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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Einleitung
    Die Legende vom geklauten Igel
    Meine Kindheit in Lübbecke war vor allem eines: ereignislos. Es würde zu lange dauern, die Dinge aufzuzählen, die es dort, damals in den sechziger Jahren, nicht gab. Späteren Generationen mag die Reichweite der Beschränkungen deutlich werden, wenn ich exemplarisch Vergnügungsparks, Internet und Gameboy aufzähle: Alles das gab es nämlich nicht, und selbst einen Fernseher bekamen wir erst, als ich acht Jahre alt war. Auch die Kinderbespaßung – etwa in Form von Hüpfburgen, Malen im Museum und Kinderschminkaktionen auf dem Marktplatz – steckte buchstäblich noch in den Kinderschuhen. Verschärfend kam in Ostwestfalen-Lippe das notorisch schlechte Wetter hinzu, das kindlichen Outdoor-Aktivitäten wie Verstecken, Fußballspielen oder Sandburgenbauen oft im Wege stand.
    Bücher hingegen gab es auch in »Petrus’ Pisspott«, wie dieser Landstrich auf Plattdeutsch gern und treffend genannt wird. Lesen war schlichtweg die einzige Rettung vor dem frühzeitigen Hirntod, und man war kein Genie, wenn man mit fünf Jahren lesen konnte. Bereits als kleiner Junge verschlang ich ein Buch nach dem anderen, und meine Mutter hatte einiges zu tun, die Leihbestände aus den Büchereien nach Hause und wieder zurück zu tragen. Am liebsten las ich damals Mecki -Bücher. Das waren Vorläufer deutscher Comics, in denen ein gütig dreinschauender Igel von allerlei Abenteuern mit seinen Freunden berichtete. Abenteuer! Allein das Wort versetzte mich in andere Welten. Berge, Dschungel, Meere und fliegende Teppiche – bei Mecki gab es all das, wovon ich träumte.
    Allerdings war es nicht ganz einfach, an die Mecki -Bücher heranzukommen. Es gab sie weder in der Kirchenbücherei noch in der Stadtbibliothek. In den Sechzigern hielten viele Erwachsene Comics für Schund, und man musste ewig quengeln, um ein Fix-und-Foxi-Heft oder ein Mecki-Buch in Händen halten oder gar sein Eigen nennen zu dürfen. Ich besaß Mecki bei Harun al Rashid und Mecki bei Frau Holle und hatte einige andere Titel der Reihe bei Freunden gelesen. Ich kannte sie auswendig. Ich war verrückt nach ihnen. Wenn ich wieder einmal eine Mecki-Geschichte vor mich herbetete, reagierte meine Mutter häufig genervt: »Lies lieber was Anständiges!« Aber ich mochte die Bilder so gerne und die Tatsache, dass die Geschichten von einem Igel erzählt wurden. Mit fünf Jahren glaubte ich zwar längst nicht mehr an den Weihnachtsmann, aber an der Echtheit von Meckis Abenteuern gab es für mich keinen Zweifel.
    An jenem Tag, der so ereignislos nicht enden sollte, begleitete ich meine Mutter in die Stadt. Ich liebte Einkaufen, vor allem dann, wenn wir einen Abstecher in den Bücherladen, zu »Dreyschläger« machten. Kaum hatte meine Mutter es ausgesprochen, leuchteten meine Augen: »Dreyschläger!« Für mich war die Buchhandlung das, was für heutige Kinder vermutlich eine Eintrittskarte ins Euro-Disneyland ist.
    Als ich den Laden betrat, fiel er mir sofort ins Auge: Mecki. Herr Dreyschläger hatte einen Ständer mit allen bisher erschienenen Mecki-Büchern aufgebaut. Schon von weitem zu sehen war: Mecki im Schlaraffenland . Ein märchenhafter Reisebericht, aufgeschrieben von ihm selbst . Ich bekam große Augen. Wie konnte ein einziger Buchhändler so viele Mecki-Bücher auf einmal haben? Wie reich musste ein Mann sein, dem so viele Bücher gehörten! Und wie glücklich würde ich sein, wenn es mir gelang, meiner Mutter auch nur eines aus den Rippen zu leiern. Am liebsten wollte ich sie natürlich alle.
    Meine Mutter parkte den Kinderwagen mit meinem dicken Bruder Uli direkt neben einem Bücherstapel, der an der Treppe zu einer weiteren Ebene stand, und steuerte die Kinderbuchabteilung an. Während ich gebannt vor dem Mecki-Ständer stehen blieb, kam meine Mutter mit einem Exemplar Slawische Märchen zurück. »Guck mal, das ist etwas ganz Besonderes, Jens!« – »Kann ich Mecki , bitte?«, fragte ich unter Aufwendung allen Charmes, der mir zur Verfügung stand. Ich hatte blonde Locken und blaue Augen – ein eindeutiger Vorteil, wenn man Kind ist. Heute schien aber selbst der schräg nach oben gerichtete Dackelblick nichts zu bringen, nicht einmal wenn ich dazu meine Wimpern in Bewegung setzte. Mama lächelte.
    »Aber Schatz, du magst doch Märchen so gerne, und schau mal, hier sind auch Bilder drin, ganz wunderschöne Bilder!«
    »Ich möchte aber bitte ein Mecki-Buch!«
    »Die sind nicht gut für dich, Jens! Schau, wir nehmen
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