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Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong

Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong

Titel: Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong
Autoren: Hans Warren
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      1 . Kapitel  
      Auf der Insel Hongkong  
     
      „Man muß schon sagen, es ist eine Leistung, was die Engländer aus der nackten Insel gemacht haben," sagte ich zu Rolf, als unsere Jacht sich der Insel Hongkong näherte. „Ich freue mich, die Stadt kennen zu lernen."  
      „Ja, Hans, Sir Henry Pottinger, der ehemalige britische Gesandte, wußte, was er tat!"  
      In jeder Geschichte Ostasiens kann man nachlesen, daß die Insel alles andere als verlockend aussah, als die Engländer sie nach dem ersten Opiumkrieg — es war am 2. Januar 1841 — den Chinesen abnahmen Die Folgezeit hat bewiesen, daß Großbritanniens Repräsentant kaum einen besseren Platz, vor allem wirtschaftlich gesehen, für eine neue Kolonie hätte wählen können. Handel und Schiffahrt, Fleiß, Zähigkeit, Energie und Umsicht der Briten und kluge, kaufmännische Kalkulation haben die Insel von Grund auf verändert, haben etwas ganz Neues, etwas Einmaliges daraus gemacht.  
      „Ich freue mich, Hans, bald da oben zu stehen, in den öffentlichen Gärten, die sich terrassenförmig nach ,Victoria Peak' hinaufziehen. Von da aus muß der Blick auf Hongkongs Hauptstadt Victoria besonders schön und großartig sein. Die vornehmen, fast elegant zu nennenden öffentlichen Gebäude wird man von da aus sehen können, die großen, palastartigen Villen der Kaufleute, die mit keinem Könige tauschen, und den langen Granitkai mit dem ausgezeichneten Hafen, in dem unübersehbare Reihen von Schiffen vor Anker liegen. Nicht nur die Briten, alle Europäer überhaupt dürfen stolz sein auf dieses Werk der Zivilisation in Ostasien, denn alle Nationen haben — gewissermaßen unter Englands Flagge und Anleitung — ihr Scherflein dazu beigetragen, daß aus Hongkong das geworden ist, was es heute darstellt."  
      „Du schwärmst ja, Rolf! Wie selten ich das bei dir erlebe! An sich bin ich doch der romantischer Veranlagte von uns beiden," lachte ich. „Aber ich fühle es wie du, daß vor uns ein kleines Paradies liegt."  
      Einige Minuten betrachteten wir sinnend das Panorama von Hongkong, das immer näher rückte. Kleine Wellen plätscherten am Bug unserer Jacht. Mattblau spannte der Himmel sein hohes Zelt über uns. Die Sonne warf ihren warmen, nicht allzu grellen Schein auf Land und Meer.  
      „Am meisten freue ich mich auf die Halbinsel Kowloon, Hans," begann Rolf nach einer Weile wieder.  
      Ich nickte.  
      „Ja, sie liegt dem Hafen gegenüber. Wir müssen sie bestimmt besuchen."  
      „Die Landschaft soll geradezu feenhaft sein."  
      „Man kann sich heute kaum noch vorstellen, daß die Oase vor kaum fünfzig Jahren noch ein unfruchtbarer, sandiger Fleck war."  
      Langsam näherte sich unsere Jacht dem Hafen von Victoria. Eine Unmenge kleiner, runder Steininseln, meist mit Gras bewachsen, unterbrach die klare, blaue Wasserfläche, in der sich der Himmel spiegelte.  
      Zahlreiche Fischerboote, in deren Trapezsegeln sich der Wind fing, schwammen vor dem Hafen herum, scheinbar wirr durcheinander, und doch ging jeder Fischer nach bestimmtem Plan seiner nicht leichten Arbeit nach.  
      Zwei Leuchttürme bezeichneten das nahe Felsgestade und blickten stolz und wie für die Ewigkeit erbaut auf die ein- und auslaufenden Schiffe hernieder. Der Anblick war schön, einzig schön. Ich konnte meine Augen ebenso wenig von der Landschaft, von der Insel, von der Stadt wenden wie Rolf.  
      Auf beiden Seiten der Bucht ziehen sich viel zerteilte Berge hin, die auf der Südseite bis 700 Meter ansteigen. Links der Bucht taucht ein in chinesischem Stil erbautes, zwischen den Felsen halb verstecktes Leuchthaus auf. In dieser vor der In-Besitznahme durch die Briten „Hiang Kong", das heißt „duftender Strom" genannten Bucht liegt die jetzt mit Hongkong bezeichnete Insel mit der künstlich bewässerten und durch üppigen Pflanzenwuchs verschönten Stadt Victoria.  
      Kaum hatte unsere Jacht am Kai festgemacht, wollte sich eine Anzahl Chinesen an Deck stürzen. Es sah fast so aus, als wollten sie uns überfallen, aber sie hatten ganz friedliche Absichten. Es waren Händler, die allerhand verkaufen wollten. Wir konnten sie nur mit sanfter Gewalt zurückdrängen. Unter den Chinesen waren, wie mich Kapitän Hoffmann belehrte, der Hongkong oft angelaufen hatte, auch Angestellte einer großen Zahl Hotels, die uns hier schon in Empfang nehmen und ihr Etablissement empfehlen wollten.  
      Wir zogen es vor, einstweilen auf der
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