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Sternenfaust - 087 - Amnesie

Sternenfaust - 087 - Amnesie

Titel: Sternenfaust - 087 - Amnesie
Autoren: Sascha Vennemann & James Halske
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und nach kristallisierte sich dabei in seinem Kopf ein Bild heraus, dass die Medien vom ihm zu vermitteln schienen: das Bild eines zwielichtigen Charakters. Selbst seine ungeklärte Rolle im Putschversuch von Rendor Johnson, der Jahrzehnte zurücklag, wurde wieder aus der Mottenkiste der Geschichte geholt – dabei war das Thema in den Augen des Ratsvorsitzenden längst erledigt.
    Einige Politikwissenschaftler schienen das anders zu sehen.
    »Bisher ist die Karriere von Gregor Rudenko immer beispiellos glatt und schnell verlaufen«, erklärte ein Politik-Professor der Far Horizon -Akademie auf Sedna gerade in einer Diskussionsrunde auf einem Newskanal. »Wir wissen, dass solch ein kometenhafter Aufstieg ohne die Protektion gewisser Individuen und Gruppen kaum möglich ist. Im Hinblick auf den Noch-Ratsvorsitzenden sollte man Namen wie Sarah Windsor und Pro Humanity nicht außer Acht lassen …«
    »Unverschämtheit!«, knurrte Gregor Rudenko und warf die Fernbedienung des 3-D-Bildschirms seines Krankenzimmers auf das Bett. Jetzt rede ich sogar schon mit mir selbst! , dachte er verbittert, während er sich aus dem gemütlichen Sessel der Leseecke erhob und im Zimmer herumzutigern begann. So gemütlich und angenehm der Raum auch eingerichtet war, er kam Rudenko dennoch vor wie ein Gefängnis. Die beiden GalAb-Agenten, die ihm auf Schritt und Tritt folgten und auch jetzt draußen vor der Tür Wache hielten, verstärkten diesen Eindruck nur noch.
    Auch wenn er diese Maßnahme des Hohen Rates verstehen konnte, wollte immer noch nicht richtig in seinen Kopf, was passiert war.
    Diaz wollte tatsächlich die ganze Macht für sich! Wer hätte das gedacht? Aber ob wirklich die Genetics dahinterstecken? Einem Egomanen von Diaz’ Format ist das eigentlich kaum zuzutrauen. Wahrscheinlich hat er mit seinem überlegenen Intellekt die Bodenhaftung verloren und dachte, er könnte so ohne Weiteres die Solaren Welten stürzen. Wieso habe ich das nicht erkannt? Das PFS-Virus sollte doch dazu dienen, die Position der Solaren Welten nachhaltig zu stärken! Eine eigenständigere Position wäre das Beste für die Menschheit. Nicht dieses Gewäsch von Corps Diplomatique und Einigkeit der Galaxie, wovon jetzt alle faseln …
    Rudenko seufzte und warf sich auf sein Bett. Ausgerechnet neben ihm musste die Hauptverantwortliche für das geplante Diplomatencorps residieren und tagein, tagaus geschäftig durch die Gegend flitzen.
    Botschafterin Jefica Moll lief auf Hochtouren. Sämtliche Verbindungen ließ sie spielen, damit während ihrer Abwesenheit auf der Erde alles für die Corps-Gründung vorbereitet wurde. Im Hauptsitz der Diplomaten, dem Ito-Todoshi -Gebäude in New York, hatte Botschafter Aorangi Mako Maunga sämtliche Tagesgeschäfte von Moll übernommen und führte die Anweisungen, die sie ihm täglich zukommen ließ, gewissenhaft und schnell aus.
    Dazu gehörte auch das Anwerben neuer Kräfte für den diplomatischen Dienst. Erst kürzlich war eine als sicher geltende Kandidatin hier im Far Horizon -Hospital aufgetaucht und hatte sich seit dem in einem leerstehenden Büro einer der oberen Etagen des Krankenhauses eingerichtet. Sie galt jetzt schon als rechte Hand Jefica Molls und ihr Name war Wanda Ndogo.
     
    *
     
    Goethe-Krater, Merkur
     
    Der Boden schien immer wieder direkt auf ihn zuzufliegen.
    Der Ex-Lord Manager Jurij R. Diaz fing sich geschmeidig ab, stieß sich erneut mit den Händen vom Boden. Ein Klatschen und schon raste der Boden wieder auf ihn zu.
    Hier in seiner Unterkunft – an das Wort ›Zelle‹ wollte Diaz gar nicht erst denken – besann er sich auf alte Tugenden. Die Liegestützen, die er hier unter der künstlichen Erdschwere absolvierte, sollten nicht nur seinen Körper auf Touren bringen, sondern auch seine Gedanken anregen.
    »Der Mensch denkt, der Genetic lenkt.« Diaz musste beim Gedanken an dieses Sprichwort schmunzeln. Sein Nachfolger Canetti hatte sich dieses Motto geradezu zu seiner Lebensmaxime erkoren.
    Ich habe lange genug gewartet! , beschloss der ehemalige Lord Manager für sich. Was mir auf der Erde gelang, wird mir auch hier gelingen. Ich werde meine Wächter einen nach dem anderen um den kleinen Finger wickeln und dann doch noch erreichen, den Hohen Rat auf meine Seite zu bringen. Und nicht nur das, dann werde ich im Triumphzug in die Genetikerföderation zurückkehren und meinen angestammten Platz auch dort wieder einnehmen – als Lord Manager.
    Der Boden fiel wieder auf ihn zu. Sein Ziel war
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