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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes
Autoren: A.F.Morland
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als der Wagen am flachen Ufer hielt, sondern blickte verbissen auf den Schwimmer seiner Angel.
    Die Wagentür wurde zugeschlagen.
    Manuel ignorierte das Geräusch.
    Schritte näherten sich ihm.
    Er hob den Kopf und schaute zu dem Berg hinüber, auf dem das unheimliche Castell stand.
    Er dachte an Julian Llagosteras Worte, und er musste daran denken, was für ein schlimmes, unerwartetes Ende es mit dem Hellseher in der vergangenen Nacht genommen hatte.
    Seltsam, dachte Manuel Alvarez erschüttert. Er vermochte uns die schlimmsten Dinge präzise vorauszusagen, aber sein eigenes Ende sah er nicht kommen.
    »Guten Tag, Manuel!«, rief hinter ihm eine junge Frauenstimme.
    Obwohl er darauf gewartet hatte, dass sie ihn ansprach, zuckte er nun doch zusammen.
    »Buenas dias«, knurrte Manuel Alvarez, ohne sich umzuwenden.
    »Man hat mir gesagt, dass Sie zum Fischen gegangen sind, Manuel.«
    »Man hätte es Ihnen besser verschwiegen«, brummte Alvarez unfreundlich.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?«
    »Ich besitze keine Uhr.«
    »Sie verstehen die Zeit nach dem Sonnenstand zu schätzen.«
    »Fünfzehn Uhr?«
    »Auf die Sekunde genau.«
    »Möchten Sie auch angeln?«, fragte Manuel Alvarez auf Spanisch, denn die Frau hinter ihm sprach besser Spanisch als er Englisch.
    »Wir waren für vierzehn Uhr vor meinem Hotel verabredet, Manuel!«, sagte die Frau nun vorwurfsvoll.
    »Das können Sie doch nicht vergessen haben.«
    »Habe ich nicht vergessen, Senora.«
    »Dann verstehe ich nicht…«
    Manuel verlor die Lust am Angeln. Er spulte die Schnur auf, nahm den Köder vom Haken und warf ihn ärgerlich ins Wasser.
    Nun wandte er sich um.
    Sie stand auf einem Fleck, wo der Schlamm hart geworden war.
    Eine von Kopf bis Fuß hübsche Frau. Sie hatte flammend rotes Haar, das in weichen Wellen bis auf ihre Schultern floss. Ihr Mund wirkte anziehend und sinnlich. Ihre meergrünen Augen verrieten Offenheit und die Fähigkeit, sich für vielerlei Dinge zu begeistern. Sie trug eine helle Hemdbluse und himmelblaue Jeans, die recht stramm um ihre makellosen Hüften saßen.
    »Manuel, es war vereinbart…«
    »Nichts war vereinbart. Gar nichts, Senora.«
    »Ich habe gesagt, dass ich Sie sehr gut bezahlen werde.«
    »Ich mag Ihr Geld nicht, Senora Peckinpah.«
    »Aber – aber warum denn nicht, Manuel? Haben Sie persönlich etwas gegen mich?«
    »Sie sind eine bezaubernde Frau, Senora Peckinpah. Wie sollte ich gegen Sie…? Nein. Ich habe nichts gegen Sie.«
    »Dann nennen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum Sie mein Geld nicht haben wollen, Manuel.«
    Alvarez stand immer noch bis zu den Knien im Rio Ter.
    Nun watete er langsam zum Ufer zurück. Er holte das Netz mit den Karpfen aus dem Wasser und tötete die Fische vor Rosalind Peckinpahs Augen, indem er ihnen mit seinem Messer die Köpfe abschnitt, ihren Bauch aufschlitzte und die Eingeweide herausholte.
    »Müssen Sie das ausgerechnet jetzt machen?« fragte die junge Frau angewidert.
    »Man muss die Fische töten, wenn man sie essen möchte, Senora.«
    »Ich habe Ihnen vorhin eine Frage gestellt, Manuel. Warum geben Sie mir darauf keine Antwort? Ich weiß, wie arm Sie sind und dass Sie einige Peseten sehr gut gebrauchen könnten. Ich weiß, dass Sie zumeist dann hierher kommen, wenn Sie kein Geld für eine Mahlzeit haben.«
    »Solange es den Fluss gibt, werde ich noch immer Nahrung haben, Senora Peckinpah. Solange es den Fluss gibt, brauche ich Ihr Geld nicht.«
    »Ich habe damit gerechnet, dass Sie um vierzehn Uhr vor dem Hotel auf mich warten, Manuel.«
    »Ich habe nicht zugesagt, Senora. Sie hätten also nicht damit rechnen sollen.«
    »Warum begleiten Sie mich nicht zu diesem Castell, Manuel?«
    Alvarez' Gesicht wurde hart. Mit zusammengekniffenen Augen sagte er: »Weil ich nicht lebensmüde bin, Senora. Kein Mensch in Torroella wird sich bereit erklären, Sie dort hinauf zu begleiten. Warum fahren Sie nicht nach Estartit, Senora Peckinpah? Es sind nur sechs Kilometer bis dorthin. Es gibt da einen Sandstrand, der groß und breit und nicht überfüllt ist. Das Wasser ist warm. Warum fahren Sie nicht ans Meer?«
    Rosalind Peckinpah hob trotzig den Kopf.
    »Ich bin gewohnt, auszuführen, was ich mir vorgenommen habe, Manuel! Wenn ich baden will, dann fahre ich ans Meer. Wenn ich das Castell besichtigen will, dann tue ich es auch!«
    »Gestern Nacht musste Julian Llagostera von uns gehen, Senora Peckinpah«, sagte Manuel Alvarez eindringlich.
    »Der Hellseher. Ich habe davon
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