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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität
Autoren: Michael J. Parrish
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Februar 2012, nicht wahr?«, erkundigte sich der Arzt.
    »Ja«, entfuhr es Matt verblüfft. »Woher wissen Sie…?«
    »Dieser Tag ist uns allen in lebhafter Erinnerung geblieben, Commander«, erwiderte Sirwig. »Es war der Tag, an dem ›Christopher- Floyd‹ die Erde treffen sollte…« »Sollte?« Matt hob die Brauen. »Allerdings. Unserem Schöpfer sei Dank, dass es uns in letzter Sekunde gelungen ist, den Kometen zu sprengen.«
    »Was? Wovon sprechen Sie? Das verdammte Ding ist eingeschlagen! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«
    »An jenem achten Februar, Commander Drax, waren Sie mit Ihrer Staffel zur Beobachtung von ›Christopher-Floyd‹ abgestellt. Ihr Copilot war ein Zivilist namens Smythe. Professor Doktor Jacob Smythe.«
    »Ja«, knurrte Matt missmutig. »Erinnern Sie mich bloß nicht daran…«
    »Kurz bevor der Komet die Erde er- reichte, konnte er durch gezielten Raketenbeschuss gesprengt werden - allerdings hatte er bereits den kritischen Punkt überschritten, sodass die Trüm- merstücke die Atmosphäre durchdrangen und auf der Erde verheerende Schäden anrichteten. Es war schlimm, Commander Drax. China und Teile von Russland wurden am schwersten getroffen, die Streuung der Kometensplitter reichte jedoch von Japan bis nach Mitteleuropa. Die Wirkung war verheerend. Millionen von Menschen starben, ganze Städte wurden zerstört - aber es war nicht der Untergang, Commander. Wir haben es überstanden.«
    »Überstanden«, echote Matt fassungslos. »Inmitten dieses Infernos wurde Ihre Staffel offenbar getrennt. Das Letzte, was wir von Ihnen erhielten, war ein Notruf. Was danach geschehen ist, können wir nur vermuten. Wahrscheinlich wurde Ihre Maschine von einem kleinen Kometensplitter getroffen. Ihr Copilot Smythe konnte sich mit dem Schleudersitz retten, während Sie mit dem Jet über den Alpen niedergingen. Als der Bergungstrupp Sie fand, waren Sie bereits bewusstlos. Und daran sollte sich auch lange Zeit nichts ändern. Fünfzehn Monate lang…«
    »Nein«, sagte Matt entschieden. Er wollte und konnte nicht glauben, was er da hörte. Natürlich - er war zur Beobachtung des Kometen aufgestiegen und seine Maschine war tatsächlich abgestürzt. Doch was er danach erlebt hatte, unterschied sich grundlegend von dem, was ihm der Doktor da einzureden versuchte.
    ***
    »Christopher-Floyd« war eingeschlagen.
    Matt wusste es. Er hatte die Welt nach dem jüngsten Tag erlebt, hatte gesehen, wie Natur und Zivilisation aus den Fugen geraten waren. Nomadenstämme hatten Europa durchwandert, bedroht von bizarren Kreaturen, die jedem Horrorfilm zur Ehre gereicht hätten. Die Städte waren zum Teil wiederaufgebaut worden, doch die Zivilisation in ganz Europa war barbarisch bis mittelalterlich. All das war so real gewesen - es konnte nicht einfach nur ein Traum ge- wesen sein. Oder doch…?
    »Commander«, sagte Sirwig, dem die innere Unruhe seines Patienten nicht verborgen blieb. »Ich weiß nicht, was Sie während Ihres langen Schlafes er- lebt haben. Es gab Fälle von Patienten, die während ihrer Abwesenheit im Koma ein ganzes Leben durchlebten, die in der Welt der Träume ihre Erfüllung gefunden hatten. Bisweilen spielt uns das Unterbewusstsein diesen Streich, Commander Drax. Aber das ändert nichts daran, dass Ihr Leben im Hier und Jetzt weiter geht. Sie befinden sich wieder in der realen Welt - und damit müssen Sie leben.« Matt starrte stumm vor sich hin. Die Worte des Arztes klangen wie Hohn in seinen Ohren. Erfüllung hatte er in jener anderen Welt wahrlich nicht gefunden - es war eine entartete, grausame Wirklichkeit gewesen, in der ein Menschenleben wenig genug wert gewesen war. Wie viel Blut hatte er fließen, wie viele Freunde hatte er sterben sehen? Wie viele Verluste hatte er hinnehmen müssen? Nein - Erfüllung hatte er dort nicht gefunden. Und doch. Ein Bild tauchte aus dem Hintergrund seines Bewusstseins auf - das Bild einer Frau mit langen blauschwarzen Haaren, die ihr hübsches Gesicht umrahmten. Sie war nackt bis auf einen Lendenschurz, und eine exotische Linienzeich- nung verlief über ihre bronzefarbene Haut. Sie war anmutig und stark zugleich, furchtlos und tapfer. Die perfekte Kriegerin - aber auch eine liebende Frau. Aruula. Der Gedanke an seine Gefährtin, die ihn ein langes Stück seines Weges begleitet hatte, gab Matt einen Stich ins Herz. Auch wenn Sirwigs Argumente eine gewisse Logik besaßen und Matt tief in seinem Inneren unendlich froh darüber war, dass der Albtraum dieser
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