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Sternenfaust - 087 - Amnesie

Sternenfaust - 087 - Amnesie

Titel: Sternenfaust - 087 - Amnesie
Autoren: Sascha Vennemann & James Halske
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Merkurbodens erhalten. Die Anlage befand sich, als Caesium-Bergwerk getarnt, am Nordpol des fast fünftausend Kilometer durchmessenden sonnennahen Kleinplaneten. Der oberirdische Teil ragte in die immerwährende Schattenseite des Goethe-Kraters hinauf. Eine fiktive Firma hatte Schürfrechte und alleinige Hoheit nicht nur über den 383 Kilometer durchmessenden Goethe-Krater, sondern über ein Areal von knapp 750 Kilometern Radius inne.
    Agent Pahls Büro war deswegen auch so opulent eingerichtet: In gewissen Abständen fungierte er als einer der Gesellschafter der Bergbaufirma und lud zu Tarnungszwecken Handelspartner oder Presseleute ein, um die Mär vom florierenden Minenunternehmen aufrechtzuerhalten.
    Nun aber trat sein zur Zeit einziger Gesprächspartner in den Raum hinein. Bis zur Tür wurde er von zwei schwer bewaffneten Agenten in schweren Kampfanzügen eskortiert, die den Marines des Star Corps alle Ehre gemacht hätten. Agent Pahl wollte nichts dem Zufall überlassen.
    »Schön, dass Sie gekommen sind, Lord Manager«, eröffnete er das Gespräch. »Einen Schuss Milch und zwei Stück Zucker, nicht wahr?« erkundigte er sich höflich und bedeutete dem Genetic, sich in einem der Ledersessel niederzulassen. »Ich wollte mich mit Ihnen nochmals über die jüngsten politischen Ereignisse unterhalten …« begann er das Gespräch im Plauderton. Peter Pahl beherrschte die feine Art des etwas altbacken wirkenden englischen Gentleman perfekt. Er mochte Drohungen und Einschüchterungen nicht. Zumal diese sicherlich bei einem Gesprächspartner vom Format eines Jurij R. Diaz nichts bewirken würden.
    Doch es war zum Verzweifeln: Bisher hatte sich Diaz noch kein einziges Mal dazu verleiten lassen, etwas preiszugeben, das mehr Aufschlüsse über Beweg- und Hintergründe des Attentats auf den Ratsvorsitzenden Rudenko und seinen Gästen zugelassen hätte. Doch Pahl ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihm die sich täglich wiederholenden Unterredungen zusetzten.
    »Mister Pahl«, ergriff Diaz jetzt das Wort. Er setzte seine Tassen an die Lippen, nahm genüsslich einen Schluck vom köstlichen Tee, ließ sich Zeit, um die Tasse wieder abzustellen und setzte dann erst den Satz fort. »Mister Pahl, Sie residieren hier in der Maske des offiziellen Hauptgesellschafters der Mercurius Caesar Mining. Als solcher geben Sie vor, von Geschäften einiges zu verstehen. Heute will ich Ihnen einen Vorschlag machen. Und dann werden wir sehen, inwiefern dieser Ruf der Wahrheit entspricht.«
    Das Kräuseln der Teeoberfläche in Pahls Tasse verriet dem Genetic, dass seine Spitze den Nerv seines Gegenübers getroffen hatte. »Unser Gesellschaftssystem baut auf Angebot und Nachfrage auf. Sie wollen etwas von mir erfahren. Ich möchte nichts preisgeben. Eine Sackgasse also?« Diaz ergriff abermals seine Tasse und nippte daran. »Auch aus einer Sackgasse gibt es einen Weg nach draußen«, antwortete Pahl nun lächelnd. »Nur muss man bereit sein, auch einmal umzukehren. Und Sie sind das, Lord Manager?«
    »Sie wissen so gut wie ich, mein Bester, dass Sie nichts von mir erfahren werden, es sei denn, das liegt in meiner Absicht. Aber warum sollte es das, hier in meiner Lage, als Ihr … hmm, Gast?« heizte Diaz die Spannung weiter an. »Unsere Vorfahren benannten diesen Himmelkörper nach dem Götterboten Hermes, beziehungsweise Mercurius, dem Schützer der Händler. Und ein Handel, das ist es, was uns beide helfen könnte. Sie wollen die Hintergründe und Hintermänner. Ich eine faire Chance und … Nun ja, Sie werden es erleben, wie sehr sich Ihre Sicht der Dinge verändern wird. Vielleicht werden wir sogar noch Freunde, Mister Pahl …«
     
    *
     
    Far Horizon-Hospital, Mars
     
    »Haben Sie schon die neuesten Einladungen verschickt, Wanda-Schätzchen?« Botschafterin Jefica Moll runzelte die Stirn und verglich ein paar Daten auf ihrem Handheld-Modul mit den Adressenlisten, die ihr Botschafter Maunga heute Morgen zugesendet hatte.
    Noch immer sammelten sie fleißig Namen und Adressen von allen möglichen Kandidaten für das Corps Diplomatique. Die Liste wuchs und wuchs. Neben vielversprechendem »Nachwuchs« wurden auch bereits in Ruhestand versetzte Diplomaten aktiviert. Sie sollten vor allem in Kursen und in einem geplanten Schulungszentrum als Lehrkräfte fungieren. Schließlich war nichts so spannend und lehrreich wie die persönliche Berufserfahrung auf dem Gebiet der Völkerverständigung.
    »Nein, Miss Moll«, antwortete die angesprochene
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