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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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Grau der Morgendämmerung wie ein Dieb über die Hügel schlich.
    Olinka schlief nicht, auch wenn sie sich den Anschein gab. Als er an ihrer Kammer vorbeikam, hörte er die krächzende Stimme durch die offene Tür dringen.
    »Hau nicht ab, du Bastard!«
    Oleg schreckte zusammen, bevor er stehen blieb.
    »Komm her!«
    Er schob sich über die Schwelle. Es war noch sehr dunkel. Auf dem Bett richtete sich Olinka auf. Viel sah er nicht von ihr, nur das glänzende Augenpaar, das in dieser Finsternis wie lackiert wirkte.
    Er hörte das alte Stroh in der Matratze knistern, dann wehte ihm ihr fauliger Atem entgegen. »Was in der letzten Nacht passiert ist, darf nicht noch einmal geschehen. Ich hoffe, du hast mich verstanden?«
    »Ja.«
    »Wir müssen besser sein.«
    »Ja.«
    »Vor allen Dingen du.«
    »Ich weiß.«
    »Und deshalb werden wir diesen Tag nehmen, um zu unserem Ziel zu gelangen.«
    »Sicher, Olinka. Wie hast du es dir vorgestellt?«
    Sie stöhnte auf und verlagerte ihre Sitzhaltung. Beide Füße stemmte sie gegen den Boden. »Wir werden sie nicht aus den Augen lassen. Sie haben Angst, und weil sie Angst haben, werden sie auch Fehler machen. Das kann uns nur recht sein. Wir kriegen die kleinen Bälger schon.«
    »Aber was ist mit unserem Tag?«
    Sie stand auf. »Wie meinst du das?«
    »Sollen wir ihn auch ändern?«
    »Nein. Wie immer gehen wir auf dem Markt zu unserem Stand. Du willst doch kein Misstrauen erregen – oder?«
    »Das nur nicht.«
    »Eben.«
    Sie schlurfte näher. Oleg machte ihr Platz. Sehr dicht schob sie sich an ihm vorbei, um kurz danach stehen zu bleiben. »Ach so, Oleg, diesen Kerl, der uns in die Falle gelaufen ist, habe ich nicht vergessen.«
    »Ich auch nicht. Was hast du mit ihm vor?«
    Olinka kicherte. »Will ich dir sagen. Braten werde ich ihn, einfach braten…«
    Der Mann schwieg. Er wusste, dass er den großen Ofen bald wieder anheizen würde. Schon damals, in der Tschechei, hatten sie es getan, waren aber nicht erwischt worden. Hier sollte es auch so sein, und Oleg traute ihr das durchaus zu.
    Olinka schlurfte durch das dunkle Haus. Sie redete mit sich selbst, und es waren schreckliche Versprechungen, die da über ihre Lippen drangen.
    Wenig später waren sie unterwegs. Sie gingen durch den eisigen, schweigenden Wald, hinein in die Dämmerung des anbrechenden Morgens. Um sie herum war ein Fiebern und Wispern zu hören.
    Allmählich erwachten die Ratten.
    Ihre Freunde…
    Als schnelle Schatten flitzten sie heran. Olinka sprach zu ihnen.
    »Keine Sorge, ihr Tierchen, ihr bekommt die Bäuche bald voll. Es bleibt ja immer etwas übrig.«
    Danach lachte sie so grell und schrill, dass sich selbst Oleg erschreckte und sich wieder die Frage stellte, wann der Ofen wohl für ihn angeheizt wurde…
    ENDE des ersten Teils
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