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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger
Autoren: Richard Laymon
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Die Tür schwang zurück und Cat stoppte sie mit ihrem Hinterteil. Ich hielt das Fliegengitter und sie öffnete die Eingangstür.
    Wir gingen beide hinein.
    Diese Tür schien aus massiver Eiche zu bestehen. Cat sicherte sie mit einem Riegel.
    Wir standen in einer Diele mit Hartholzboden unter unseren Füßen und einem Kronleuchter über uns. Vor uns führte eine Treppe zum oberen Stockwerk. Links der Treppe erstreckte sich ein schmaler Gang in den hinteren Teil des Hauses. Von unserem Standpunkt aus, lagen zu beiden Seiten Eingänge, aber in den Räumen dahinter war es dunkel. Das einzige Licht kam vom Kronleuchter. Der war offensichtlich gedimmt, denn die Birnen spendeten nur wenig mehr Licht als echte Kerzen.
    Das Haus erschien mir auffällig ruhig.
    »Könnte es sein, dass er schon hier ist?«, flüsterte ich.
    »Keine Chance.« Sie grinste leicht. »Du musst nicht flüstern.«
    »Es ist so dunkel hier drin.«
    »Lass uns nach oben gehen.«
    Sie ging voran. Ich blieb ein paar Stufen hinter ihr. Meine Augen waren auf gleicher Höhe mit ihrem Hintern.
    »Du solltest eine Kerze tragen«, bemerkte ich. »Dann hätten wir eine Szene wie aus Das Haus des Grauens.«
    »Du hörst dich an, als wärst du nervös.«
    »Ich bin nervös.«
    »Alles wird gut«, sagte sie.
    »Nur wenn Elliot ein Produkt deiner Fantasie ist.«
    »Damit wärst du aus dem Schneider, aber es hieße, dass ich meschugge bin. Und das bin ich nicht«, fügte sie hinzu.
    Als wir weiter hinauf stiegen, erkannte ich, dass der Treppenschacht zur linken Seite hin offen war. Mein Kopf befand sich bereits oberhalb des Fußbodens des oberen Stockwerks und ich konnte durch das hölzerne Geländer hindurchsehen. Von irgendwoher kam ein wenig Licht. Ich erkannte neben der Treppe ein Stück Fußboden, auf dem ein Teppich lag, und einige dunkle Türrahmen. Ich drehte meinen Kopf und sah, dass das Licht aus einem Raum an der Vorderseite des Hauses kam, dessen Tür weit offen stand.
    Cat hatte das obere Stockwerk erreicht. Sie trat um das hölzerne Geländer herum, legte eine Hand darauf und sah mich über ihre Schulter hinweg an.
    »Du hältst wohl nicht viel von Licht, wie?«, fragte ich.
    »Ich war dabei, mich fürs Bett zurechtzumachen.«
    Sich für Elliot bereitzumachen.
    Während sie auf die geöffnete Türe zuging, fiel der helle Schimmer aus dem Eingang auf ihren Morgenmantel und die Seide wurde leicht durchsichtig. Als sie sich drehte, um das Zimmer zu betreten, konnte ich ihre rechte Brust durch das feine Material hindurch erkennen.
    Ich folgte ihr in den Raum.
    Eine einzelne Lampe stand neben ihrem Doppelbett. Das Bett war schon aufgeschlagen und bereit für sie. Die Laken waren schwarz und glänzend.
    Ebenfalls schwarze, noch nicht angezündete Kerzen standen auf den Nachttischen an beiden Seiten des Kopfendes.
    »Er mag schwarz«, erklärte Cat.
    »Das sehe ich. Halloween im Juli. Ich bin erstaunt, dass er dich den blauen Morgenmantel tragen lässt.«
    »Ich trage ihn nicht, wenn er hier ist.« Ihr Tonfall ließ mich verstummen. Ich fühlte mich furchtbar dumm und stellte keine weiteren Fragen.
    Wir sahen beide gleichzeitig zur Digitaluhr auf dem Nachtisch.
    23:23 Uhr.
    Dann trafen sich unsere Blicke. Ich sah die Sorge in ihren Augen.
    Sie sah in meinen wahrscheinlich Schlimmeres.
    In siebenunddreißig Minuten sollte ein Fremder auftauchen. Ein Fremder für mich jedenfalls. Und ich sollte ihn töten.
    Ich konnte es kaum glauben.
    Alles am heutigen Abend, angefangen von dem Moment, da Cat in meiner Tür gestanden hatte, war seltsam unwirklich, völlig aus dem Gleichgewicht.
    Sie braucht mich, damit ich für sie einen Vampir töte?
    In siebenunddreißig Minuten würde er hier sein. Jemand würde hier sein. Es sei denn, Cat hatte mich angelogen. Oder sie war verrückt. Oder ich war verrückt.
    23:24 Uhr.
    »Du bist dir sicher, dass er nicht früher kommt?«, fragte ich.
    »Er kommt nie früher. Aber wir beeilen uns und werden dich jetzt vorbereiten, okay?«
    »Klar.«
    Sie durchquerte den Raum und ging zu einer großen Eichenkommode. Darüber hing ein Spiegel, der bestimmt 1,80 Meter lang und 1,20 Meter hoch war.
    Darin konnte ich sehen, dass Cats Morgenmantel ein wenig aufgegangen war und ein langes, schmales V ihrer Haut bis hinunter zur Hüfte enthüllte.
    Ein Spiegel?
    »Er gestattet Spiegel?«, wunderte ich mich.
    »Er liebt Spiegel.«
    »Siehst du ihn denn darin?«
    »Sicher.« Cat hockte sich vor die Kommode und zog eine der unteren Schubladen auf.
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