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Sternenfaust - 087 - Amnesie

Sternenfaust - 087 - Amnesie

Titel: Sternenfaust - 087 - Amnesie
Autoren: Sascha Vennemann & James Halske
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klar definiert. Nur der genaue Weg zum Erfolg musste noch geplant und ausgeführt werden. Aber da vertraute der Genetic voll und ganz auf seinen überlegenen, optimierten Intellekt.
    Die Möglichkeiten waren mannigfaltig. Nicht alle regierungsnahen Personen waren enttarnt worden, da war sich Diaz sicher. Und auch an anderen Stellen hatten sich die Genetics mit ihren ganz besonderen, nur ihnen und ihrer Wissenschaft möglichen Dienstleistungen willige Anhänger erworben.
    Und ein aktives Eingreifen aus den Drei Systemen war ebenso mehr als wahrscheinlich. Nicht auf den offiziellen diplomatischen Kanälen natürlich, aber um die Genetikerföderation zu schützen würde sein Nachfolger alle Hebel in Bewegung setzen. Schließlich gab es da noch die gute alte Methode der Bestechung der Bewacher, die ja beim letzten Versuch beinahe zum Erfolg geführt hatte.
    Wenn er sich allein diese seltsame Erscheinung des Wachobersten anschaute …
    Während er sich abgestoßen hatte und in der kurzzeitig freischwebenden Position in die Hände klatschte, ertönte das Öffnungssignal der Tür. Der Chef der Wachmannschaft, die hier auf dem Merkur ein Auge auf ihn hatte, trat herein.
    »Ich störe Sie nur ungern, mein lieber Ex-Lord Manager, aber es ist Teatime«, schmunzelte ihn der hereintretende Peter Pahl an. Er war ein eher unscheinbarer Mann, nicht ganz 1,90 Meter groß, schmal gebaut, mit blonden, strohigen Haaren und blasser Haut sowie zahlreichen Sommersprossen im Antlitz, aus dem blaue Augen hervorblitzten, wirkte der Mitteleuropäer gar nicht wie ein hochqualifizierter GalAb-Mitarbeiter. Wer ihn sah, sah mehr einen altgewordenen Lausbub, der seine aufsässige Jugendlichkeit mit einer nichtssagenden Büroarbeit eingetauscht hatte und nun nur noch hinter Schreibtischen von Abenteuern träumte, statt sie selbst zu erleben.
    Doch in den »Teestunden« zeigte Agent Pahl ein gänzlich anderes Gesicht – das des brillanten Beobachters, der psychologisch gewitzt sein Gegenüber aufs Glatteis zu führen gewohnt war und, der Situation stets gewachsen, geradezu als Sofortumschalter bezeichnet werden konnte. Von seiner Angewohnheit, zu den Verhören tatsächlich nicht einen kalten, sterilen Raum aufzusuchen, sondern in ein gemütliches Zimmer zum Vieruhr-Tee zu bitten, hatte sich anfangs selbst Diaz ein wenig einlullen lassen. Denn so komfortabel die Unterkunft hier auch war, er lechzte geradezu nach etwas Abwechslung und der Möglichkeit sich abzulenken. Und dazu boten diese Verhöre reichlich Gelegenheit.
    Teatime am Nordpol des Merkur – es schien Diaz, als stamme Pahl aus dem ehemaligen Großbritannien. So etwas war gelebte Familientradition.
    Aber aus England stammen auch Traditionen wie Geschäftsinn und Realpolitik, immer darauf bedacht, das Maximum zu erreichen , überlegte sich der ehemalige Lord Manager. Ein Ansatzpunkt für eine Verständigung? Nur muss das Angebot stimmen, beziehungsweise entsprechend beworben werden, dann findet es auch einen Käufer.
    Diaz’ Zuversicht, einen möglichen Zugang zu Pahl gefunden zu haben, wuchs.
    Ein letztes Mal stieß er sich vom Boden ab, sprang elegant ganz in die Höhe und kam vor Peter Pahl zu stehen.
    »Wenn Sie sich nur einen kleinen Moment gedulden würden, Mister Pahl, so werde ich mit Vergnügen Ihrer liebeswürdigen Einladung Folge leisten«, verneigte sich der Staatsmann in Richtung seines Besuchers.
    Von einer angedeuteten Verbeugung begleitet, verließ der lächelnden Pahl den Wohnraum des Staatsgastes. Die beiden schwerbewaffneten Wachen vor der Tür sprachen eine eigene, deutliche Sprache. Der Gast sollte sich nicht zu viel Zeit lassen, um der Einladung zum gemeinsamen Tee nachzukommen. Andernfalls würden die beiden Agents der GalAb nachzuhelfen wissen.
    Minuten später saß Agent Pahl in seinem Ledersessel. Ein Raumtrenner grenzte den Raum für die »Teatime« ein. Zwei weitere Ledersessel und ein kleiner Beistelltisch fügten sich vollkommen in den als Bibliothek gestalteten Raum. Die Holzvertäfelungen, die englischen Landschaftsbilder, der offene Kamin rundeten das Bild einer Bibliothek in einem gemütlichen Herrenhaus ab. Wenig deutete darauf hin, dass dieser Raum mit modernster Verhörtechnik gespickt war; unablässig maßen Fühler Temperatur, Herzschlag, Hautoberflächenspannung und dergleichen mehr der Personen im Zimmer.
    Agent Pahl hatte vor mehr als drei Jahren diese Position im geheimen GalAb-Gefängnis und -forschungslabor tief unter der Oberfläche des
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