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0408 - Sie lockten mich mit Evelyn

0408 - Sie lockten mich mit Evelyn

Titel: 0408 - Sie lockten mich mit Evelyn
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Sam Goldstein wuchtete das letzte der Eisengitter hoch. Mühsam hängte er es in die Sicherung und hatte jetzt die Fenster seines Verleihgeschäftes für die Nacht gesichert. Plötzlich kamen Schritte näher. Sam Goldstein trat bis an die Tür zurück und versuchte, durch die beschlagenen Brillengläser den späten Passanten vorübergehen zu sehen. Kurz vor Sam Goldstein verklangen die Schritte.
    »Ist der Laden schon dicht?«, fragte der Fremde. Er haitte den Hut tief ins Gesicht gezogen und den Kragen seines Mantels wegen der Kälte hochgeschlagen. Unter dem Arm trug er ein kleines Paket.
    Sam Goldstein war.nicht der Mann, der ein Geschäft, das ihm vielleicht drei Dollar einbringen konnte, ausließ. Auch nicht, wenn es bereits neun Uhr war.
    »Kommen Sie rein, Mister«, bat er den Fremden, drehte sich um und betrat das Geschäft.
    Der Fremde folgte ihm und schloss die Tür hinter sich, an der die Kunststoffjalousie bereits heruntergelassen war.
    Sam Goldstein ging zur Theke. Der Fremde war drei Schritte hinter ihm.
    Plötzlich riss der späte Besucher ein Stück Bleirohr unter dem Mantel hervor und hob den Arm zu einem wuchtigen Schlag.
    ***
    Als Sam Goldstein das Bewusstsein wiedererlangte, wütete ein furchtbarer Schmerz in seinem Schädel. Er versuchte sich aufzurichten. Ächzend fiel er wieder zurück.
    Sam Goldstein brauchte mehr als fünf Minuten, um wieder auf die Beine zu kommen. Seine Brille lag mit zerbrochenen Gläsern auf dem Boden. Eisiger Schreck durchfuhr ihn, als er die Hand in die Tasche steckte und den Hauptschlüsselbund vermisste.
    Sam Goldstein tastete sich zu dem Geldschrank in der Ecke hinüber und stieß einen schrillen Schrei aus.
    Die schwere Tresortür stand offen!
    Mit zitternden Gliedern wankte Sam Goldstein zum Telefon. Die Rufnummer der Polizei kannte er auswendig.
    Drei Minuten später war der Streifenwagen am Ort des Verbrechens.
    »Ich hat mich beraubt! Man hat mich niedergeschlagen! Der Tresor ist aufgebrochen!«, krächzte Sam Goldstein und zitterte vor Erregung am ganzen Körper.
    Der Sergeant zückte sein Notizbuch und sagte mit seiner kühlen Stimme: »Berichten Sie alles der Reihe nach. Was ist passiert?«
    »Ein Mann kam und wollte noch etwas versetzen. Ich ging in den Laden rein, und da hat er mich niedergeschlagen. Als ich wieder zu mir kam, war der Mann weg. Und der Tresor ist aufgebrochen. Ein Vermögen, Mister, wenn ich’s Ihnen sage…«
    »Er ist nicht aufgebrochen, Sergeant«, unterbrach der zweite Polizist, der zum Geldschrank gegangen war und ihn untersucht hatte. »Er ist mit den Schlüsseln aufgemacht.«
    »Er hat sie mir aus der Tasche geholt! Als ich bewusstlos auf dem Boden lag, muss er sie mir abgenommen haben!«, kreischte Sam Goldstein.
    Der Sergeant notierte die Einzelheiten in dem Buch. »Haben Sie schon festgestellt, was fehlt?«, fragte er mit kühler Geschäftigkeit.
    »Nein, dazu… das muss ich sofort…« Der Pfandleiher war noch so aufgeregt, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    Sam Goldstein wankte an den Tresor, dessen Tür sperrangelweit offen stand. Papiere und Kleinkram waren durcheinander gewühlt. Mit zitternden Händen untersuchte Goldstein den Inhalt des Tresors. Ein Fach zog er zuletzt heraus. Es hatte ein eigenes Schloss, und Goldstein bemerkte nicht einmal, dass der Schlüssel darin steckte. Ohne Brille konnte er nicht viel sehen.
    Als er das Fach herausgezogen hatte, stieß er einen heiseren Schrei aus.
    »Die Brillanten! Die Brillanten sind weg«, krächzte Sam Goldstein.
    »Welche Brillanten?«, fragte der Sergeant und horchte auf.
    »Die Brillanten, die ich hier hatte«, antwortete Sam Goldstein aufgeregt. »Hier! In diesem Fach haben sie gelegen! In dem Tresor habe ich nur die ganz wertvollen Stücke. Die Brillanten sind weg! Sie haben einen Wert von mindestens achtzigtausend.«
    Der Sergeant stieß einen hellen Pfiff aus, der auf sein Erstaunen schließen ließ.
    Der Pfandleiher schnappte tief nach Luft und stelzte auf einen Stuhl zu, um sich zu setzen. »Der Mann… der Verbrecher war… groß und breit«, fluchte er, »und er hatte eine spitze Nase, das weiß ich ganz genau.«
    Der Sergeant machte ein ärgerliches Gesicht. »Nach dieser Beschreibung können wir 80 Prozent aller Männer der USA festnehmen«, knurrte er. »Trug der Mann einen Hut?«
    »Ja, einen dunklen. Und einen dunklen Mantel trug er auch.«
    »Können Sie ihn nicht noch näher beschreiben?«, fragte der Sergeant verzweifelt.
    Sam Goldstein
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