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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger
Autoren: Richard Laymon
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Kapitel 1
    Jemand klopfte an meine Tür. Ich öffnete sie, und da stand Cat.
    Ich hatte sie zehn Jahre nicht gesehen, seit wir beide sechzehn gewesen waren. Aber es war Cat, kein Zweifel. In Fleisch und Blut. Und in einem blauen Seidenbademantel mit offenbar nichts darunter. Sie war barfuß und hatte nicht einmal eine Handtasche dabei.
    »Cat?«, fragte ich.
    Ein Mundwinkel verzog sich leicht nach oben. »Wie geht's dir, Sammy?« Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten.
    »Komm doch rein«, stammelte ich und schwankte aus dem Weg.
    Sie trat in mein Apartment, knallte die Tür zu, lehnte sich zurück und legte eine Hand auf den Türknauf. »Es ist 'ne Weile her«, sagte sie.
    Ich antwortete: »Es ist schön, dich zu sehen.« Was wohl die Untertreibung des Jahres war. Ich war vollkommen entgeistert. Ich hatte Cat Lorimer geliebt.
    Obwohl ich sie nicht mehr gesehen hatte, seit sie mit ihren Eltern vor vielen Jahren nach Seattle gezogen war, hatte ich oft von ihr geträumt. Nachts und viel zu häufig auch tagsüber. Ich hatte sogar mit der Idee gespielt, sie zu suchen – auf Cat Lorimer-Jagd zu gehen – eine Pilgerreise, um meine einzig wahre Liebe wieder zu finden.
    Und hier war sie.
    Stand einfach vor mir, mitten in der Nacht, und trug einen königsblauen Bademantel, der zu ihren Augen passte.
    »Du siehst gut aus«, sagte sie.
    »Du auch. Du siehst klasse aus.« Sie sah müde aus und ein wenig zu dünn.
    »Mein Gott!«, sagte sie. »Wir waren noch Kinder…« Ihre Augen fixierten mich, sie zeigte erneut ihr halbes Lächeln und schüttelte den Kopf.
    »Du hast mich sofort erkannt, nicht wahr?«
    »Natürlich.«
    »Erstaunlich.«
    »Du hast dich kaum verändert.« Sie hatte sich sehr verändert, aber nicht auf eine Art, die es erschwert hätte, sie wieder zu erkennen. Ihr Haar hatte noch immer die Farbe des Sonnenlichts, sie hatte noch die gleichen blauen Augen und dieselbe bleiche Narbe auf dem Wangenknochen. Ihr Gesicht war markanter, erwachsener – und irgendwie schöner –, aber es war noch immer das Gesicht, das mich die vergangenen zehn Jahre über verfolgt hatte. Ich hätte es überall wieder erkannt. Und mich gefreut. »Du siehst besser aus denn je«, sagte ich.
    »Du auch«, gab sie das Kompliment zurück. »Du bist ein Mann geworden.«
    »Ja?«
    »Ja.« Eine ihrer Schultern bewegte sich auf und ab, sodass die Seide des Bademantels über ihre Brüste glitt. »Was hast du denn so getrieben?«, fragte sie.
    »Nicht viel«, antwortete ich.
    »Verheiratet?«
    »Nein. Und du?«
    »Nicht mehr.«
    Sie war also verheiratet gewesen. Ich hatte es erwartet. Jeder Kerl träumte von einem Mädchen wie Cat, also machte es durchaus Sinn, dass einer sie bekommen hatte. Ich verachtete ihn.
    Aber offensichtlich war er nicht länger Teil ihres Lebens und das gefiel mir schon besser.
    »Geschieden?«, fragte ich.
    »Er wurde vor über einem Jahr ermordet.«
    »Oh«, ich machte ein finsteres Gesicht, als würde mich die Nachricht bedrücken. »Das tut mir sehr Leid.«
    »Danke«, ihre Augenbrauen hoben sich. »Du warst noch gar nicht verheiratet?«
    »Noch nicht.«
    »Nicht die Richtige gefunden?«
    Die Frage traf mich. Sie schien es auch zu wissen. Einige Antworten kamen mir in den Sinn. Sätze wie: »Ich hatte sie gefunden, aber sie zog fort.« Oder:
    »Ich wollte nie eine andere als dich, Cat.«
    Aber ein Kerl sagt solche Sachen nicht. Zumindest, wenn er nicht wie ein Trottel dastehen will.
    Und so sagte ich nur: »Nein. Wohl nicht.«
    Sie zuckte schon wieder mit der Schulter. »Also bist du momentan praktisch ungebunden.«
    »Praktisch, ja.«
    »Also könntest du… mich begleiten?«
    »Wohin?«
    »In mein Haus.«
    »Wann?«
    »Jetzt.«
    »Jetzt?«
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Klar. Ich glaube schon.«
    »Ich glaube, du stehst unter Schock.«
    »Ein wenig vielleicht«, gab ich zu.
    »Ich werde fahren«, sagte sie. »Mein Wagen steht draußen. Vielleicht solltest du deine Zahnbürste einpacken und was du sonst noch für eine Nacht brauchst.«
    »Ich bleibe über Nacht?«
    »Hast du was dagegen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Hast du einen Job oder so etwas?«
    »Nein. Ja. Aber es sind Sommerferien. Ich unterrichte. Also habe ich frei bis September.«
    »Großartig. Das ist wirklich großartig. Du kannst auch ein paar Sachen mehr einpacken und einige Tage bleiben, wenn du möchtest.«
    Ich nickte.
    Und stand einfach da und starrte sie an. Nichts schien wirklich real zu sein.
    Aber real genug. Obwohl mir die
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