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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Ich fürchte, da hast du dir etwas zuviel vorgenommen«, glaubte Astaroth warnen zu müssen. Der Erzdämon war über die meisten Schritte, die Stygia tat, informiert. Immerhin hatte er sie damals intensiv unterstützt, als sie gegen den vormaligen Fürsten der Finsternis intrigierte. Auch dem Erzdämon war jener Leonardo deMontagne, dieser schwächliche Emporkömmling, ein Dorn im Auge gewesen, und Astaroth hatte nie verstehen können, daß LUZIFERS Ministerpräsident, Lucifuge Rofocale, Leonardo hatte gewähren lassen.
    Doch Leonardo deMontagne gab es nicht mehr; er war von einem höllischen Tribunal hingerichtet worden. [1]
    Astaroth hatte selbst nie den Ehrgeiz entwickelt, diesen Knochenthron für sich selbst zu beanspruchen. Er gefiel sich weitaus besser in der Rolle des Drahtziehers im Hintergrund, und damit stellte er die einmalige Rarität dar, ein Intrigant ohne Ehrgeiz zu sein. Wer an Leonardos Stelle auf den Knochenthron stieg, war ihm relativ gleichgültig gewesen, und als Stygia entsprechende Ambitionen zeigte, hatte er sie gefördert und unterstützt.
    Aber ein anderer war schneller gewesen. Julian Peters hatte sich zum Fürsten der Finsternis ernannt. Ausgerechnet das Telepathenkind, das schon lange vor seiner Geburt prophezeit und von Legenden umwoben worden war. Das magische Wesen, das auch der letzte Dämon der Hölle gefürchtet hatte, und doch war es trotz aller Anstrengungen niemandem gelungen, es rechtzeitig auszuschalten.
    Jetzt herrschte er über die Hölle…
    Und nicht zuletzt Astaroth und Stygia selbst hatten bereits am eigenen Leibe erfahren, wie dieser Julian Peters seine Macht ausübte. Sie beide waren von ihm gedemütigt worden. Er hatte sie gezwungen, ihm zu Willen zu sein, und er hatte sogar darauf verzichtet, daß sie ihm den Treue-Eid schworen. So sicher fühlte er sich. »Versucht doch, gegen mich zu sein - wenn ihr könnt!« hatte er gesagt.
    Seitdem suchte Astaroth nach einer Möglichkeit, nach einem Trick, mit dem er Julian abservieren konnte. Diesmal wußte er sogar Lucifuge Rofocale auf seiner Seite, Satans Ministerpräsidenten. Damals, als Leonardo auf dem Knochenthron saß, hatte Lucifuge Rofocale es geduldet, und diese Duldung verschaffte seinerzeit dem Fürsten mehr Autorität als seine eigene Stärke. Jetzt aber hatte Lucifuge Rofocale angedeutet, daß es gar nicht im Sinne des dreigestaltigen LUZIFER sei, wenn Julian hier sein Zepter schwinge. Auf Astaroths vorsichtige Frage, warum Lucifuge Rofocale Julian nicht offen ablehne und damit zulasse, daß sich jeder Höllendämon, Teufel und Geist gegen ihn stelle, hatte LUZIFERs Stellvertreter nur mit den Schultern gezuckt.
    Keine Antwort war auch eine Antwort, und seither war Astaroth ziemlich sicher, daß selbst Lucifuge Rofocale Julian fürchtete.
    Stygia warf dem Erzdämon einen abschätzenden Blick zu. »Zuviel vorgenommen? Das wissen wir erst, wenn es vorbei ist! Bis dahin gehe ich aber davon aus, daß ich es schaffe. Immerhin wäre es mir schon fast gelungen, ihn zu töten.«
    Unwillkürlich schnappte Astaroth nach Luft. »Wann, bei Put Satanchias Ziegenhörnern, hast du das versucht?« Er war der Ansicht, einen ausgezeichneten Informationsdienst zu unterhalten und hätte eigentlich von einem Angriff Stygias etwas wissen müssen. Abgesehen davon konnte er sich nicht vorstellen, daß Julian sie danach wirklich am Leben gelassen hätte. So dumm und arrogant konnte auch der Fürst nicht sein!
    Stygia lächelte diabolisch. »Erinnerst du dich an den magischen Schlag, der die Schwefelklüfte erschütterte?«
    Astaroth nickte. Es war, gemessen an der Geduld und der Langlebigkeit eines Dämons seiner Art, erst ein paar Atemzüge her, daß ein magischer Schlag durch die Höllenwelt gegangen war, wie er stärker kaum vorstellbar war. Die Dimensionstore waren aufgerissen worden. Astaroth hatte Dhyarra-Energie gespürt. Es mußte mit diesem Ted Ewigk zu tun gehabt haben, der zusammen mit dem alten Erzfeind der Hölle, Professor Zamorra, aufgetaucht war, um nach dem Schock wieder spurlos verschwunden zu sein. Auch jener Mann, der ›Schatten‹ genannt wurde und den Astaroth als Geisel gegen Julian zu halten gehofft hatte, war fort - allerdings hatte Julian diese Geisel bereits vorher befreit und mit einem auf die Stirn gezeichneten Sigill unter seinen Schutz gestellt. Die Lässigkeit, mit der Julian diesen Menschen aus der Gefangenschaft des Erzdämons befreit hatte, bestürzte Astaroth auch jetzt noch, lange nach dem
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