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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes
Autoren: A.F.Morland
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»Was war das für eine Vision, Julian?«, fragte Luis Peralta, der Metzger, ein kerniger Mann mit roten Hängebacken und riesigen Händen.
    Llagostera richtete seine dunkelbraunen Augen ängstlich auf ihn. Sein Gesicht zuckte. Seine schmale Brust hob und senkte sich rasch. Die Aufregung machte ihm zu schaffen. »Böse Dinge werden geschehen, sage ich euch. Das Grauen wird in unser Dorf kommen. Es wird sich hier niederlassen, wird sich ausbreiten und wird von hier aus ganz Spanien überfluten!«
    Die vier Männer in Llagosteras Haus wollten nicht glauben, was der Hellseher sagte. Sie fürchteten die Wahrheit, wussten gleichzeitig aber, dass dieser seltsame, ja beinahe unheimliche Mann mit seinen Prophezeiungen noch nie gefehlt hatte.
    Er hatte die furchtbare Dürre vor zwanzig Jahren vorausgesagt. Er hatte den Tod zweier bekannter Matadore angekündigt. Er hatte von einem riesigen Brand gesprochen, der zwei Dörfer vernichten würde.
    Und alles war so gekommen, wie Julian Llagostera es vorausgesehen hatte.
    Alles!
    Schaudernd blickten sich die Männer an.
    »Wie kannst du uns nur solche Angst einjagen, Julian!«, knurrte Fernando Cordobes mit bleichem Gesicht. »Warum tust du das? Was bezweckst du damit, du verdammter Hexer?«
    Der Alte wandte sich dem kräftigen Jungen zu.
    »Ich kleide lediglich in Worte, was man mir von drüben sendet, das weißt du, Fernando. Du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich nur euer Bestes will.«
    »Dann sag uns, wie wir uns gegen diese bösen Dinge schützen sollen!«, stieß Sanchez Aragon, ein schwammiger Mann mit beginnender Stirnglatze, schwitzend hervor. »Was nützt es uns, wenn du eine Katastrophe ankündigst, ohne uns sagen zu können, wie wir sie verhindern können.«
    Julian Llagostera senkte unendlich traurig den Blick.
    »Vor vielen hundert Jahren lebte hier ein Mann namens Paco Benitez. Man spricht davon, dass er der Teufel persönlich war. Gewiss aber war er ein Jünger des Satans. Er wohnte auf Castell Montgri und verbreitete Angst und Schrecken in dieser Gegend. Viele Menschen verschwanden spurlos. Es hieß, dass Paco Benitez sie für seine Satansmessen als Blutopfer benötigte. Und es hieß weiter, dass sich Benitez nachts in einen grauenvollen Geier verwandelte. Man hatte das schwarze Untier mit schweren Flügelschlägen aus dem Castell hochsteigen gesehen und wusste, dass sich Paco Benitez wieder mal ein unschuldiges Opfer holte. Niemand fand den Mut, diesen Teufel zu bekämpfen, und so trieb er viele Jahre lang sein schreckliches Unwesen. Eines Tages vergriff er sich an einem Küster. Aus dem Nachthimmel stürzte er sich auf ihn. Er hackte dem armen Kerl seine mächtigen Krallen ins Fleisch und brachte ihn in sein Castell. Das war dem Priester zu viel. Er bewaffnete sich mit vielen geweihten Dingen und machte sich an den Aufstieg. Weder der Priester noch Paco Benitez – und auch nicht der schreckliche Blutgeier – wurden jemals wieder gesehen. Doch es heißt, dass Paco Benitez eines Tages hierher nach Torroella de Montgri zurückkehren wird. Er wird von einem aus unserer Mitte Besitz ergreifen. Und dann werden die entsetzlichen Gräueltaten von neuem beginnen.«
    Der Hellseher schaute Sanchez Aragon traurig an.
    »Du meinst, ich soll euch sagen, wie ihr euch gegen diese bösen Dinge schützen sollt?« Mit verzweifelter, brüchiger, kaum hörbarer Stimme fuhr er fort: »Es gibt keinen Schutz, Sanchez.«
    »Gar keinen?«, fragte Manuel Alvarez, der vierte Mann, entsetzt.
    Müde und gequält schüttelte der alte Hellseher den Kopf.
    »Ihr habt keine Möglichkeit, das Unheil von euch abzuwenden!«
    ***
    Peralta, Cordobes, Aragon und Alvarez verließen erschüttert die Hütte des Hellsehers. Es war kurz vor Mitternacht. Am Nachthimmel funkelten die Sterne wie kalte Diamanten. Scharf und fahl hob sich die Sichel des Mondes davon ab. Verstört gingen die Männer nach Hause.
    Keiner sprach ein Wort. Jeder hing seinen eigenen trüben Gedanken nach. Sie hatten Angst vor der Zukunft und wussten, dass sie in dieser Nacht kein Auge zutun würden.
    Sie ahnten nicht, dass sie ein dämonisch glühendes Augenpaar beobachtete.
    Eine schwarz gekleidete Gestalt hockte zwischen großen Kakteen, ohne sich zu regen.
    Als die vier Männer zwischen den Häusern von Torroella verschwunden waren, richtete sich die Gestalt schnell auf.
    Das Warten hatte ein Ende.
    Mit einigen wenigen Schritten huschte der hoch gewachsene Mann den Hang hinunter und auf das allein stehende
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