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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes
Autoren: A.F.Morland
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hervor: »Wer bist du, Fremder? Was willst du um diese Stunde in meiner Hütte?«
    Ganz nahe war ihm der Unheimliche bereits gekommen.
    Llagostera spürte den Atem des anderen über sein Gesicht streichen.
    Täuschte ihn die schreckliche Angst, oder war ihm soeben wirklich der Geruch von Verwesung in die Nase gestiegen?
    Ein Furcht erregendes Keuchen ließ den alten Mann zutiefst erschauern.
    Und als der Unbekannte mit hohler Stimme zu sprechen begann, krallte sich die Angst mit eiskalten Fingern in Llagosteras flatterndes Herz.
    »Ich bin Paco Benitez!«, sagte der Fremde mit einer Grabesstimme. »Ich bin gekommen, um dich zu töten, Hellseher!«
    »Nein!«, schrie Julian Llagostera entsetzt auf. »Gnade! Hab Mitleid mit mir, Paco Beritez!«
    »Gnade! Mitleid! Du solltest wissen, dass Paco Benitez diese Worte nicht kennt, Alter!«
    Der Mann nestelte in seinen Kleidern herum.
    Dann flammte urplötzlich ein Feuerzeug auf.
    Was Llagostera in diesem grauenvollen Moment zu sehen bekam, raubte ihm beinahe den Verstand. Er bäumte sich auf. Seiner dürren Kehle entrang sich ein wimmernder Schrei. Die glasigen Augen traten weit aus ihren Höhlen.
    Was sie erblickten, war ihm unfassbar.
    Die unruhige Flamme des Feuerzeugs beleuchtete die muskulöse Gestalt eines Mannes, der keinen menschlichen Kopf, sondern den Schädel eines riesigen Geiers auf den Schultern sitzen hatte.
    Wild sträubte sich das schwarze Gefieder. Die stechenden Augen des Scheusals reflektierten die kleine Flamme. Ein bleicher, stark gebogener Schnabel sprang weit nach vorn.
    Von welch grausamer, mörderischer Härte dieser entsetzliche Schnabel war, bekam Julian Llagostera zu spüren, als die schreckliche Erscheinung sich auf ihn stürzte
    … Nachdem das schreckliche Monster sein grausiges Werk vollendet hatte, legte es einen Brand in der Hütte.
    Schnell verließ die Gestalt das hölzerne Gebäude.
    Die Flammen leckten gierig an den Wänden hoch. Sie fraßen sich in die Matratze, auf der der bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Hellseher lag. Die Decke fing Feuer. Dann loderten auch die Vorhänge.
    Binnen weniger Augenblicke stand die ganze Hütte in Flammen. Knisternd und knackend verrichtete das Feuer sein zerstörerisches Werk.
    Züngelnd ragte die rot glühende Flammensäule zum schwarzen Himmel empor. Krachend fielen Bretter herab.
    Funken fauchten durch die Nacht. Eine dicke Rauchfahne schwebte auf die Häuser von Torroella zu.
    Ehe die Feuerwehr eintraf, war die Hütte des alten Hellsehers in sich zusammengefallen und vollkommen eingeäschert.
    Während die Feuerwehrmänner Unmengen von Wasser auf die rauchenden Balken spritzten, standen viele Neugierige um den Brandherd herum.
    »Und der Hellseher?«, fragte einer von ihnen erschüttert.
    »Wo ist Llagostera?«
    »Er muss in der Hütte gewesen sein«, sagte ein anderer bleich.
    »Armer alter Llagostera.«
    »Er hätte nicht im Bett rauchen sollen.«
    »Llagostera hat niemals geraucht, was redest du denn da?«
    »Dann muss er mit seinen Streichhölzern eine Unvorsichtigkeit begangen haben.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Irgendwie muss seine Hütte doch zu brennen angefangen haben.«
    »Ich sage dir, die hat jemand angezündet.«
    »Du bist verrückt!«
    »Ich habe jemanden aus der Hütte kommen sehen.«
    »Wen?«
    »Weiß ich doch nicht.«
    »Und?«
    »Was – und?«
    »Hast du gesehen, wohin der Kerl gegangen ist?«
    Der Mann nickte mit großen Augen.
    »Ja.«
    »Wohin?«
    Der Mann wies nach dem auf einem dreihundert Meter hohen Berg stehenden Castell.
    »Er ist da hinaufgegangen!«, sagte er überzeugt.
    Sein Gesprächspartner schüttelte ärgerlich den Kopf.
    »Jetzt weiß ich sicher, dass du verrückt bist.«
    ***
    Ich hatte meinen freien Tag. Besser gesagt, meinen freien Abend. Sergeant Goody verdiente sich seine Brötchen während des Nachtdienstes bei gekauftem Kuchen und in der Thermosflasche mitgebrachtem Tee, während Vicky Bonney und ich den Sekt des Strohwitwers Tucker Peckinpah schlürften.
    In unserem kleinen englischen Dorf kennt jeder jeden, und deshalb ist es nichts Außergewöhnliches, dass man diejenigen, die man gut leiden kann, ab und zu einem kleinen Abendessen einlädt, um über diejenigen zu schwatzen, die man nicht ausstehen kann. Tucker Peckinpah machte darin keine Ausnahme.
    Jedoch das Abendessen, das er uns vorgesetzt hatte, war nicht klein, sondern erschreckend groß gewesen, und nun saßen wir bei Sekt und leiser Musik, die aus Peckinpahs Haus drang, auf der
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