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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes
Autoren: A.F.Morland
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Terrasse, direkt neben dem Swimmingpool.
    Peckinpah rauchte eine dicke Zigarre.
    Er trug einen weißen Sommeranzug. Man behauptete, er hätte mit seinem Taschengeld die Kronjuwelen Ihrer Majestät kaufen können, doch das war sicherlich übertrieben.
    Fest stand aber, dass Peckinpah zumindest genauso reich war wie Aristoteles Onassis. Vielleicht sogar reicher.
    Er war fünfundsechzig und hatte in seinem Leben so ziemlich alles zu Gold gemacht, das er anfasste. Seinen Besitz hier aufzuzählen, wäre ein langweiliges Unterfangen gewesen. Man konnte getrost behaupten, dass er alles besaß, was man besitzen kann. Einschließlich einer hübschen jungen Frau, die er abgöttisch liebte.
    Zurzeit machte Rosalind Peckinpah Urlaub an der Costa Brava. Ihr Mann hatte sie nur ungern allein reisen lassen, aber wichtige Geschäfte hatten ihn zu Hause festgehalten.
    Es war jedoch seine Absicht, seiner attraktiven Frau nachzureisen, sobald er die Geschäfte abgeschlossen hatte.
    »Warum trinken Sie den Sekt nicht, Miss Bonney?«, erkundigte sich Peckinpah bei meiner Verlobten. Wir hatten vor, irgendwann mal zu heiraten, aber weder Vicky noch ich hatten es damit besonders eilig. Es war auch ohne diese offizielle Bindung alles in Ordnung mit uns.
    Ich musterte sie, während sie Tucker Peckinpah anlächelte.
    Heute war sie wieder einmal besonders hübsch.
    Wie macht sie das nur?, fragte ich mich.
    »Der Sekt ist ausgezeichnet, Mr. Peckinpah«, sagte sie.
    »Aber es schwimmt ein kleiner Teufel darin, vor dem man sich höllisch in Acht nehmen muss.«
    »Ihre Verlobte gefällt mir, Inspektor Ballard«, sagte Tucker Peckinpah lachend. »Schade, dass meine Frau nicht zu Hause ist. Sie versteht sich mit niemandem besser als mit Miss Bonney.«
    »Vielleicht liegt das daran, dass wir gleich alt sind, Mr. Peckinpah«, meinte Vicky und nippte vom Sekt.
    »Ja, vielleicht«, sagte Peckinpah seufzend.
    »Hat sich Ihre Frau schon gemeldet?«, erkundigte ich mich.
    »Sie hat heute Mittag angerufen. Die Gegend soll ganz bezaubernd sein. Wie heißt doch gleich das Nest? Ach ja, Torroella de Montgri. Viertausendfünfhundert Einwohner. Hundertzweiunddreißig Kilometer von Barcelona entfernt. Früher mal soll das Dorf ein beliebter Aufenthaltsort der Könige von Aragon gewesen sein. Sie wissen, wie sehr meine Frau für solche Dinge schwärmt, Inspektor. Zudem befindet sich auf der Höhe des nahe gelegenen Berges Montgri eine ausgezeichnet erhaltene Burg. Rosalind erzählte mir, dass dieses am Ende des 13. Jahrhunderts begonnene Bauwerk niemals fertig gestellt wurde. Natürlich erzählt man sich von diesem Castell Montgri eine Menge unheimlicher Geschichten, die meine Frau geradezu faszinieren. Sie will morgen auf den Berg gehen und sich die Burg aus der Nähe ansehen. Von dort oben soll man die Medesinseln, Begur, die Pyrenäen und weiß Gott was sonst noch alles sehen können.«
    Wir redeten an diesem lauen Sommerabend viel von Spanien. Ich war schon dreimal da gewesen. Einmal dienstlich, zweimal privat. Aber, das lag schon einige Jahre zurück. Damals hatte ich Vicky noch nicht gekannt. Die Eindrücke, die ich damals von diesem faszinierenden Land gewonnen hatte, hatten sich in meinem Geist konserviert.
    Mir war, als lägen keine Jahre zwischen damals und heute, sondern nur einige wenige Wochen.
    Wir hatten alle drei nicht die geringste Ahnung, wie bald ich Spanien wiedersehen sollte.
    Und wir wären erschüttert gewesen, wenn wir gewusst hätten, unter was für grauenvollen Umständen dies geschehen sollte.
    ***
    Manuel Alvarez stand bis zu den Knien im träge dem Ozean entgegen fließenden Wasser des Rio Ter.
    Gedankenverloren beobachtete er den Schwimmer seiner Angel. Zwei schwere Karpfen hatte er bereits gefangen.
    Einen dritten brauchte er nicht unbedingt, aber da die ersten beiden Fische so schnell angebissen hatten, versuchte Alvarez sein Glück noch einmal.
    Manuel war siebenundzwanzig. Wie nahezu alle Spanier war er schwarzhaarig und arm. Hin und wieder verdiente er sich mit Botengängen ein paar Peseten. Ab und zu wusch er den Wagen eines Touristen. Oder er spielte Fremdenführer.
    Er sprach gebrochen Deutsch, konnte mehrere Brocken Französisch, verstand sich in radebrechendem Englisch zu verständigen, und wenn das nicht ausreichte, mischte er alles zusammen und warf auch noch ein paar italienische Brocken dazu.
    Lange, bevor der Wagen ihn erreichte, sah er schon die Staubfontäne zum azurblauen Himmel hochwirbeln.
    Er wandte sich nicht um,
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