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Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili

Titel: Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
Autoren: Joe R. Lansdale
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und in meine Wanne fliehen, angeblich einer der sichersten Orte während eines Tornados. Wenn auch nur deshalb, weil die Wasserleitungen tief im Boden verankert sind. Aber natürlich gibt es während eines Tornados keinen sicheren Ort, nur dort, wo der Tornado nicht ist.
    Ich saß kaum auf der vorderen Veranda, als der Regen kam, sintflutartig, und dann hagelte es derart heftig, dass ich nicht auf der Veranda bleiben konnte. Dort zu sitzen war, als werde man das Opfer einer biblischen Steinigung.
    Ich eilte ins Haus, schüttelte den Regen ab und lauschte, wie er auf die Schräge unter der Veranda und gegen die Hauswand prasselte. Ein Hagelkorn, das buchstäblich die Größe eines Baseballs hatte, durchschlug das Fenster hinter der Couch, flog darüber hinweg, fiel auf den Boden und prallte ab, traf einen Stuhl in der Küche, prallte zurück ins Wohnzimmer und rollte in die Mitte des Raums.
    Ich drehte mich zu dem gesprungenen Fenster um. Regen und kleinere Hagelkörner prasselten jetzt dagegen, und ich hörte, wie im Schlafzimmer noch eine Scheibe zu Bruch ging. Es war unheimlich, wie der Wind den Hagel direkt vor sich her trieb. Wenn das kein Tornado war, machte er seine Sache verdammt gut, bis der richtige kam.
    Ich dachte daran, mir noch eine Tasse Kaffee einzugießen und mich mit einem Buch und einer Taschenlampe in die Badewanne zu setzen, während ich mit einem Ohr auf den Wind lauschen würde. Irgendetwas tun, um mich gedanklich davon abzulenken, dass Brett da draußen war. Aber das tat ich nicht. Ich nehme an, es sind Leute wie ich, die bis zum letzten Augenblick warten und dann vom Sturm mitgerissen werden. Stattdessen ging ich zum Seitenfenster meines Wohnzimmers und schaute hinaus. Bäume bogen sich viel zu stark. Ich sah einen Blitz aus dem Himmel herabzucken und in einen Baum einschlagen. Pinienrinde und Nadeln flogen in alle Richtungen.
    Als ich mich umdrehte, flog die Hintertür mit dem Krachen des aufgesprengten Schlosses aus der Wand, und ich dachte, gottver-dammich, der Tornado hat mich erwischt. Dann sah ich, dass es ein menschlicher Tornado war.
    Big Man Mountain. Er kam rasch ins Zimmer. Er trug Jeans, ein schmutziges weißes T-Shirt und seine klobigen Stiefel. Der Regen hatte ihn völlig durchnässt. Wasser lief in großen Rinnsalen an ihm herunter und sammelte sich auf dem Boden in kleinen Pfützen. Er sah furchtbar aus. Er war so bleich wie Casper der Geist.
    Ich dachte an meine Kanone im Schlafzimmer in der Schublade des Nachtschränkchens, und ich wandte mich dorthin. Aber Big Man flog förmlich durch die Küche und ins Wohnzimmer. Ich wappnete mich für den Kampf. Er sprang hoch, drehte sich, trat mit beiden Füßen aus und traf mich so heftig, dass ich durch das Zimmer geschleudert wurde und mit einem Geräusch gegen die Vordertür prallte, als habe jemand einen toten Barsch gegen die Hafenmauer geklatscht. Es tat unglaublich weh. Ich versuchte aufzustehen, hatte aber keine Kraft mehr. Big Man packte mich, hob mich hoch über den Kopf, als sei ich ein Mehlsack, und warf mich wieder auf den Boden. Ich versuchte mich zusammenzukrümmen, das Kinn einzuziehen und mich abzurollen, aber es schmerzte trotzdem wie verrückt.
    Als Nächstes wurde ich gewahr, dass Big Man mich am Kopf festhielt, mich herumriss und auf das Sofa schleuderte. Ich landete in sitzender Haltung, trat mit dem Fuß zu, als er wieder auf mich losging, und landete einen guten Treffer unter dem Kinn. Er stolperte rückwärts. Ich sprang auf, er schlug zu, und ich tauchte darunter hinweg und stieß mit dem Knie gegen seinen Oberschenkel, und zwar genau auf die Stelle, bei der man sich wünscht, es möge das Bein von jemand anders sein – und sei es das der eigenen Mutter. Ich verpasste ihm einen harten Haken in die Nieren, glitt hinter ihn und versuchte, ihn in einen Würgegriff zu nehmen. Aber das war nicht sehr schlau. Das war sein Spiel.
    Big Man packte meinen Arm, beugte sich nach vorn, und plötzlich segelte ich durch die Luft. Ich landete wieder auf der Couch, diesmal mit dem Gesicht nach unten. Ich wollte mich aufrappeln, aber ich bekam einen Tritt in den Arsch, direkt auf den Ansatz der Wirbelsäule. Ich verlor das Bewusstsein, und als ich wieder zu mir kam, war ich in der Hölle.
    Ich saß auf der Couch. Meine Füße waren mit einem verbogenen Kleiderbügel aus Draht gefesselt, die Hände desgleichen auf dem Rücken. Hinter mir wirbelten Wind und Hagelkörner durch die gesplitterte Glasscheibe und peitschten
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