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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität
Autoren: Michael J. Parrish
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können. Die Halluzinationen, unter denen in den letzten Tagen gelitten hatte, waren nur die Vorboten gewesen. Jetzt hatte es ihn endgültig er- wischt.
    ***
    Durch Umstände, die er bis heute nicht verstand, war er am Vorabend der großen Katastrophe in die Zukunft geschleudert worden, um fünfhundertvier Jahre… In eine Welt, in der die großen Städte in Schutt und Asche lagen, in der die Menschheit in die Barbarei zurückgefallen war und sich die Zivilisation nur sehr langsam wieder erholte. »Sie erinnern sich nicht?« Besorgnis klang aus Dr. Sirwigs Stimme.
    ***
    Matt musste sich zusammen reißen, um nicht laut aufzulachen. Die irrationale Heiterkeit kitzelte in seiner Kehle. »Berlin-Köpenick, ja?«, fragte er und grinste. »Und als nächstes werden Sie mir weismachen, draußen wartet Major Bellmann, um nach mir zu sehen.«
    »Ich konnte Ihren Vorgesetzten bislang noch nicht von Ihrem Erwachen verständigen, aber wenn Sie wollen…«, gab Sirwig schulterzuckend zurück -und verstummte, als sein Patient plötzlich laut lachte. Es dauerte eine gute Minute, bis Matt sich wieder unter Kontrolle hatte. »Blödsinn!«, fuhr er Sirwig an. »Das alles ist doch Irrsinn! Sie existieren gar nicht, genauso wenig wie Major Bellmann und die Basis in Köpenick. Alles wurde zerstört, schon vor einem halben Jahrtausend…« Sirwig hob seine schmalen Brauen und blickte Matt durchdringend an. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie verstehe, Commander Drax«, verriet er. »Seit Ihrer letzten konkreten Erinnerung mag wohl einige Zeit verstrichen sein - aber sicher kein halbes Jahrtausend. Ich bedaure…«
    »Was soll das heißen?«
    »Nun, Commander Drax - ich fürchte, Sie haben ein wenig den Bezug zur Zeit verloren. In Ihrem Zustand ist das aber nicht ungewöhnlich.«
    »Zustand? Welcher Zustand?« Matt spürte hilflosen Zorn in sich aufsteigen - er kam sich vor wie ein Idiot. War er nun verrückt oder nicht? Warum gab dieser Doktor… diese Einbildung von Doktor Widerworte, anstatt ihn einfach seinem Irrsinn zu überlassen? »Es wird nicht leicht für Sie sein, das zu begreifen, Commander«, fuhr Sirwig fort, »aber Sie waren für eine Weile außer Gefecht gesetzt. Für eine ganze Weile sogar.«
    »Was soll das heißen? Welches Datum haben wir?«
    »Es könnte ein Schock für Sie sein, Commander«, erwiderte Sirwig vorsichtig. »Wir schreiben… das Jahr 2013. Den dreißigsten Mai, um genau zu sein. Oder, um im Jargon der Floydologen zu sprechen, das Jahr zwei nach dem Neubeginn.«
    »Jahr zwei? Neubeginn?« Matt schaute den Mediziner unverwandt an. »Wollen Sie mich verarschen, Doktor?«
    »Durchaus nicht, Commander. Was ich Ihnen begreiflich zu machen versuche, ist, dass Sie fünfzehn Monate lang im Koma gelegen haben.«
    »Ich habe… was?«
    »Sie waren eine lange Zeit abwesend, Commander. Mehr als einmal haben wir geglaubt, Sie zu verlieren - aber Sie haben einen wirklich zähen Organismus. Nur ihm haben Sie es zu verdanken, dass Sie noch am Leben sind.«
    ***
    In Matts Kopf strömten die Gedanken zusammen wie die Wasserfälle der Great Niagara Falls. »Aber… der Komet! Kristofluu, die große Katastrophe! Euree ist verwüstet, wie der ganze Rest der Welt. Sogar hier in Meeraka…«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, unterbrach ihn Sirwig. Ein alarmierter Ausdruck glitt über die Züge des Mediziners. »Sie haben offensichtlich einen Schock erlitten. Ich verabreiche Ihnen ein Beruhigungsmittel, und sobald Sie sich etwas besser fühlen, werden wir einige Tests machen, um ihre neuralen und sensorischen Fähigkeiten zu prüfen. Möglicherweise hat die lange Bewusstlosigkeit einige vorübergehende Folgen hinterlassen.«
    »Vorübergehende Folgen? Was meinen Sie?« Matt schickte dem Arzt einen gehetzten Blick. »Das einzig Vorübergehende hier sind Sie! Ich träume das doch alles nur. Ich bin… ich bin… Maddrax!« »Ich weiß nicht, was Sie während Ihres langen Schlafes geträumt haben, Commander«, sagte Sirwig, jedes einzelne seiner Worte betonend. »Ich kann mir vorstellen, dass vieles davon nicht sehr angenehm war. Aber eines kann ich Ihnen versichern: Nichts davon war real. Sie befinden sich hier im Lazarett Ihres Stützpunkts. Was für Albträume Sie auch immer durchlebt haben mögen, Commander - sie sind jetzt zu Ende. Willkommen in der wirklichen Welt.« Damit zog der Mediziner eine Spritze aus der Tasche seines Kittels, löste die Verbindung des Tropfes, der an einer Halterung neben Matt hing, und
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