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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger
Autoren: Richard Laymon
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macht.«
    »Ein Witz?«, frage ich.
    »Ja. Ich weiß nicht, ob er sich wegen des Sonnenaufgangs sorgt. So lange bleibt er nie. Und er hat es noch nie erwähnt. Er redet nicht über dieses Vampirzeugs. Er sagt, dass ich Macht über ihn bekäme, wenn ich seine Geheimnisse kennen würde.«
    »Warum glaubst du, dass er ein Vampir ist?«, fragte ich.
    Sie wandte mir einen Moment lang ihr Gesicht zu. Dann sagte sie: »Er beißt mich.« Sie drehte sich wieder zur Windschutzscheibe um. »Er trinkt mein Blut.«
    »Ich könnte das auch.«
    »Kannst du kommen und gehen, wie es dir gefällt, auch wenn das Haus gut verschlossen ist – ohne einen einzigen Hinweis darauf, wie du das geschafft hast?«
    »Ich nicht, aber viele Leute wahrscheinlich schon. Schlosser, gewisse talentierte Einbrecher, Magier…«
    »Er ist ein Vampir, Sam.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das hat viele Gründe.«
    »Hast du je gesehen, wie er etwas – Übernatürliches gemacht hat?«
    »Wie sich in eine Fledermaus zu verwandeln?«
    »Ja, so etwas.«
    Während ich auf die Antwort wartete, sah ich aus dem Fenster und konnte erkennen, wo wir waren.
    Wir fuhren auf der Montana-Avenue westlich in Richtung Santa Monica.
    »Ich weiß, dass er ein Vampir ist«, sagte sie. »Aber nein, ich habe nie gesehen, dass er etwas Übernatürliches macht.«
    Sie bog nach rechts in eine ruhige Straße ein. Autos waren an beiden Straßenseiten und in vielen Auffahrten geparkt, aber unseres schien das einzige in Bewegung zu sein. Cat fuhr langsamer.
    »Bedeutet das, dass du mir nicht helfen willst?«, fragte sie.
    »Das bedeutet es nicht. Natürlich werde ich dir helfen. Ich möchte nur wissen, worauf ich mich einlasse.«
    »Elliot ist ein Vampir und er wird um Mitternacht auftauchen, um mein Blut zu trinken. Du wirst es bald selbst erleben.«
    Ich sah auf die Uhr.
    23:14 Uhr.
    »Wie weit ist es noch bis zu deinem Haus?«
    »Zwei Blocks.«
    »Dann werden wir es ja vor Mitternacht schaffen.«
    »Wenn kein Unglück passiert.«
    Diese Gegend sah aus, als wäre sie ein guter Ort für Unglücke. Zwischen den Straßenlampen lag alles im Dunkeln. Dicke Äste hingen über der Straße und warfen Schatten auf den Gehsteig. Die Häuser sahen alt aus. Viele waren zweistöckig und nur hinter sehr wenigen Fenstern brannte Licht. Einige Verandalampen brannten, aber nicht viele. Im Großen und Ganzen kam mir dieser Teil der Stadt viel zu dunkel vor.
    Es erinnerte mich an meine Kindheit in der Nähe von Chicago, bevor meine Familie ans andere Ende des Landes nach Kalifornien gezogen war – lange, bevor ich Cat Lorimer begegnete.
    Es erinnerte mich besonders an die Halloween-Nächte; daran, wie ich als Kind die dunklen und gewundenen Straßen auf und ab gegangen und die meiste Zeit über fast außer mir vor Angst gewesen war.
    Damals hatte ich noch an viele unheimliche Dinge geglaubt. Unter anderem an Gespenster.
    Und natürlich auch an Vampire.
    Cat sagte: »Da wären wir«, und wir bogen in eine Auffahrt.

Kapitel 3
    Wie so viele alte Häuser in Südkalifornien hatte auch dieses eine Doppelgarage in einer entlegenen Ecke des Hinterhofs. Ich sah sie im Licht der Scheinwerfer, aber Cat parkte den Wagen direkt in der Auffahrt vor dem Haus.
    Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 23:18 Uhr. Es wurde dunkel, als sie den Motor ausschaltete.
    »Noch genügend Zeit«, stellte sie fest und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Als sie ihre Tür öffnete, öffnete ich meine und wir stiegen aus.
    Ich wartete neben dem Wagen auf sie. Sie kam um das Heck herum und hielt ihren Morgenmantel mit einer Hand fest. In der anderen Hand hatte sie die Schlüssel. »Hier entlang«, sagte sie.
    »Meine Tasche«, erinnerte ich sie.
    »Die lassen wir im Wagen und holen sie später«, sagte sie. »Wir wollen ja nicht, dass Elliot sie sieht.«
    »Gut.«
    Plötzlich fragte ich mich, wofür ich die Tasche überhaupt brauchte. Wenn ich diesen Kerl um Mitternacht töten sollte, dann konnte ich doch danach einfach heimgehen, oder nicht?
    Vielleicht wollte Cat heute Nacht nicht allein sein. Oder sie plante, mich zu belohnen.
    Ich hatte vor, mich ihren Wünschen zu fügen, wie auch immer sie aussehen mochten. Ich würde alles tun, um bei ihr zu sein.
    Ein betonierter Gehweg führte von der Auffahrt über den Rasen zur Vordertreppe. Ein gelbes Licht schien über der Tür. Cat huschte vor mir die Treppe hinauf. Als sie sicher war, dass ich ihr folgte, öffnete sie die Fliegengittertür und trat in den kleinen Zwischenraum.
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