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Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Titel: Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
Autoren: Joe R. Lansdale
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die Hintertür in den Regen, in die Dunkelheit und in den Wind, der so stark war, dass er Jesus vom Kreuz geweht hätte.
    Im peitschenden Regen gab es keine Spur, der ich folgen konnte, aber ich nahm den leichtesten Weg in den Wald. Diesen Weg würde Big Man, angeschlagen, wie er war, auch genommen haben. Ich fand einen Tierpfad und folgte ihm. Einmal sah ich im Schein meiner Taschenlampe Blut auf dem belaubten Boden, bevor es vom Regen weggespült wurde. So heftig, wie der Regen herunterkam, konnte Big Man nicht sehr weit vor mir sein.
    Ich hörte Äste unter der Wucht des Sturms brechen, und die Baumwipfel neigten sich und peitschten über mir wie heulende wahnsinnige Frauen. Ich ging weiter, bis die Bäume zurückwichen und ich eine Lichtung erreichte, wo ein kleiner Waldbrand gewütet hatte. Von der Lichtung ging ein Weg ab, eigentlich mehr ein Trampelpfad, und auf der Lichtung stand Pierres roter Mercedes. Er war von Ästen und Zweigen gepeitscht worden und mit Schlamm bespritzt, der so festgetrocknet war, dass selbst der Regen ihn nicht ablösen konnte. Die Windschutzscheibe war an mehreren Stellen gesprungen. Ich stellte mir vor, wie Big Man den Wagen als Rammbock benutzt hatte und über die kleinen bewaldeten Nebenstraßen, Wege und Pfade gefahren war, um den Cops zu entgehen. Auf der Suche nach mir in dem Bestreben, eine verrückte Mission zu erfüllen, die der Biss eines tollwütigen Tiers noch verrückter gemacht hatte.
    Ich schaute mich um und konnte Big Man nirgendwo sehen. Ich ging vorsichtig um den Mercedes herum. Auf der anderen Seite stand die hintere Tür offen. Ich konnte Big Mans Füße sehen, die aus der Tür ragten.
    Ich schlich hin und schaute hinein. Big Man lag auf dem Rücken, die Augen weit aufgerissen. Er hatte das Schweizer Armeemesser in der Hand, und die kleine Messerklinge war aufgeklappt. Die Klinge war in seiner Halsschlagader begraben. Es war ihm gelungen, in der Mitte seiner Kehle anzusetzen und die Klinge tatsächlich ganz durch die Arterie zu ziehen.
    Irgendwo im Hinterstübchen seines verwirrten Verstandes hatte er vielleicht geglaubt, was ich über Tollwut erzählt hatte. Oder die Kugeln der Achtunddreißiger waren zu viel für ihn gewesen. Oder er war einfach müde gewesen. Es war schwer zu sagen, und es spielte keine Rolle. Er war tot. Blut lief ihm über Hals und Brust, sammelte sich unter seinem Kopf auf dem Ledersitz und tropfte von dort auf den Wagenboden, wo seine Jacke und Dutzende leerer Mineralwasserdosen und Einwickelpapiere von Schokoriegeln lagen.
    Ich steckte die Achtunddreißiger in meinen Hosenbund. Ich packte seine Füße, beugte seine Beine, schob ihn ganz in den Wagen und schloss die Tür.
    Ich machte mich auf den Rückweg zum Haus und zu Brett, bereit, sofort zu rufen, wenn ich aus dem Wald kam, damit sie mich nicht mit der Schrotflinte erschoss.
    Doch der Sturm wurde immer heftiger, und Bäume brachen und fielen. Überall rings um mich fielen sie, und ich versuchte, die Taschenlampe festzuhalten, verlor sie jedoch. Ich wurde zu Boden gerissen, dann hörte der Regen auf, der Wind hörte auf und der Himmel wurde heller, aber als ich unter einem Gewirr kleinerer Äste hervorkroch und durch die Bäume nach oben schaute, war der Himmel grün.
    Dann war da plötzlich ein Heulen. Ich hatte es schon zuvor gehört, und mir gefror das Blut in den Adern.
    Tornado.
    Ich warf mich in einer kleinen Senke zu Boden, und die Bäume fingen an zu peitschen, und gleich rechts von mir sah ich, wie eine Eiche entwurzelt wurde. Ich presste das Gesicht in das nasse Laub auf dem Boden und versuchte, eins zu werden mit der Erde. Überall war das Heulen und der peitschende Regen, und ich spürte ein Zerren an mir, als würde ich vom Boden hochgerissen, wie ein Bauer eine Rübe aus der Erde reißt. Aber ich war tief genug und flach genug und klammerte mich an die Erde wie eine gottverdammte Eidechse, und ich hielt mich fest.
    Und der Sturm tobte und wütete ringsumher und mischte den Wald auf, füllte meine Nasenlöcher mit Laub und Erde und tobte immer noch, und ich klammerte mich immer noch fest, und nach einer sprichwörtlichen Ewigkeit ließ der Sturm nach, bis nur noch eine sanfte Brise wehte und ein leichter Regen niederging. In der Luft lag der Geruch nach feuchter Erde und Piniensaft von gesplitterten Bäumen.
    Ich erhob mich langsam. Die Hose hing mir auf den Knöcheln, und meine Schuhe waren verschwunden und desgleichen eine Socke. Ein großer Teil des Waldes war
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