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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität
Autoren: Michael J. Parrish
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Noch eine geschlagene Minute wand er sich im Griff seiner Häscher, ehe ihn bleierne Müdigkeit übermannte. Seine Kräfte ermatteten, sein Widerstand erlahmte. Erneut driftete sein Geist ab in dämmrige Bewusstlosigkeit. Und diesmal träumte er nicht.
    ***
    »Er schläft.«
    »Na, und wenn schon.«
    »Ob wir ihn wecken sollen?«
    »Unbedingt. Ich kann’s kaum erwar- ten, diesen Goldjungen zu küssen…« Wie von fern drangen die Stimmen an Matts Ohr - Stimmen aus dunkler Vergangenheit. Er wusste nicht zu sagen, wem sie gehörten, aber sie erschienen ihm irgendwie vertraut. Es waren die Stimmen von Freunden. Guten Freunden… Jemand berührte ihn an seiner Schulter, riss ihn endgültig aus den dämmrigen Gefilden des Schlafes, in den er gefallen war. Blinzelnd öffnete Matt Drax die Augen - und blickte in das Gesicht einer jungen Frau Anfang dreißig. Langes blondes Haar umrahmte ihre hübschen Züge, aus denen ihn ein freundliches Augenpaar anstrahlte. Dann beugte sie sich zu ihm hinab und hauchte ihm einen flüchtigen KUSS auf die Wange. »Willkommen zu Hause«, sagte sie lächelnd. »Schön dass du wieder bei uns bist.«
    »So, das reicht«, ließ sich eine Män- nerstimme mit kernigem texanischen Akzent vernehmen. »Genug geknutscht. Lass mich unserem Bruchpiloten auf die breiten Schultern klopfen…« Ein durchtrainierter Mann mit Bürstenschnitt trat an Matts Bett, blickte missbilligend auf ihn herab. »Nee, lieber doch nicht. Mann, du siehst beschissen aus«, konstatierte er lapidar. »Aber es tut verdammt gut, dich zu sehen.«
    »Jenny? Hank?«, überwand Matt end- lich seine Überraschung. Jennifer Jensen und Hank Williams waren seine Freunde von der Fliegerstaffel, seine Kameraden auf dem Stützpunkt! Zumindest von Hank wusste er, dass er eigentlich tot sein musste, zerrissen von einem jungen Avtar, einem Monstervogel, in den Ruinen von Paris.
    »Alles senkrecht, Bruder?«, fragte eine sonore Stimme von der anderen Seite des Krankenbettes - und Matt blickte in die dunklen Züge von Captain Irvin ehester, dem vierten Mann des Quartetts.
    Auch er war tot, umkommen durch Aruulas Schwert im neuen Kolosseum von Rom.
    »Big Boy…«, presste Matt hervor. Noch immer fiel ihm das Sprechen etwas schwer. »Mensch Junge, was machst du nur für Sachen?«, fragte Hank und setzte sich kurzerhand auf Matts Bett. »Ehrlich - ein paarmal dachten wir schon, du wolltest dich klammheimlich aus dem Staub machen.«
    »Ich doch nicht.« Matt grinste. Es tat verdammt gut, die drei wieder zu sehen - lebend…
    »Wir haben uns darin abgewechselt, dich zu besuchen«, erklärte Jenny, die sich ganz besonders darüber zu freuen schien, dass Matt wieder bei Bewusstsein war. »Wir dachten, dass du dich dann nicht so alleine fühlst.«
    »Danke, Freunde«, sagte Matt. »Es hat geholfen.«
    »Wir sollen dir schöne Grüße von Major Bellmann bestellen«, berichtete Irvin. »Der alte Haudegen will dich möglichst bald wieder in Dienst stellen - natürlich erst, wenn du wieder ganz gesund bist.«
    »Okay«, meinte Matt. »Ich gebe mein Bestes.«
    »Wirklich?« Jenny hob die Brauen. »Wie man hört, bereitest du den Ärzten ganz schönes Kopfzerbrechen.«
    »Wirklich?« echote Matt und schnitt eine Grimasse. »Allerdings«, ergriff erster das Wort. »Angeblich meinst du, das alles hier wäre gar nicht echt. Sollst ja während der vergangenen Monate allerhand erlebt haben…«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Was war denn so los im Schlummer- land?«, erkundigte sich Hank augenzwinkernd.
    »Gab’s wenigstens ein knackiges Püppchen dort?«
    »Macho!« Jenny versetzte ihrem Kameraden einen harten Rippenstoß. »Ist doch wahr! Ich meine, wenn man schon fünfzehn Monate im Koma liegt, sollte man wenigstens seinen Spaß dabei haben. Also?«
    »Ja«, gestand Matt und musste unwillkürlich lächeln.
    »Gab es. Ihr Name war Aruula…«
    »Aruula«, echote Hank. »Klingt nach einem Mädchen, das einem kräftig einheizen kann.«
    »Hey, Jungs«, meinte Jenny genervt. »Muss ich an diesem Gespräch teilnehmen? Woran kannst du dich noch erinnern, Matt? Diese Aruula kann doch unmöglich alles gewesen sein.«
    »Nein«, gestand Matthew ein. »Da waren noch viele andere. Ihr wart auch dabei, Freunde.«
    »Wir?« Über Irvin Chesters Gesicht glitt ein flüchtiges Grinsen.
    »Ist ja 'n Ding! Hört euch das an, Leute - unser guter Matt hat von uns geträumt.«
    »Es war kein Traum. Es war… viel realer.«
    »Wie auch immer«, meinte Hank.
    »Was ist mit uns
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