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Auch Frauen wollen nur das eine

Auch Frauen wollen nur das eine

Titel: Auch Frauen wollen nur das eine
Autoren: Kerri Sharp
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Kapitel eins
    Eine kleine persönliche Geschichte:
Gute Mädchen, böse Mädchen und
die sexuelle Revolution
    Als ich siebzehn Jahre alt war, lieh mir eine Frau namens Ruth ihre Ausgabe von Nancy Fridays Mein Geheimer Garten (OT: My Secret Garden ). So etwas hatte ich bis dahin nie gelesen, und es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass dieses Buch mein Leben veränderte. Mir wurde bewusst, dass ich nicht allein war; ich war gar nicht der Freak, für den ich mich hielt. Das Buch bestätigte, was ich immer geahnt hatte, von mir aus aber nie angesprochen hätte – nämlich dass Frauen besondere sexuelle Fantasien haben, in denen es nicht immer nur um Romantik geht, sondern die manchmal schockierend und eben nicht »nett« sind.
    Ich betrachtete das Buch als Verteidigung meiner Rechte, obwohl ich zu der Zeit meine Gefühle nicht so offen zum Ausdruck brachte. Das Buch hatte ich immer bei mir und sagte meinem Freund eher schüchtern: »Ist wirklich interessant.« Dabei hatte ich in Wirklichkeit das Gefühl, jeden Augenblick zu explodieren, so aufregend und ermutigend war das Zeug, das ich las. Ich habe dieses Buch auch heute noch; ich habe es Ruth einfach nie zurückgegeben. Wenn sie da draußen noch irgendwo ist, dann möchte ich mich bei ihr bedanken – das Buch war das beste Geschenk, das man mir zu dem damaligen Zeitpunkt machen konnte.
    Zum ersten Mal begegnete ich detailliert beschriebenen Sexthemen, geschrieben von Frauen für Frauen – und der Effekt war wirklich reinigend. Nancy Friday schreibt, dass das Schreiben über Sex ihr die Möglichkeit gab, zum ersten Mal in ihrem Leben sie selbst zu sein. Dieses Gefühl von Befreiung sickerte durch zu Millionen von Leserinnen und legitimierte – zum ersten Mal im Leben dieser Frauen – die weibliche sexuelle Vorstellungskraft. Jetzt, da es gedruckt vorlag, gab es kein Zurück mehr.
    Sexuelle Botschaften sind schon immer durch Bilder von Frauen vermittelt worden (für gewöhnlich aber von Männern zusammengesetzt), aber vor der Veröffentlichung von Mein Geheimer Garten war es Frauen nicht erlaubt gewesen, offen ihre sexuellen Wünsche zu formulieren. Als das Buch 1973 herauskam, herrschte noch die weitverbreitete Ansicht, Frauen hätten gar keine sexuellen Fantasien. Hier gab es nun etwas radikal Neues. Und dennoch war es etwas vollkommen Amerikanisches. In Fridays erstem Überblick tauchten keine britischen Frauen auf, und in jener Zeit unterschieden sich die Gesellschaft und Kultur Großbritanniens noch sehr von denen der USA.
    Man kann nicht auf die Psychologie hinter den sexuellen Fantasien schauen, ohne den sozialen Kontext zu berücksichtigen, in den sie eingebettet sind. Wir »leihen« uns sexualisierte Werte von der Gesellschaft, in der wir aufwachsen. Jeder, der wie ich in Großbritannien in den Siebzigern in die Pubertät kam, wird gemerkt haben, dass die britische Haltung zu Sex zu jener Zeit eher spielerisch war und nicht intellektuell. Anders als die Amerikaner waren die Briten noch nicht bereit für das grelle Licht der wissenschaftlichen Nachforschung, das ihr privates Verhalten ausleuchtete; die Briten wollten weiterhin verstohlen unter der Bettdecke agieren, am besten im dunklen Zimmer, um ja nicht über »diese Sache« diskutieren zu müssen. In Großbritannien gab es nichts Vergleichbares zu einer sexuell selbstbewussten Dame wie etwa Erica Jong; wir hatten keinen Kinsey-Report hervorgebracht, und wir hatten keinen William Howell Masters und keine Virginia Johnson.
    Uns fehlte außerdem die »Kultiviertheit« der Erwachsenenmagazine wie Playboy und Penthouse – uns lag eher der Ton von Razzle und Whitehouse . Während die Amerikaner die sexuelle Revolution ernsthaft politisierten, guckten die Briten mit dem Komiker Sid James durch den Feldstecher darauf und machten die erforderlichen Geräusche. Wir konnten irgendwie nicht anders. Akademiker waren uns suspekt, und dennoch war es uns peinlich, was sich da in unseren Hosen tat. Also vertuschten wir das Ganze mit anzüglichem Postkartenhumor.
    Die Eindeutigkeit von TV-Serien wie Sex and the City und Dokumentationen, die Vibratoren auf Straßentauglichkeit testen, nehmen wir als gegeben hin, was auch immer wir über den intellektuellen Nutzen dieser Produktionen denken. Aber das war nicht immer so – insbesondere nicht für Frauen. Erst seit Kurzem gesteht man Frauen zu, an der Produktion von Objekten der Begierde mitzuwirken. Ehe wir uns den tatsächlichen Fantasien in diesem Buch
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