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Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Titel: Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
Autoren: Heike Langenkamp
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Wie alles begann
    Entnervt trete ich gegen die Schublade meiner Küchenkommode. Warum zum Teufel geht das Ding immer wieder von selber auf? Das treibt mich noch in den Wahnsinn. Kaum habe ich sie rein geschoben, da wandert sie wie von Zauberhand im Zeitlupentempo wieder raus. Das sind Momente, in denen ich mich nach einem Haus mit Steinwänden und geraden Fußböden sehne. Mein Küchenboden ist aber nicht gerade, er sackt in der Mitte minimal ab. Nicht so viel, dass man es auf den ersten Blick merkt. Ab gerade so viel, dass sich einige der Schubladen meines Apothekerschrankes immer wieder von selbst öffnen. Ich mag diese Art der Schränke mit den vielen kleinen Schubladen. Viel Platz für alles Mögliche. Und sie sehen auch toll aus. Meiner in der Küche ist aus billigem unbehandeltem Kiefernholz, da die richtig tollen unbezahlbar sind.
    Und ich mag Holzmöbel. Am liebsten unlackiert und natürlich. Nur fängt dieser Schrank in der Küche immer mal wieder an, Schimmel auf der Oberfläche zu bilden. Die Küche ist klein und direkt gegenüber der Haustür. Im Sommer steht die Haustür ständig offen und so kommt zwar jede Menge frische Luft, aber wohl auch zu viel Feuchtigkeit rein. Darum habe ich nun beschlossen, die Oberfläche zu behandeln. Lasur kommt für mich nicht in Frage. Ich will das Teil ölen. Mit Olivenöl. Ich liebe Öle. Besonders die außergewöhnlichen und hochwertigen Öle. Und ich habe darum meistens auch nur diese teuren Öle im Haus. Also reibe ich die nun Schubladen mit schweineteurem italienischem Olivenöl ein - was soll's: Man gönnt sich ja sonst nix. Bienchen, mein kleiner Toypudel, findet das Öl auch klasse. Während ich auf der einen Seite die Schubladen einreibe, fängt sie auf der anderen Seite an, das Öl wieder abzulecken. Während ich erneut und zum gefühlten 36ten Mal die doofe Schublade rein knalle, denke ich darüber nach, wie das wohl auf einen Besucher wirken mag. Wenn dieser in die Küche geht - vielleicht um sich einen Kaffee zu holen - und dann sieht er, wie mein Hund die Schubladen ableckt… wäre mir schon irgendwie peinlich. Also sage ich Biene, sie soll das gefälligst lassen und schicke sie aus der Küche. Beleidigt trottet sie davon und hinter ihr schiebt sich leise die Schublade wieder raus.
    Jetzt reicht es mir! Ich schmeiße meinen öligen Lappen in die Ecke und gehe an den PC. Da muss es doch was geben! Amazon ist wie immer meine erste Anlaufstelle. Ich kaufe alles inzwischen bei Amazon. Ich liebe diesen Onlinemarkt. Was immer auch ich brauche, die haben es. Ich brauche nur zu bestellen und am nächsten Tag liefert es mir der Postbote frei Haus. Mir gefallen alle Kaufmöglichkeiten, bei denen ich das Haus nicht verlassen muss, denn ich verlasse mein Grundstück nur sehr ungern. Ich tippe „Türmagnet“ in die Suche ein und bekomme sofort eine Liste angezeigt. Aha – „Magnetschnäpper“ heißen die Dinger also offiziell. Das erste Angebot ist wie immer das von Amazon selbst. Darunter folgt noch eine Liste der Produkte von Marketplace-Anbietern. Meistens ist aber das erste in der Liste das richtige. So auch diesmal. Da steht „8 Stck. Magnetschnäpper, weiß. 4 kg. Inkl. Schrauben, Möbelzubehör“ für 11,90 € - Lieferung bis morgen - kostenlos für Amazon Prime-Mitglieder. Klar bin ich Prime-Mitglied. So oft, wie ich da bestelle, da lohnt sich das. Kostet mich zwar 29,90 € im Jahr. Dafür bekomme ich alle Prime-Bestellungen aber auch am Folgetag. Und ich bin kein geduldiger Mensch. Also bestelle ich die Teile und morgen werde ich es der Schublade zeigen. Wäre doch gelacht.
    Wo ich nun schon mal am Computer sitze… da kann ich auch gleich mal schauen was es neues gibt. Ich rufe meinen Blog auf. Keine neuen Kommentare. Schade. Wieso besuchen eigentlich über zweihundert Leute täglich meinen Blog und hinterlassen dann nirgends einen Kommentar? Sie suchen bei Google nach Wachtelstall, Hühnerfutter, grünen Eiern, etc. … und landen dann in meinem Blog. In meiner Statistik kann ich sehen, was die Welt interessiert. Dann holen sie sich die gefundenen Informationen und verschwinden wieder kommentarlos. Wenn ich ehrlich bin: genau so mache ich es im Internet ja auch. Eigentlich nicht besonders nett. Aber so ist das Internet nun mal. Aber ich will nicht ungerecht sein. Einige treue Besucher habe ich ja. Und die kommen immer wieder und schreiben mir auch regelmäßig Kommentare zu meinen Artikeln. Darüber freue ich mich sehr.
    Ich bin im Internet zu Hause.
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