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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes
Autoren: A.F.Morland
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Es war schlicht und einfach, ohne Pomp. Weder die Fassade noch das Innere des Hotels hätten es mit einem der Superbauten von Barcelona aufgenommen. Man hatte eben kein besseres Hotel in Torroella, und obwohl Rosalind Peckinpah ganz andere Häuser gewöhnt war, hatte sie ihrem Mann gesagt, dass sie sich hier wohl fühle.
    Der Boden der Halle war mit kühlen spiegelnden Marmorplatten ausgelegt. Ebenso die Wände.
    Hinter dem hölzernen Pult stand zumeist der Hotelbesitzer persönlich. Wenn er verhindert war, nahm diesen Posten einer von seinen Söhnen ein.
    Manuel brachte seine zerzauste Frisur etwas in Ordnung, ehe er die Halle betrat.
    »Was willst du denn hier?«, fragte ihn der Besitzer des Hotels unfreundlich. Er sah es nicht gern, wenn die Einheimischen hier hereinkamen. Noch dazu, wenn sie so ärmlich gekleidet waren wie Manuel.
    »Ich möchte die Senora Peckinpah sprechen«, sagte Alvarez.
    »Sie ist nicht da.«
    »Ich wette, sie ist auf ihrem Zimmer.«
    »Sag mal, hörst du schlecht? Ich sagte, sie ist nicht da.«
    »Rufen Sie sie an. Bitte! Es ist sehr wichtig für die Senora.«
    »Pass auf, wenn du jetzt nicht schnell machst, dass du deinen stinkenden Kadaver nach draußen bringst, kriegst du einen Tritt von mir, dass du bis nach Gerona fliegst!«
    »Sie wollte, dass ich sie zum Castell hinauf begleite«, sagte Manuel, ohne sich um den Wutausbruch des Hotelbesitzers zu kümmern. »Ich mache mir Sorgen um die Senora.«
    »Zum letzten Mal, sie ist nicht da!«, knurrte der Mann hinter dem Pult.
    »Wo kann ich sie finden?«
    »Was weiß ich? Sie hat das Hotel verlassen. Wollte jemand anders auftreiben, der mit ihr zum Castell geht, sagte sie.«
    »Sie wird niemanden finden.«
    »Das habe ich ihr auch gesagt.«
    »Ich bin gekommen, um ihr noch einmal dringend davon abzuraten. Sie muss auf mich hören.«
    Der Hotelbesitzer zuckte die Achseln.
    »Vielleicht ist sie bei Pepe. Oder bei Joao, dem Zimmermann.«
    Manuels Miene drückte große Besorgnis aus.
    »Ich muss sie finden. Sie darf dort nicht hinaufgehen, sonst ist sie verloren!«
    Er wandte sich um und lief aus dem Hotel.
    Noch war es Nachmittag.
    Der Junge suchte Rosalind im ganzen Dorf. Hin und wieder sagte man ihm, sie wäre zwar hier gewesen, hätte viel Geld in Aussicht gestellt, wenn man sie zum Castell begleiten würde, wäre schließlich aber unverrichteter Dinge wieder gegangen.
    Als die Dämmerung einsetzte, erfuhr Manuel Alvarez, dass sich Rosalind Peckinpah entschlossen hatte, den Aufstieg allein zu wagen.
    Er wollte ihr folgen, doch es mangelte ihm am nötigen Mut.
    Erschüttert blickte er zu dem unheimlichen Castell hinauf. Er war einer von denen, die sich bekreuzigten.
    Und er murmelte traurig: »Gott sei ihrer armen Seele gnädig.«
    ***
    Rosalind Peckinpah war dem Wahnsinn nahe. Sie traute ihren Augen nicht. Was sie gesehen und erlebt hatte, war so verrückt, so unfassbar, dass ihr Gehirn sich weigerte, das Beobachtete zu akzeptieren.
    Der Geier hatte sie in das Castell gebracht.
    Halb ohnmächtig, hatte sie begriffen, dass sie in eine dunkle Felsenhöhle gezerrt wurde.
    Sie hatte schrecklich viel Blut verloren und blutete immer noch heftig, während ein glühender Schmerz in ihrer Schulter hämmerte.
    Der Geier hatte sie einen finsteren Gang entlang geschleppt, tief in den Berg hinein.
    Irgendwann hatten die nassen Felswände ein unheimliches Licht abgegeben. Die Dunkelheit war gewichen. Die Felsen waren mehr und mehr zurückgetreten, und nun befand sich Rosalind in einer riesigen Höhle. Von hier zweigte eine Unzahl von Gängen ab, von denen einige vermutlich auf geradem Weg ins Reich des Satans führten.
    Nun lag Rosalind auf der kalten glatten Oberfläche eines großen Steins, in dessen Frontseite verschiedene Hieroglyphen gemeißelt waren.
    Obwohl sie nicht gefesselt war, vermochte sie sich nicht zu bewegen.
    Irgendetwas Unsichtbares, eine Kraft, die sie nicht überwinden konnte, hielt sie fest umklammert, schnürte ihr den Brustkorb zu und zwang sie zu flachen, kurzen Atemzügen.
    Doch das alles war nicht Schuld an Rosalinds grauenvollem Entsetzen.
    Etwas anderes hatte sie an den Rand des Wahnsinns gebracht.
    Unmittelbar hinter dem großen hellen Stein, auf dem sie lag, stand ein hässliches Totem aus Glas.
    Daneben hatte sich der Grauen erregende Geier niedergelassen.
    Und mit einemmal hatte eine verblüffende Verwandlung eingesetzt. Mehr und mehr hatte sich der mächtige Vogel aufgerichtet.
    Augenblicke später hatte das Tier
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