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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur
Autoren: Jason Dark
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hätte er beim Stopp noch den Stab berühren und das Wort Topar rufen sollen. Das war nun vorbei. Er mußte zusehen, wie er auf andere Art und Weise diese Lage unbeschadet überstand.
    Bisher war es im Haus ruhig geblieben. Nach dem Schrei hatte sich das geändert. Die Mieter waren aus ihren Wohnungen gestürmt, und im Flur herrschte plötzlich ein wirres Durcheinander. Suko konnte nur raten, aber er stellte sich vor, daß ein fünftes Opfer gefunden worden war.
    John?
    Nur das nicht! hämmerte es durch seine Gedanken. Bitte, nur das nicht!
    Sonst drehe ich noch durch.
    Seine Gefühle ließ er sich nicht anmerken, denn mit ruhiger Stimme sagte er: »Es hat alles keinen Sinn mehr, Lisa. Nicht mehr lange, und die Polizei steht vor der Tür. Mich können Sie erschießen, aber die anderen nicht. Sie haben ausgespielt.«
    »Nein, habe ich nicht. Ich komme raus. Ja, ich komme raus!« Wieder klang ihre Stimme anders. So jung und gleichzeitig schrill.
    Gegen die Wohnungstür hämmerten Schläge. Auch die Klinke wurde nach unten gedrückt, aber die Frau hatte heimlich und sicherheitshalber abgeschlossen, so daß niemand hereinkam, ohne die Tür aufzubrechen.
    Auch auf das Rufen hin meldete sich Lisa nicht. Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Wer ist der Tote?« fragte Suko.
    »Ha, ha, ha, ha…« Sie lachte mit offenem Mund. »Jetzt denkst du an deinen Freund, wie?«
    »In der Tat.«
    »Er ist es nicht. Ich kann dich beruhigen. Aber er wird sterben, ebenso wie du.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, verdammt!«
    »Und wer hat die anderen erwürgt?« - Auf Lisas Gesicht erschien plötzlich ein feines Lächeln. Sie sah aus, als würde sie strahlen oder vom Licht eines Engels gestreift werden. »Das«, so flüsterte sie, »war nicht ich. Das war Sabrina.«
    »Und wer ist das, bitte? Können Sie mich da aufklären?«
    »Sabrina?« wiederholte Lisa. »Ja, ich kann dich aufklären, mein Freund. Sabrina ist meine Tochter!«
    Sekundenlang herrschte Schweigen zwischen ihnen. Es hämmerte auch niemand mehr gegen die Tür. Dafür rief eine Stimme: »Sie ist nicht da. Ausgerechnet jetzt nicht. Einer soll die Bullen holen…«
    Nachdem Suko seine Überraschung verdaut hatte, fragte er: »Können Sie mir mehr über Sabrina erzählen?«
    »Warum?«
    »Sie ist tot, nicht?«
    »Nein!« schrie die Frau. »Sie ist nicht tot. Sie lebt, lebt, lebt…!«
    Suko befürchtete, daß sie schießen würde, aber sie hielt sich zurück, senkte nur den Kopf, aber nicht die Waffe.
    »Erzählen Sie mir von Sabrina, bitte!« forderte Suko sie auf.
    Womit er nicht gerechnet hatte, trat ein. Lisa Fox nickte und flüsterte dabei: »Ja, ich werde dir von ihr berichten…«
    ***
    Mir ging es be… scheiden. Das Erwachen aus einem derartigen Zustand war ja nicht neu für mich, aber diesmal fehlten die Kopfschmerzen. Zum Ausgleich revoltierte mein Magen und sorgte für diese verdammte Übelkeit, die einfach nicht weichen wollte und in Schüben immer wieder in mir hochstieg.
    Mein Erinnerungsvermögen funktionierte. Ich sah mich wieder in diesem Kitschzimmer sitzen, mit Lisa einen Wein trinken, dann war ihr das Glas zu Boden gefallen. Ich hatte die Scherben aufgehoben, und wenig später war für mich die Welt untergegangen.
    So einfach. Eine Frau hatte mich mit einem uralten Trick reingelegt.
    Ich hätte mir selbst was gegen den Kopf schlagen können, so wütend war ich. Das würde nichts helfen. Die Übelkeit würde nur noch schlimmer werden. So durfte ich mich nur vorsichtig bewegen und wollte zugleich positiv denken.
    Ich lebte. Es hätte auch anders kommen können. Ich war wehrlos gewesen. In diesem Zustand kein Problem für Lisa, mir die Kehle durchzuschneiden. Zudem lag ich an einem Ort, wo ich mich nur schlecht bewegen konnte.
    Nein, so dunkel war es nicht. Die Tür stand zwar nicht offen. Unter ihr jedoch sickerte ein heller Lichtstreifen durch, der auch eine Wand berührte.
    Die Augen strengte ich schon an, um möglichst viel sehen zu können.
    Über meine Lippen huschte ein Lächeln. Lisa Fox hatte es sich leicht gemacht. Ich lag noch in ihrer kleinen Wohnung. Allerdings im Bad, wo ich meinen Platz in der kleinen Wanne gefunden hatte und ziemlich eingeklemmt war.
    Trotz der beschränkten Bewegungsfreiheit tastete ich mich ab. Das Kreuz war noch vorhanden. Daß die Beretta fehlte, nahm ich schon als eine Selbstverständlichkeit hin. Ich an Lisas Stelle hätte nicht anders gehandelt.
    Dennoch war ihr ein Fehler unterlaufen, denn die kleine Lady-Pistole hatte sie nicht
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