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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität
Autoren: Michael J. Parrish
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fremden, zerstörten Welt endlich geendet hatte - um Aruulas willen musste er an dieser anderen Wirklichkeit festhalten. Sie war seine Gefährtin gewesen und mehr als einmal mit ihm durch die Hölle gegangen. Er hatte sie geliebt. Schon um ihretwillen konnte nicht alles nur ein Traum gewesen sein.
    »Nein«, sagte Matt trotzig und schüttelte den Kopf.
    »Hören Sie, Doktor - ich weiß nicht, was Sie mir hier einzureden versuchen. Aber eines ist sicher: Ich habe das alles nicht nur geträumt.« »Wenn Sie es nicht nur geträumt haben, muss es Beweise geben«, erwiderte der Arzt gelassen. »Oder nicht?«
    »Natürlich.« Matt überlegte. Dann fiel ihm ein, wie Aruula und er gegen eine Horde Taratzen gekämpft hatten. Eines der Biester hatte ihn am rechten Bein verletzt - die Wunde hatte wie verrückt geblutet und eine hässliche Narbe hinterlassen. Wenn er sie Dr. Sirwig zeigte…
    ***
    Hastig schlug Matt die Bettdecke zurück, starrte auf sein nacktes Bein -und ächzte entsetzt, als dort nichts zu sehen war. Nicht die geringste Spur von einer Nare! »Commander?«, erkundigte sich Sirwig besorgt. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ich… weiß nicht.« Matt atmete stoßweise, fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte. »Beruhigen Sie sich, Commander. Was Sie brauchen, ist viel Ruhe. Es wird sich alles klären…«
    »Nein.« Matt schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, dass es sich klärt, hören Sie? Ich habe das alles erlebt, wirklich erlebt! Aruula und all die anderen - das kann nicht nur ein Traum gewesen sein! Das ist unmöglich! Völlig unmöglich!«
    »Ist es nicht, Commander. Glauben Sie mir - ich hatte schon Fälle, in denen Patienten Stein und Bein schworen, in die Zeit der Dinosaurier zurückgereist zu sein. Oder einen anderen Planeten besucht zu haben. Im komatösen Zustand sind die bewussten Funktionen Ihres Körpers komplett abgeschaltet, Sie sind Ihrem Unterbewusstsein völlig ausgeliefert. Das erklärt vieles…«
    »Mag sein, Doktor«, räumte Matt ein, »aber nicht das! Ich habe mit diesen Leuten gelebt, habe mit ihnen gesprochen -sie hatten sogar ihre eigene Sprache…«
    »Daran können Sie sehen, was sich der menschliche Geist ausdenken kann, wenn er sich nur ein bisschen Mühe gibt«, meinte Sirwig lapidar. »Ich habe mir das nicht ausgedacht!«, brüllte Matt den Doktor an. »Hören Sie mir doch zu, verdammt noch mal! Ich habe mir das nicht ausgedacht, okay? Das alles war so wirklich wie Sie und ich…«
    »Commander!«, sagte der Mediziner scharf und eindringlich. »Beruhigen Sie sich! Bitte! Sie sollten das Unabänderliche akzeptieren und nicht an Ihrer Traumwelt festhalten. Ich kann sonst für nichts garantieren!«
    »Das ist mir gleichgültig, verdammt!«, schrie Matt aus Leibeskräften. Die Vorstellung, dass alles, was er in den vergangenen fünfzehn Monaten erlebt hatte, nicht mehr gewesen sein sollte als ein langer Albtraum, war einfach zu viel für ihn. Adrenalin schoss mit Macht in seine Adern, sein Pulsschlag steigerte sich zu hektischem Stakkato. Seine Fäuste ballten sich und er begann in wilder Wut um sich zu schlagen, schickte sich an, erneut aufzustehen. »Pfleger!«, rief Sirwig scharf - und im nächsten Moment flog die Türe des Krankenzimmers auf. Zwei kräftige Männer in weißen Anzügen stürmten herein und stürzten sich auf den Patienten. Matt verharrte mitten in der Bewegung, als er einem der beiden ins Gesicht blickte. Es war ein bärtiger, muskulöser Mann mit langer Zottelfrisur. Die Züge erschienen ihm sofort vertraut. Es war kein anderer als Pieroo, jener tapfere Krieger, der ihn ein Stück seines Weges begleitet hatte! »Pieroo«, ächzte Matt fassungslos. »Erkennst du mich nicht? Ich bin es: Matt!« Der Pfleger reagierte nicht. Mit eiserner Hand packte er den Commander und drückte ihn mit sanfter Gewalt auf sein Lager zurück. »Lasst mich los!«, verlangte Matt. »Ihr sollt mich loslassen! Pieroo!« Die Pfleger taten ihm den Gefallen nicht. Pieroo hielt seinen Oberkörper fest, während der andere seine Beine fixierte. Dann trat Sirwig hinzu, wieder eine Spritze in Händen. »Es tut mir Leid, dass ich Sie schon wieder ruhig stellen muss«, beschied er ihm. Seine Stimme klang fast bedauernd. »Ihr Kreislauf ist noch zu schwach, Commander. Wir können nicht riskieren, dass er kollabiert.«
    »Ich will keine Injektion! Hören Sie? Ich will keine…!« Matt sah hilflos zu, wie der Inhalt der Spritze durch die wieder angebrachte Kanüle in seinen Körper schoss.
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