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Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Titel: Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
Autoren: Joe R. Lansdale
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1
    Es war Mitte April, als ich von der Bohrinsel nach Hause kam und feststellte, dass mein guter Freund Leonard Pine seinen Job als Rausschmeißer im Hot Cat Club verloren hatte, weil er in einem Augenblick der Wut, als er draußen hinter dem Laden ein Arschloch am Boden hatte, sein Ding rausgeholt und dem Krakeeler auf den Kopf gepisst hatte.
    Da sich ein großer Teil der Kundschaft außerhalb des Clubs befunden und Leonard dabei zugeschaut hatte, wie er diesen Möchtegern-Unruhestifter herumstieß wie einen Tischtennisball, und da Leonard auch nicht so diskret gewesen war, sich ein wenig abzuwenden, als er beschlossen hatte, den Kopf des Penners zu wässern, war die Geschäftsführung geneigt zu glauben, Leonard habe überreagiert.
    Leonard sah das nicht ein. Tatsächlich hielt er sein Vorgehen sogar für gute Geschäftspolitik. Er erklärte der Geschäftsführung, falls die Sache sich herumspreche, würden sich potenzielle Unruhestifter sagen: »Wenn du im Hot Cat Club irgendwelchen Scheiß anfängst, hast du diesen gemeinen schwulen Nigger am Hals, der dir auf den Kopf pisst.«
    Unter Berücksichtigung der allgemeinen Homophobie und des Rassismus der hiesigen Bevölkerung hielt Leonard dies für eine Abschreckungsmaßnahme, die möglicherweise noch wirkungsvoller war als die Todesstrafe. Die Geschäftsführung war anderer Ansicht und sagte, sie täten es nicht gern, aber sie müssten ihm kündigen.
    Als sei das noch nicht Unglück genug, verlor Leonard wieder einmal seine große Liebe, Raul, und war in der Stimmung, mir davon zu erzählen. Wir fuhren in Leonards neustem Schrotthaufen, einem uralten weißen Rambler mit einer losen Feder auf dem Beifahrersitz, zur Weide eines Freundes, stellten ein paar Büchsen auf einem vermodernden Baumstamm auf und schossen darauf mit einem Revolver, während wir uns unter einem strahlend blauen, wolkenlosen Himmel unterhielten.
    Es lief so, dass Leonard mit ein paar guten Schüssen eine Reihe Büchsen abräumte und mir dann, während wir zum Baumstamm gingen, um sie wieder aufzustellen, erzählte, er und Raul hätten viel gestritten – was nicht neu war – und Raul habe ihn verlassen. Auch das war nicht neu. Aber diesmal war Raul nicht zurückgekommen. Das war neu.
    Ein paar Tage später hatte Leonard herausgefunden, dass Raul sich mit einem Lederbubi mit einem Bart und einer Harley eingelassen hatte und bei einer Spritztour in der Gegend um LaBorde auf dem Rücksitz der Maschine gesehen worden war, eng an den Lederbubi gepresst. So eng, sagte Leonard, »dass er seinen Schwanz im Arsch von dem Wichser gehabt haben muss«.
    Wir hatten nur einen Revolver, und während Leonard redete, gab er mir die Waffe, und ich fing an, sie zu laden. Ich hatte vier Kammern geladen, als ein Eichhörnchen wie aufgedreht aus dem Wald gehüpft kam wie auf einem Pogo-Stick.
    Ich kann Ihnen sagen, wenn Sie noch nie ein aufgeregtes Eichhörnchen erlebt haben, haben Sie was verpasst. Das Kreischen eines wütenden Eichhörnchens vergisst man nicht. Es ist hoch und so schrill, dass es einem die Jockey-Shorts in die Ritze schiebt.
    Einen Moment waren Leonard und ich starr vor Staunen, von dem Gekreisch wie benommen. Wir sind beide unser Leben lang viel auf dem Land und im Wald gewesen, und in meiner Kindheit habe ich Eichhörnchen gejagt. Unsere Familie hatte sie gebraten und gekocht und sie bei vielen Gelegenheiten mit Salat und Senfgemüse gegessen, aber in meinem ganzen Leben, und ich bin sicher, auch in Leonards, hatten wir so etwas noch nie erlebt.
    Ich fragte mich plötzlich, ob meine Fleischvorliebe durch Generationen von Eichhörnchen mündlich weitergegeben worden und der alte Beebo hier schließlich gekommen war, um den Tod eines Verwandten zu rächen. Der kleine Frechdachs sprang über einen Meter hoch, und nach ungefähr vier Sätzen war er ganz aus dem Wald heraus und hüpfte direkt auf uns zu.
    Wir ergriffen die Flucht. Das Eichhörnchen war jedoch kein Drückeberger. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass es tatsächlich sogar aufholte, und Leonards Flüche zeigten absolut keine Wirkung außer vielleicht die, das Tier noch mehr zu erzürnen. Möglicherweise hatte es baptistische Neigungen.
    Wir schafften es vor dem Eichhörnchen zum Wagen, aber uns blieb keine Zeit mehr, die Türen zu öffnen. Wir sprangen auf die Motorhaube und dann auf das Dach des Wagens, was natürlich sinnlos war. Das Eichhörnchen sprang mühelos auf die Haube und mit einem Schnattern und einem
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