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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität
Autoren: Michael J. Parrish
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standen. Er spürte, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte - vor Freude. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte kein Stein mehr auf dem anderen gestanden, nun jedoch war wieder alles so, wie er es in Erinnerung hatte. Irgendwie war es verrückt: Noch vor ein paar Wochen hätte er alles, wirklich alles dafür gegeben, wieder hierher und in diese Zeit zurückkehren zu dürfen -und nun, wo er wieder hier war, war er sich nicht sicher, ob…
    ***
    Plötzlich sah Matt etwas, das ihn jäh aus seinen Gedanken riss. Vor ihm im Glas des Panoramafensters spiegelte sich die Gestalt einer schlanken jungen Frau mit bronzefarbener Haut und langem schwarzen Haar, das in einer wilden Mähne die hübschen Züge umrahmte… Aruula!, schoss es ihm heiß durch den Kopf. Blitzschnell riss er an den Rädern des Rollstuhls, ließ das Gefährt herum wirbeln - und sah gerade noch, wie die junge Frau in einem Seitengang verschwand. »Aruula…?!« Er musste ihr folgen! Hektisch riss er an den Rädern des Rollstuhls, flitzte den Gang hinab und bog in den Seitenkorridor, in den die junge Frau gegangen war. Doch da war niemand! Die Frau mit dem schwarzen Haar war spurlos verschwunden. »Aruula?«, rief Matt laut, scherte sich nicht um die verwunderten Blicke, die ihm Passanten zuwarfen. Sein Herz schlug schneller, seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er war sicher, seine Gefährtin gesehen zu haben, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick… Wieder gab er den Rädern einen Schubs, rollte den Seitengang hinab, spähte in jedes der Zimmer, die den Korridor säumten. Plötzlich drang vom Ende des Ganges ein leises Geräusch an sein Ohr. Matt erreichte eine Türe, auf der »medical personnel only« stand. Sie war nur angelehnt; gedämpftes Licht sickerte durch den Türspalt. Matt hielt es nicht aus. Kurzerhand öffnete er die Tür und warf einen Blick in den Lagerraum, der dahinter lag. Die junge Frau, die er kurz gesehen hatte, war gerade dabei, ein kleines Paket mit Kanülen aus dem Regal zu nehmen. Da stand sie vor ihm. Schlank, mit wallendem blauschwarzen Haar, so at- traktiv, dass es ihm die Sprache verschlug. »Aruula?«, fragte Matt leise. Erst jetzt gewahrte die junge Frau ihren Besucher. Für einen Moment schien sie überrascht - doch sofort hellten sich ihre Züge auf.
    »Ach, Sie sind es, Commander Drax«, sagte sie.
    »Schön, Sie wieder munter zu sehen, Sir.«
    »Aruula?«, fragte Matt noch einmal -und erntete einen verständnislosen Blick. »Ich fürchte, ich weiß nicht, was Sie meinen, Sir«, beschied ihm die junge Frau.
    »Ich bin Schwester Ruler. Angela Ruler…« Matt hatte das Gefühl, aus einem Traum zu erwachen. Natürlich war diese Frau nicht Aruula - wie sollte sie auch? Sie trug eine Schwesterntracht und keinen Lendenschurz und ein Schwert. Aber sie sah der Barbarin zum Verwechseln ähnlich. Die Krankenschwester merkte, dass Matt sie von Kopf bis Fuß musterte. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Sir?«, fragte sie ein wenig indigniert. »Äh… nein.« Matt schüttelte den Kopf, sich jetzt erst darüber bewusst werdend, wie unmöglich er sich benahm. »Entschuldigen Sie, Schwester - es ist nur… Ich hatte das Gefühl, Sie zu kennen.«
    »Nun«, meinte Miss Ruler, und ihre hübschen Züge entspannten sich wieder, »ich habe mich um Sie gekümmert, als Sie im Koma lagen, Commander. Ich war für Ihre Versorgung zuständig.«
    »Tatsächlich?«
    »Aber ja. Ich war fast jeden Tag bei Ihnen und habe mit Ihnen gesprochen. Vielleicht haben Sie ja trotz Ihres komatösen Zustands etwas davon mitbekommen?« Die Schwester lachte - und Matt erkannte dieses Lachen wieder. Es war Aruulas Lachen…
    ***
    Er erwiderte nichts mehr, sondern wandte sich ab, rollte langsam wieder den Korridor hinab, während ihn ein niederschmetternder Verdacht zu beschleichen begann. Sollte es wirklich möglich sein? Konnte er sich so geirrt haben? War Aruula nicht mehr gewesen als eine Spiegelung von Schwester Ruler? Ein Streich, den ihm sein Unterbewusstsein gespielt hatte, während er im Koma lag? Es war schwer zu glauben, aber nicht unmöglich. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war geradezu unglaublich. Vielleicht hatte jener unbewusste Teil seines Geistes, der auch im Koma noch wach gewesen war, Schwester Ruler wahrgenommen und in seine Träume eingearbeitet. Angela Ruler. A. Ruler. Aruula… Erschüttert kehrte Matt auf sein Zimmer zurück. Für heute hatte er genug gesehen. Am nächsten Tag stand Matt wieder auf seinen eigenen Beinen,
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