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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes
Autoren: A.F.Morland
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wer sind Sie?«, fragte ich ihn geradeheraus.
    »Erkennen Sie mich nicht wieder?«
    Ich musterte sein schmales Gesicht mit den tief liegenden Augen und dem gestutzten Bärtchen.
    »Ich gestehe, dass Sie mir irgendwie bekannt vorkommen, aber ich weiß nicht, wo ich Sie hintun soll.«
    »Ich bin Dr. Brent«, sagte er lächelnd.
    »Ja, natürlich. Dr. Josuah Brent! Jetzt ist der Groschen gefallen!«, rief ich erfreut aus.
    Brent hatte unser Dorf vor zehn Jahren verlassen. Er war nach London gezogen, um sich da eine Existenz aufzubauen.
    Ich stellte ihn Vicky vor. Dann unterhielten wir uns darüber, wie es uns ging und redeten all das Zeug, das man eben so redet, wenn man im selben Dorf gewohnt hat, dort groß geworden ist und sich nach zehn Jahren wiedersieht.
    Mit jeder Minute wurde mir Dr. Brent bekannter, und schließlich hatte ich das Gefühl, dass ich ihn nicht vor zehn Jahren, sondern höchstens vor zehn Tagen zum letzten Mal gesehen hatte. Da er nur um fünf Jahre älter war als ich, hatten wir viele gemeinsame Interessen.
    Als wir in Barcelona landeten, waren wir dicke Freunde.
    So schnell klappt das nur selten.
    Er überraschte uns mit der Tatsache, ebenfalls nach Torroella de Montgri unterwegs zu sein.
    »Ein Studienkollege«, sagte er, »hat sich da niedergelassen. Wir haben uns viele Jahre nur Briefe geschrieben. Nun werden wir uns wiedersehen. Er hat mich in sein Haus eingeladen. Ich kann da wohnen, so lange ich will, aber ich werde seine Gastfreundschaft nicht länger als zwei Wochen in Anspruch nehmen.«
    »Stammt Ihr Freund ebenfalls aus unserem Dorf?«, fragte ich, als wir auf dem Weg zur Zollabfertigung waren.
    »Nein, Dr. Jess Rivera ist ein waschechter Londoner. Er will mich übrigens mit einer gemieteten Sportmaschine hier in Barcelona abholen. Ich werde ihn bitten, dass er Sie beide mitnimmt.«
    »Das ist wirklich nicht…«
    »Papperlapapp, Tony: Keine Widerrede, verstanden?«
    Wir passierten die Zollabfertigung.
    Dann tauchte Dr. Jess Eivera wie ein Wirbelwind auf.
    Brent und Rivera umarmten sich lachend. Sie schlugen sich auf die Schultern. Brent machte uns mit dem ausgewanderten Londoner bekannt. Wir fanden ihn sympathisch, und er hatte nichts dagegen, uns in seiner gemieteten Cessna mitzunehmen.
    Wir verließen Barcelona und flogen nach Gerona, wo Dr. Riveras zitronengelber Seat wartete. Ich wollte einen Leihwagen mieten, doch Dr. Rivera ließ das nicht zu. Er bestand darauf, dass wir in seinem Wagen mitkamen.
    »Sie können in Torroella immer noch einen Wagen mieten«, sagte er.
    Es waren zweiunddreißig Kilometer bis Torroella. Rivera setzte uns vor jenem Hotel ab, in dem Rosalind Peckinpah abgestiegen war. Ich hatte bereits von England aus telegrafisch ein Doppelzimmer bestellt. Es gab keinerlei Schwierigkeiten.
    Rivera und Brent nahmen uns das Versprechen ab, dass wir sie besuchen würden, sobald wir unsere Kleider in den Schrank gehängt hatten.
    Ich nahm dieses Versprechen nicht allzu wörtlich und gönnte mir das Vergnügen einer erfrischenden Dusche.
    Da bekanntlich Mädchen für alles länger brauchen, hatte ich genügend Zeit, die Hotelbar aufzusuchen, um in aller Ruhe einen Drink zu nehmen und gleich mal die Fühler in Richtung Rosalind Peckinpah und Castell Montgri auszustrecken, denn was Peckinpah mir über das Verschwinden seiner Frau zu erzählen gewusst hatte, war herzlich wenig – wenn auch erschreckend und aufrüttelnd – gewesen.
    Ich konnte nicht ahnen, dass es ein schrecklicher Fehler war, das Zimmer zu verlassen.
    Ich wusste noch nicht, mit was für einem gefährlichen Dämon ich meine Kräfte zu messen beabsichtigte. Und es war mir noch unbekannt, zu welchen gemeinen Tricks ein Teufel wie Paco Benitez greifen würde.
    ***
    »Ein bezauberndes Mädchen, diese Vicky Bonney«, sagte Jess Rivera, als er den Seat vor seinem Haus anhielt.
    »Ganz reizend«, pflichtete ihm Josuah Brent bei.
    »Warum sind wir beide eigentlich immer noch nicht unter der Haube, he?«, fragte Dr. Rivera lachend.
    »Das kann ich dir für meine Person beantworten, Jess. Ich hatte bislang noch nicht das Glück, einem Mädchen wie Vicky Bonney zu begegnen.«
    »Mit zunehmendem Alter wachsen die Ansprüche«, sagte Rivera. »Vielleicht habe ich deshalb noch kein Mädchen gefunden, das vor meinem gestrengen Auge Gnade gefunden hat. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich wie ein Mönch lebe.«
    Die Männer lachten, stiegen aus und begaben sich in den schneeweißen Neubau, der auf einem
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