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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger
Autoren: Richard Laymon
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Bügeln, aber sie hingen ein wenig zurückgesetzt; ich würde nicht dagegen stoßen, wenn ich in Türnähe blieb.
    Auch wenn die Bügel in so großen Abständen hingen, dass keine offensichtlichen Lücken entstanden, so sah der Schrank doch halb leer aus.
    Halb leer, dank ihres toten Ehemannes.
    Mir fiel auf, dass ich nicht einmal seinen Namen wusste. Und ihn auch nicht wissen wollte.
    Ich zog meinen Kopf wieder aus dem Schrank und nickte Cat zu. »Sieht gut aus«, stellte ich fest.
    »Elliot sieht niemals hier hinein«, entgegnete sie. »Ich habe nicht ein einziges Mal erlebt, dass er eine dieser Türen auch nur geöffnet hätte. Also solltest du hier drin vollkommen sicher sein, solange du keinen Krach machst.«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    »Das Zimmer wird fast dunkel sein – nur ein paar Kerzen. Und sobald er auf dem Bett ist, muss er dir den Rücken zuwenden. Er wird es nicht bemerken, wenn eine der Türen einen Spalt breit geöffnet ist.«
    »Fein.«
    »Noch irgendwelche Fragen?«
    »Nichts, das nicht warten kann, schätze ich.« Wir sahen beide zur Uhr.
    23:35 Uhr.
    Mir lief es kalt den Rücken herunter.
    »Vielleicht sollte ich besser schon mal in den Schrank gehen«, schlug ich vor.
    »Falls er früher auftaucht.«
    »Das wird er nicht. Aber trotzdem keine schlechte Idee. Ich muss noch einiges erledigen, verstecke dich also ruhig schon und warte, wenn du möchtest. Dann kannst du dich in Ruhe vorbereiten.«
    Ich nickte und trat in den Schrank. Mir fiel etwas ein: »Ich habe noch eine Frage.«
    Cat hob die Augenbrauen.
    »Sollten wir nicht ein Signal ausmachen?«
    »Wofür?«
    »Wann ich herausspringen soll.«
    Ihre Augenbrauen senkten sich wieder. Sie nahm ihre Unterlippe zwischen die Zähne und schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Beobachte uns einfach. Warte, bis er über mir ist und trinkt. Dann musst du schnell sein. Wenn ich merke, dass du kommst, werde ich versuchen, ihn festzuhalten. Ramm den Pflock in seinen Rücken und hämmere ihn in das Arschloch hinein.«
    »Okay«, sagte ich. Jetzt zitterte ich wirklich.
    »Noch eine Sache. Das wird bestimmt eine Sauerei. Wenn du deine Klamotten schonen willst, solltest du sie ausziehen.«
    »Okay.«
    »Du solltest das tun, bevor er auftaucht.«
    »Okay.«
    Sie lächelte ein wenig. »Du wirst ja rot.«
    »Werde ich?«
    »Du bist so süß«, meinte sie.
    Ihr Ton gefiel mir gar nicht. Aber dann legte sie ihre Hände auf meine Schultern, beugte sich vor, bis ihr Körper meinen berührte, und küsste mich auf den Mund.
    Ein zärtlicher Kuss.
    Ihre Lippen fühlen sich großartig an. Ich schmeckte das wunderbare Aroma von Zuckerwatte und Spearmint-Kaugummi. Ich spürte den weichen, festen Druck ihrer Brüste an meinem Körper.
    Viel zu schnell war der Moment vorbei.
    Cat zog sich zurück, sah mir in die Augen und sagte: »Du bist wahrscheinlich der einzige Kerl auf der Welt, der so etwas für mich tun würde.«
    »Oh, ich weiß nicht«, entgegnete ich.
    »Ich schon«, sagte sie. »Und dafür liebe ich dich.«
    23:37 Uhr.
    Ich zog die Tür hinter mir zu.

Kapitel 4
    Ich stand da im Schrank, starrte durch die Dunkelheit die nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernte Tür an und dachte darüber nach, was gerade geschehen war.
    Meine Gefühle waren zwiespältig: Ich fühlte mich einerseits großartig, andererseits schrecklich.
    Ich hatte Cat nur wenige Male in meinem Leben in den Armen gehalten und geküsst, und in den letzten zehn Jahren überhaupt nicht. In all diesen Jahren hatte sie mir gefehlt. Ich hatte mich nach ihr gesehnt. Und jetzt hatte sie mich in die Arme genommen und geküsst.
    Unwirklich. Aber großartig, einfach großartig. Wie ein Traum, der wahr geworden war.
    Und sie hatte gesagt: »Ich liebe dich.«
    Nun, das war nicht exakt das, was sie gesagt hatte. Sondern: »Dafür liebe ich dich.«
    Was bedeutete, dass sie ›mich liebte‹, weil ich ihr half… aus Dankbarkeit liebte. Genauso wie sie mich aus Dankbarkeit umarmt und geküsst hatte, nicht etwa, weil sie andere Gefühle für mich hegte.
    Manche Dinge ändern sich eben nie.
    Auch wenn ich Cat als Teenager sehr geliebt hatte, so hatte sie in mir doch nie mehr als einen guten Freund gesehen. Den Kerl, der immer für sie da war. Und dann war sie nach Seattle gezogen. Es ist schwer, für jemanden da zu sein, der Tausende von Meilen weit entfernt ist.
    Meine Hingabe schien sie jedoch beeindruckt zu haben. Schließlich hatte sie mich immer im Auge behalten. Und sie war zu mir
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