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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Autoren: Christian Frascella
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1
    Wir prügelten uns ausgiebig auf dem Platz hinter der Schule. Im Fernsehen hatte ich ein paar Boxkämpfe gesehen, darum schlug ich zu – versuchte es wenigstens – wie Oscar Moya, ein damals sehr beliebter Boxer, einer, der hart und ausdauernd kämpfte, ohne seinen Gegnern eine Atempause zu gönnen. Oscar beendete den Kampf fast immer vor der letzten Runde.
    Riccardo interessierte sich nicht fürs Boxen, er stand auf Schwarzenegger-Filme. Sonst gab es nichts, auf das er abfuhr, außer auf Elena. Elena war die, wegen der wir uns prügelten. Aber sie wusste das gar nicht. Niemand hatte ihr gesagt: »Pass auf, die schlagen sich deinetwegen.« Beide waren wir in sie verliebt, jeder auf seine Weise. Als ich mich vor ein paar Tagen während der Pause mit ihr unterhielt, rief Schwarzy mich zu sich und sagte: »Hände weg von ihr, Wichser.« Wir hatten vorher noch nie miteinander gesprochen. Danach fingen wir an, uns andauernd Beleidigungen und Drohungen an den Kopf zu werfen. Auch ich postierte mich jedes Mal in der Nähe, wenn ich die beiden reden sah, um Blicke wie Giftpfeile auf Schwarzy abzufeuern. Elena quatschte so ziemlich mit allen, klar, dass sie gerne flirtete. Sie galt nicht als Nutte, aber etwas Nuttiges hatte sie doch an sich, wie alle schönen Mädchen an unserer Schule.
    Nach einer endlosen Reihe von Provokationen waren Schwarzy und ich an dem Tag schließlich aufeinander losgegangen. Eine Menge Leute hatten sich um uns herum versammelt, es gab Beifall und Anfeuerungen sowohl für den einen als auch den anderen. Von Hausmeistern und Lehrern noch keine Spur. Während des Kampfes sah ich manchmal zu Elena hin, die uns entsetzt mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen beobachtete, die langen schwarzen Haare vom Herbstwind zerzaust.
    Ich teilte planvoll Hiebe aus wie Oscar, und mein rechter Haken konnte verteufelt schmerzhaft sein. Aber ich bewegte nur die Arme und den Oberkörper, insgesamt blieb ich ein bisschen steif. Schwarzy, der mich um gut fünfzehn Zentimeter überragte, erwiderte meine Schläge mit Fausthieben, Ohrfeigen, Anrempeln, Kopfnüssen und vor allem Tritten. Er kämpfte nicht fair, mein Stil dagegen war sauber. Wenn es um Eleganz gegangen wäre, hätte ich bestimmt nach Punkten gesiegt. Seine Tritte schmerzten trotzdem. Ich spürte, dass meine Knie nachgaben. Ein paarmal traf ich ihn noch, dann wich er meinem kraftlos gewordenen rechten Haken aus und durchbrach meine Verteidigung, indem er mir sein Knie in den Magen stieß.
    Diesmal schlug ich hin, endgültig, ich lag am Boden und atmete stoßweise den Staub des Schulhofs ein.
    Die Schreie der Zuschauer wurden lauter. Kein Schiedsrichter fing an zu zählen. Schwarzy stürzte sich auf mich und verpasste mir die nächste Ladung Fußtritte. Ich konnte nichts mehr sehen, der aufgewirbelte Staub war mir in die Augen geraten. Einer, der meine bedrohliche Lage erkannte, schaffte es, Schwarzy von mir loszureißen. Ich richtete mich auf und versuchte, mir mit dem Handrücken die Augen zu säubern.
    Auch Schwarzy war schweißgebadet und erschöpft, aber auf Hochtouren: »Ist das jetzt klar mit uns, he?«, brüllte er. »Ist das jetzt klar?«
    Man half mir beim Aufstehen. Ich hatte eine Menge Schürfwunden, blutete aber nicht. Alles andere an mir war nur noch körperlicher Schmerz und Schande. »Leck mich!«, rief ich Schwarzy zu. Die konnten mich mal, er und Oscar Moya. Dieser Scheißboxer.
    Schwarzy versuchte, sich loszureißen, während er mich mit dreckigen Schimpfworten überschüttete. Ein Junge aus der Fünften hielt ihn an den Schultern fest. »Lass ihn in Ruhe«, sagte er. »Siehst du nicht, dass du ihn fertiggemacht hast?« Schwarzy nickte grinsend. Er warf Elena einen bedeutungsvollen Blick zu. Sie stand noch immer wie angewurzelt da, denselben Ausdruck wie vorhin im Gesicht, die Schulbücher unter den Arm gepresst.
    Sie musterte mich von Kopf bis Fuß, und mir war, als müsste ich vor Scham im Boden versinken. Dann schüttelte sie den Kopf und ging weg. Auch Schwarzy zog Leine, im Weggehen machte er sich mit den Idioten von seiner Clique über mich lustig. Ich sah noch, dass er meinen berühmten rechten Haken nachahmte wie die Bewegung eines Behinderten.
    »Wie geht’s dir?«, fragten die Umstehenden.
    »Pah!«, antwortete ich. All mein Blut schien mir ins Gesicht zu schießen. Man hatte mich geschlagen und gedemütigt.
    Ich hob meinen Rucksack auf und verließ den Schulhof. Alle wichen mir aus. Ich ging bis zu einer Bushaltestelle,
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