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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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in der Nacht nicht gehört?«
    Sheila ließ ihre halbe Semmel zusammen mit der Hand sinken und drehte den Kopf. »Welchen Krach meinst du?«
    »Die Stimmen draußen.«
    »Ich habe nichts gehört. Du, Bill?«
    »Nein.«
    Auch ich schüttelte den Kopf, war aber interessiert und forderte Johnny auf, doch weiterzuerzählen. Der strich durch sein Haar. Die typische Bewegung, die ich von seinem Vater her kannte. Johnny wurde ihm immer ähnlicher.
    »Ich bin ja auch nicht richtig wach geworden«, gab er zu. »Den Krach hörte ich mehr im Halbschlaf, aber ich kann mich doch an die Stimmen erinnern.«
    »An welche?«
    »Da haben ein Mann und eine Frau gesprochen. Sehr laut sogar, das weiß ich.«
    »Dann dürfte dir auch bekannt sein, wer das gewesen ist«, meinte Bill. »Ob Nachbarn, oder Fremde…«
    »Und ob, Dad. Es waren die Gibsons.«
    Diesmal aßen weder Sheila, Bill noch ich. Ich spürte plötzlich einen Druck im Magen, und der strahlende Winterhimmel schien sich zu verdüstern. Hastig trank ich einen Schluck Orangensaft, doch der Druck wollte nicht weichen. Das erste Anzeichen für ein verdammt ungutes Gefühl.
    »Du bist dir sicher?«, fragte Sheila.
    Johnny nickte. »Auf meine Ohren kann ich mich verlassen, Mum. Nur bin ich dann wieder eingeschlafen. Die Stimmen waren so fern und…«
    Bill legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. »Wir können nur hoffen, dass es ein Traum gewesen ist.«
    »Das war wohl kein Traum, Dad.«
    Der Reporter schluckte. »Was ist es dann gewesen, verdammt noch mal?«, keuchte er.
    Ich hob die Schultern.
    »John, du weißt es.«
    »Nein, aber es stimmt, was dein Sohn gesagt hat, sollten wir abwarten, was uns die Gibsons zu erzählen haben. Die werden es am besten wissen.«
    Sheila konnte nur den Kopf schütteln. »Es ist wie verhext«, sagte sie leise. »Da freut man sich auf einen ruhigen Urlaub, und schon haben wir wieder die Pest am Hals.«
    »Was möglicherweise an mir liegt«, sagte ich leise. »Ich bringe eben Unglück.«
    Sheila winkte ab. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht, John.«
    »Warum nicht?«
    »Du bist kein Pechbringer«, stand auch Bill seiner Frau bei. »Was kommen soll, das lässt sich nicht aufhalten.«
    Ich sagte dazu nichts und belegte eine halbe Semmel mit einer dicken Scheibe Leberkäse. Der Lebensmittelhändler hatte wirklich für alles gesorgt. Es schmeckte mir sagenhaft gut, auch die anderen aßen wieder, bis auf Johnny, der zwischen uns saß und den Kopf schüttelte. »Kann mir mal einer von euch sagen, um was es hier eigentlich geht?«, fragte er mit leiser Stimme.
    Bill hob die Schultern. »Erkundige dich mal bei deinem Patenonkel. Mutter und ich wissen das selbst nicht genau.«
    »Ja, Onkel John, was ist denn?«
    Ich spülte mit Kaffee nach und hob die Schultern. »So genau weiß ich es wirklich nicht, Johnny. Es kann sein, dass hier jemand umherstreunt, der uns an den Kragen will.«
    »Dir ist er doch schon an den Kragen gegangen«, sagte Bill.
    »Wo denn?«
    »Im Wald, Johnny.«
    »Nein – du warst im Wald?«
    »Ich ging spazieren. Da sah ich auch die Ratten. Sie griffen mich an. Ich hätte vielleicht auf die Warnungen des Mannes hören sollen, aber das tat ich nicht.«
    »Jetzt musst du auch den Rest der Geschichte erzählen!«, forderte Sheila mich auf.
    Ich tat ihr den Gefallen, und die Conollys wussten, dass ich ihnen nichts vormachte. »Jetzt kennt ihr die Geschichte«, resümierte ich und bestrich die andere Hälfte der Semmel mit Konfitüre.
    Sheila umfasste ihr Messer so hart wie eine Waffe. »Himmel, sagt mir doch mal, in was wir hier hineingeraten sind.« Keiner konnte ihr eine Antwort geben.
    »Sollen wir verschwinden?«
    Diesmal sprach ich. »Auf keinen Fall, Sheila. Das gilt für mich. Wenn es hier die Anwesenheit einer finsteren Macht gibt, wenn hier ein Dämon lauert, dann habe ich einfach die Pflicht, ihn zu finden und auszuschalten. Ich kann nicht für euch und die Gibsons sprechen, doch ich werde mich um ihn kümmern.«
    »Wobei du auf meine Unterstützung rechnen kannst, John!«, erklärte der Reporter.
    »Dann ist ja alles wunderbar«, sagte ich und lächelte.
    Sheila ließ ihr Messer fallen. »Nichts ist wunderbar, ihr beiden. Es ist ganz schön beschissen, wenn ich das mal so sagen darf. Ich komme hier überhaupt nicht mehr in die Reihe. Weißt du, weshalb ich hier sitze, John?«
    »Sicher.«
    »Ich will Urlaub machen. Ich will mich erholen, ich möchte auf den Brettern stehen und die klare Bergluft einatmen, aber ich will
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