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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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riesige Weite, wo er anderen Lebewesen begegnete, mit ihnen spielte und viel Neues kennen lernte.
    Das waren die Wachträume, die sich eigentlich auch jetzt hätten einstellen müssen, denn dieser Himmel war derselbe wie der zu Hause in London.
    Die Träume stellten sich nicht ein.
    Es klappte einfach nicht, auch dann nicht, als sich Davy darauf konzentrierte. Die Unruhe war zu groß. Sie hielt ihn wie ein engmaschiges Netz umspannt, durch das er nicht schlüpfen konnte.
    Er horte sein eigenes Herz schlagen.
    Bumm… bumm … bumm …
    Schlug es immer so laut? Er wusste es nicht. In dieser Nacht aber kam es ihm so vor.
    Amy und seine Eltern kannten die Probleme nicht. Sie schliefen tief und fest.
    Wie spät mochte es sein?
    Davy hatte seine Uhr nicht abgenommen. Er schaute auf das bunte Zifferblatt der Swatch und musste sich schon anstrengen, um überhaupt etwas erkennen zu können.
    Mitternacht war vorbei.
    Davy lächelte. Der nächste Tag also. Er sollte toll werden. Sie würden wieder lange Ski fahren, und wenn sie dann nach Hause kamen, stand bereits der Weihnachtsbaum dort. Sein Vater wollte ihn unten im Ort kaufen, wo sich Davy schon auf den Weihnachtsmarkt freute. Einmal musste er ihn sehen, und er dachte daran, was ihm seine Mutter versprochen hatte. Sie und Sheila würden am Nachmittag mit den Kindern in den Ort fahren, um über den Weihnachtsmarkt zu gehen. Johnny ging bestimmt mit. Schade, dass er schon älter war, sonst wäre er ein toller Spielkamerad gewesen.
    Der Junge merkte, dass es ihm immer schwerer fiel, sich zu konzentrieren. Seine Gedanken wollten ihm enteilen, sie flossen einfach weg, und die Wellen des Schlafs überkamen ihn.
    Da hörte er das Kratzen!
    Davy war nicht sofort hellwach. Noch immer etwas benommen zwinkerte er mit den Augen, und seine Hände strichen über das Bettlaken. Er fand eine Falte, hielt sich daran fest und richtete sich mit einer langsamen Bewegung auf.
    So blieb er sitzen!
    Wieder das Kratzen!
    Davy schauderte zusammen. Er hätte eigentlich seine Eltern wecken sollen und wunderte sich selbst darüber, dass er es nicht tat.
    Stattdessen drehte er sich zur Seite und verließ das Bett. Es kam ihm vor, als wäre er von jemandem gerufen worden.
    Neben dem Bett blieb Davy stehen. Er blickte dabei zur Tür und auch in den blassen Lichtschein hinein, der allerdings von keinem Schatten durchbrochen wurde. Im Haus war das Geräusch also nicht aufgeklungen, dann draußen.
    War der Mann wieder da?
    Der mit dem runden dunklen Gesicht und den düsteren, bösen Augen! Davy hatte ihn nicht vergessen, nur verdrängt, doch das Geräusch erinnerte ihn wieder daran.
    In der letzten Nacht war er oben am Fenster gewesen. Dann war es leicht für ihn, auch hier unten zu sein.
    Davy krochen Eisfinger über den Rücken, als er sich dem Fenster zudrehte. Nein, er war nicht mutig, aber er konnte auch nicht anders handeln, weil er das Gefühl hatte, dass dort draußen jemand stand, der etwas von ihm wollte.
    Das Fenster war leer. Der Junge sah einen normalen viereckigen Ausschnitt in der Wand. Dahinter lag die Dunkelheit der Nacht, allerdings zusammengestellt aus drei Farben.
    Zum einen die helle Schneefläche, zum anderen das Licht, und zum dritten der tiefblaue Himmel mit den funkelnden Sternen, die wie kleine Augen alles überblickten.
    Davy hatte seine nackten Füße in die warmen Pantoffeln geschoben und glitt auf das Fenster zu. Es war nur das leise Schleifen der Sohlen in seiner Nähe zu hören. Obwohl er noch nichts gesehen hatte, wusste er plötzlich, dass ihn dort draußen jemand erwartete und soviel Gewalt über ihn hatte, dass er sich gegen das andere nicht wehren konnte.
    Dicht vor dem Fenster blieb er stehen. Seine Augen bewegten sich, suchten die Scheibe ab, ohne etwas Genaues erkennen zu können.
    Und doch war da jemand.
    Davy sah sein eigenes Gesicht in der Scheibe wie einen schimmernden Fleck mit großen Augen. Er sah seinen kleinen Mund, der sich verzerrt hatte, und dann streckte er den Arm aus, ohne dass er es eigentlich gewollt hätte.
    Seine Hand umklammerte den kalten Metallgriff. Er kam ihm vor wie ein Stück Eis.
    Davy kippte den Hebel hoch, zog daran, und einen Moment später strömte die kalte Nachtluft durch den Spalt in das Zimmer und floss auch über sein Gesicht hinweg. Der Junge schauderte zusammen, er hatte das Gefühl, kleiner zu werden. Im nächsten Moment jedoch dachte er nicht mehr an sich, sondern an das für ihn fast Unbegreifliche, das sich vor dem Fenster
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