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Perry Rhodan - 2545 - Vatrox Tod

Perry Rhodan - 2545 - Vatrox Tod

Titel: Perry Rhodan - 2545 - Vatrox Tod
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Anderswo (1)
    Grek 222 starrte ins Nichts.
    Angehörige anderer Völker hätten diesem Nichts eine Farbempfindung zugeordnet, die entstand, sobald jeder Farbreiz fehlte. Oder, konventionell ausgedrückt: Sie hätten ins Schwarze gestarrt.
    Er empfand die Schwärze als etwas Befriedigendes. Sie hatte etwas Reines, Unverfälschtes, Perfektes an sich. Man musste sich nicht mit der elektromagnetischen Strahlung des Lichtspektrums auseinandersetzen, die von jeder Kreatur anders aufgenommen wurde. Es gab keine Irrtümer: Schwarz blieb stets Schwarz.
    Das Dunkel war nichts. Der nuancenlose Anfang und das nuancenlose Ende einer nuancenlosen Existenz.
    Grek 222 drehte seinen Körper ein wenig beiseite und erblickte mehrere Sonnen. Sie waren Lichttupfer, die ihn zwar irritierten, aber angesichts des allgegenwärtigen Nichts eine untergeordnete Rolle spielten.
    Ein Schub mit den Steuerdüsen veränderte seinen Blickwinkel. Hin zu jenem Ort, in dessen Inneren er sich vor Kurzem noch aufgehalten hatte. Das Schiff, einstmals in Proportionen gegossen, die auf ihn und seinesgleichen klar und praktikabel gewirkt hatten, war in Facetten zerrissen, die kaum jemals wieder ein Gesamtes ergeben würden. Der Raumer war zerstört worden. Vom Feind.
    Das Wort »Feind« bedurfte von Zeit zu Zeit einer Neu-Interpretation. Einmal musste es auf einen Konkurrenten im Kampf um die Vormachtstellung in einem Habitat angewandt werden, dann wieder auf eine Wesenheit, deren Lebensart jener der Maahks diametral entgegenstand.
    Derzeit galt die Frequenz-Monarchie als »der Feind«.
    Ohne Bedauern nahm Grek 222 zur Kenntnis, dass er und seine Begleiter eine Niederlage erlitten hatten. Zwei Superschlachtschiffe waren zerstört, die Besatzung bis auf wenige Ausnahmen den Explosionen an Bord zum Opfer gefallen.
    Auch er würde sterben. Grek 222 hatte die Wahl: nach Tagen langen Wartens zu verhungern oder zu erfrieren.
    Oder aber eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen.
    Grek 222 überlegte. Er hatte ein Leben in geordneten Bahnen geführt; hatte kaum einmal jenen Resten irrationaler Empfindungen nachgegeben, die nach wie vor in den Bewusstseinen der Maahks verankert waren. Er hatte seinem Volk treu gedient und würde ohne Bedauern aus dem Leben scheiden zumal Bedauern ohnedies auf eine emotionelle Unausgegorenheit seiner Existenz hingewiesen hätte.
    Nein. Er war einem stringenten Lebensplan gefolgt, wie es von ihm erwartet worden war. Aus dem Schwarz war er gekommen, um sich mit den Irritationen der Buntheit einer Existenz herumzuärgern um nun Perfektion in der Schwärze des Todes zu finden.
    Grek 222 desaktivierte die lebenserhaltenden Funktionen seines Anzugs. Er starb in dem Wissen, Teil eines großen Plans gewesen zu sein und seinen Part ordnungsgemäß erfüllt zu haben.
     

2.
Roman Schleifer
    Die JULES VERNE war ein großes und ein besonderes Schiff. Roman Schleifer berührte die Seitenwand des Ganges.
    Sachte, immer nur mit den Fingerspitzen.
    »Was machst du da?«, fragte Ponson Merez.
    »Ich spüre«, antwortete Roman wortkarg.
    »Geht's ein wenig präziser?«
    »Die Unebenheiten. Die Struktur. Sie sind Wesensmerkmale, die ein Schiff vom anderen unterscheiden.«
    Ponson Merez schwieg, schien in sich gekehrt. Roman wusste, dass der klein gebaute und rundlich wirkende Mann als Kapazität am Meta-Orter der JULES VERNE galt und als schrecklicher Versager, wenn es um Liebesangelegenheiten ging. Die Gerüchte um ihn und seine unerfüllte Zuneigung für Iris Shettle hielten sich zäh wie getrockneter Kaugummi unter den Tischen der Bord-Mensa. Seltsam, dass die Menschheit in all den Jahrhunderten ausgerechnet bei einem so albernen, einfachen Ding wie dem Kaugummi keine nennenswerte Verbesserung zustande gebracht hatte, mit Ausnahme von ein paar verwegenen Geschmacksrichtungen. Kaugummi hatte es bereits gegeben, als Perry Rhodan selbst ein Kind gewesen war, und wahrscheinlich würde es ihn auch noch geben, wenn an den Unsterblichen nicht einmal mehr Erinnerungen existierten.
    Ein Gaid kam ihnen entgegen. Der schlaksige Körper schwankte leicht. Vielleicht grüßte der Gaid soeben, vielleicht zeigte er eine Geste der Verachtung Roman wusste es nicht, die Körpersprache war ihm fremd, und das rubinrote Facettenauge machte jede Deutung der Mimik unmöglich. Es war höchste Zeit, dass er sich über die Psyche dieser geplagten Andromeda-Bewohner schlau machte.
    Das Wesen passierte sie und drehte das Kopfauge in Richtung jenes virtuellen Pfeils, der ihm
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