilt für Sie alle. Neben der Stammzellen-Therapie, die Ihre inaktiven und abgestorbenen Gehirnzellen rekonstruieren soll, ist die aktive Betätigung von essenzieller Wichtigkeit, um die – sagen wir mal – Verkabelung zwischen Geist und Körper neu herzustellen. Teilweise hat der künstlich hergestellte Wirkstoff, der Ihnen verabreicht wurde, auch die Partien Ihrer Gehirne beeinträchtigt, die für die motorischen Fähigkeiten zuständig sind. Wenn wir die neu eingefügten Stammzellen nicht so konditionieren, dass sie bestimmte Bewegungsabläufe zu koordinieren vermögen, dann können Sie eventuell Probleme dabei bekommen, auch nur eine Treppe hinaufzugehen …«
    Wie auf Stichwort erklang ein Krachen und eine der kiloschweren Hanteln, die Vijay Gustafsson in der Hand gehalten hatte, polterte zu Boden.
    Rudenko wäre fast das Herz stehen geblieben. Tatsächlich setzte die Pulsanzeige einen Augenblick lang aus, nur um dann noch schneller blinkend wieder anzuspringen.
    »Ich bin abgerutscht!«, maulte das Ratsmitglied entschuldigend. »Ein Krampf …!«
    »Sehen Sie, was ich meine?« Silbersdorff zeigte auf die zuckende rechte Hand von Gustafsson. »So sieht es aus, wenn Ihr Gehirn kurzzeitig wieder vergessen hat, wie man greift .«
    Diese
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