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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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würde.
    Er jagte auf die Haustür zu, musste sie erst aufschließen und stürmte anschließend in die eisige Nacht, deren Kälte wie ein Panzer gegen ihn drückte.
    Erst als er auf das Schlafzimmerfenster zueilte, fiel ihm ein, dass er nicht bewaffnet war. Es machte ihm jetzt nichts aus, er war wütend genug, um sich dem Kerl auch mit bloßen Fäusten stellen zu können. Nur war der nicht da.
    Zitternd blieb Brett vor dem Fenster stehen. Ein schwacher Schein strahlte ihn von der Scheibe her an. Die Außenbeleuchtung durchdampfte die Kälte der Nacht.
    Hinter dem Fenster sah er die Bewegung. Dann trennte ihn nur das Glas vom Gesicht seiner Frau. Er hörte Cindys verzweifelt klingende Frage. »Hast du was entdeckt?«
    »Nein!«
    »Dann komm wieder ins Haus!«
    Brett verschluckte die Antwort, denn er hatte hinter dem Haus ein Geräusch gehört. Im ersten Moment duckte er sich, dann jedoch verwandelte er sich in einen Tiger, den nichts mehr von seinem Ziel abhalten konnte. Mit raumgreifenden Schritten umrundete er das Haus und gelangte an die Rückseite, wo sich auch der kleine Schuppen mit dem Werkzeug befand.
    Dort stand der Mann.
    Er bewegte sich nicht, es war nur sein Schatten, den Gibson sah.
    Und der schien an einer Seite mit der Schuppenwand verwachsen zu sein.
    Ein irres Triumphgefühl durchströmte den Mann. Er spürte die beißende Kälte nicht mehr und auch nicht die Müdigkeit, durch seinen Körper war ein Adrenalinstoß gejagt und hatte den Mann aufgeputscht.
    Er wollte den Fremden.
    Mit einem Griff hatte er ihn erwischt, hob ihn an, hielt ihn mit zwei Händen, ging auf die einsame Gestalt zu, wobei er den Spaten wippend bewegte, damit der andere sah, was ihn erwartete.
    »Die Ratte habe ich erwischt!«, keuchte Gibson. »Dich werde ich auch kriegen!«
    Der andere rührte sich nicht. Er trug wieder seinen Hut, das war zu sehen. Dann ging er einen Schritt nach rechts. Dabei hatte er sich von der Hauswand gelöst, und Gibson glaubte, ihn sogar lächeln zu sehen, was ihn eigentlich hätte warnen sollen.
    Er aber tat nichts dergleichen, zog sich auch nicht zurück, sondern hob seinen Spaten an. Er war in der Stimmung, den anderen niederzuschlagen. Wer sich an seinen Kindern vergreifen wollte, der verdiente kein Pardon.
    Es blieb beim Vorsatz, denn plötzlich erwischte es ihn. Ein harter Gegenstand traf seinen Rücken, keine Faust, das musste ein Eisklumpen gewesen sein, und Brett Gibson schaffte es nicht, sich auf den Beinen zu halten. Er stürzte nach vorn, glitt aus und landete zusammen mit seinem Spaten im Schnee, der hochstieb, als der Mann noch ein Stück vorrutschte.
    Hinter ihm lachte jemand schadenfroh, und es war das Lachen einer Frau. Er wollte sie sehen, drehte sich, aber sie war schneller.
    Noch einmal schlug sie zu.
    Und diesmal erwischte der Eisbrocken seinen Nacken. Der Treffer war so wuchtig, dass der Mann die Übersicht verlor und plötzlich in den Schnee kippte, wo er liegen blieb.
    Die Welt um ihn herum verwandelte sich in einen schwarzen Wirbel, durch den die Schmerzen zuckten. Sie strahlten vom Nacken her auf, und Brett versuchte dagegen anzukämpfen.
    Er schaffte es nicht mehr. Dass ihm der Spaten entglitt, bekam er ebenfalls nicht mit. Als bewegungsloses Bündel Mensch blieb er auf dem Schnee und in der Kälte liegen.
    Die Stimme der Frau hörte er wie aus weiter Ferne.
    »Knusper, knusper, knäuschen…«
    »Das darf nicht wahr sein!«, brachte er keuchend hervor und wollte aufstehen.
    Gibson schaffte es nicht. Immer dann, wenn er sich aufgerichtet hatte, brach er wieder zusammen und rutschte durch den Schnee. Er wusste auch nicht, wie viel Zeit vergangen war. Er spürte die Kälte des Schnees und der Begriff des Erfrierens drang durch seinen Kopf.
    Dann war die Stimme dicht an seinem Ohr. Sie rief seinen Namen.
    Unter den Achseln fühlte er den Druck. Hände waren dabei, ihn in die Höhe zu ziehen, und wie in Trance unterstützte er seine Frau.
    Brett bewegte später seine Beine, er wurde von Cindy gestützt, er schlurfte durch den Neuschnee, hinein in die Wärme des Hauses.
    Seine Kinder sah er nicht. Amy und Davy standen im Flur und schauten den Vater aus großen, schreckgeweiteten Augen an. Cindy führte ihren Mann ins Bad und drückte ihn auf den schmalen Hocker. Zitternd blieb er dort hocken. Das Gesicht, die Haare, den Bademantel voller Schnee, der allmählich anfing zu tauen und nasse Stellen hinterließ.
    Cindy hielt ihn mit einer Hand fest und untersuchte den Kopf des Mannes.
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