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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität
Autoren: Michael J. Parrish
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ihm von der Verwaltung zugewiesen worden war. »Weil es notwendig war, Commander«, erwiderte er. »Für Sie und für uns. Für unser aller Sicherheit. Sie sind Soldat; Sie werden das verstehen.« Matt schüttelte fassungslos den Kopf. Drei Tage war es nun her, dass er aus der virtuellen Realität erwacht war, in die man ihn versetzt hatte - und noch immer waren die Erinnerungen daran sehr, sehr lebendig. Mit Schaudern dachte Matt daran zurück, wie er zwischen den Realitäten den Bezug zur Wirklichkeit immer mehr verloren hatte. Durch seinen »Selbstmord« hatte er schließlich einen Abbruch des men- schenverachtenden Experiments erzwungen - und war in der zerstörten Welt des Jahres 2517 aufgewacht. Ein Teil von ihm war entsetzt darüber, dass sich die dunkle Zukunft der Erde am Ende doch als Realität entpuppt hatte - doch lieber nahm er diese zerstörte Welt als gegeben hin, als in einer falschen Scheinwelt vor sich hin zu vegetieren.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte er leise. »Ich kann es noch immer nicht glauben. Als ich nach Washington kam, war ich unendlich froh darüber, Zivilisation vorzufinden; Menschen, die sich nicht der Barbarei ergeben hatten, sondern die versuchten, wieder etwas aufzubauen. Und nun stellt sich heraus, dass die neue Regierung grausamer und ruchloser ist als jedes der Barbarenvölker, denen ich auf der anderen Seite des Ozeans begegnet bin.«
    »Ich sagte doch bereits…«, wollte Crow einwenden. »Wissen Sie, wie das ist, General?«, sprach Matt einfach weiter und hatte Mühe, die Tränen ohnmächtiger Wut zurückzuhalten, die ihm in die Augen treten wollten.
    »Wie das ist, wenn man den Boden unter den Füßen verliert? Wenn es nichts mehr gibt, woran sich der Verstand festklammern kann?«
    »Es ist der Augenblick absoluter Wahrheit«, erwiderte der General. »Der Moment, in dem sich niemand mehr verbergen kann. In dem der wahre Charakter zutage tritt.«
    »Ach, und darum ging es Ihnen? Meinen wahren Charakter zu ergründen? Verdammt, Mann - ich hätte dabei fast den Verstand verloren!«
    »Sie standen unter ständiger medizinischer Überwachung, Commander«, versicherte Crow. »Ihre Gehirnströme wurden fortwährend gemessen. Hätten wir auch nur den geringsten Hinweis auf Komplikationen gehabt, hätten wir die Simulation sofort abgebrochen.«
    »Großartig.« Matt schnitt eine Grimasse. »Warum nur beruhigt mich das nicht, General? Sie haben mich arglistig getäuscht!«
    »Es war notwendig - zu unser aller Sicherheit. Irgendwann werden Sie das verstehen, Commander.«
    »Was gibt es da zu verstehen?«
    »Nun - zum einen ging es darum, Ihre Loyalität unserer Regierung gegenüber zu testen…«
    »Meine Loyalität?« Matt schnaubte. »Ich bin amerikanischer Staatsbürger und Soldat! Es gab eine Zeit, da hat das genügt, um in diesem Land als vertrauenswürdig zu gelten.«
    »Die Zeiten haben sich geändert«, sagte Crow nur. »Ja«, stimmte Matt leise zu, »ich fürchte, das haben sie…«
    »Vielleicht ist es ein Trost für Sie, dass es uns nicht ausschließlich darum ging, Sie einer Prüfung zu unterziehen. Die VR bietet uns auch die Möglichkeit, den Probanden in eine Art Hypnose zu versetzen, die selbst verdrängte oder verschüttete Erinnerungen wieder frei setzt. Auf diese Weise gelang es uns, viele Erkenntnisse über die Welt zu sammeln, aus der Sie kommen.«
    »Wie tröstlich. Befürchteten Sie, ich würde Ihnen nicht alles erzählen? Ihnen absichtlich etwas vorenthalten? Sie belügen?«
    »Wir mussten sicher gehen«, erklärte Crow diplomatisch. »Sie müssen verstehen, Commander - Sie waren nicht nur ein Fremder für uns, sondern behaupteten außerdem, aus einer fünfhundert Jahre entfernten Vergangenheit zu kommen! Es fiel Präsident Hymes nicht leicht, die Genehmigung für den VR-Scan zu geben, aber er hatte keine Wahl…« Obwohl Crow nicht weiter sprach, hatte Matt das sichere Gefühl, dass er noch etwas hatte sagen wollen.
    Er blickte den General herausfordernd an. »Ja… ?« Crow holte tief Luft.
    »Unglücklicherweise erwies sich die Struktur Ihres Gehirns als nicht ganz kompatibel. Der Scanner musste nach einigen missglückten Versuchen neu justiert werden.« Matt ahnte, was Crow meinte.
    »Meine Halluzinationen!«, entfuhr es ihm. »Das waren die Folgen dieser Scans?!«
    »Bis wir unsere Geräte auf Ihre Hirnwellenfrequenz eingestellt hatten«, bestätigte der General. Matts Verbitterung wuchs noch weiter an. Bereits vor dem VR-Trip war er also schon
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