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Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong

Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong

Titel: Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong
Autoren: Hans Warren
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gerade heraus, was er uns an Wichtigem mitteilen könnte, da wir vom Polizeichef von Haiphong auf ihn aufmerksam gemacht worden wären.  
      Der Fischer schaute uns zunächst recht verwundert an und sagte dann langsam:  
      „Die Herren müssen sich verhört haben. Ich wüßte nicht, was ich Wichtiges erzählen könnte."  
      „Das verstehe ich nicht," meinte Rolf. „Wir werden ausdrücklich zu Ihnen geschickt, und Sie sagen, Sie wüssten nicht, worum es sich handeln könnte, es müßte ein Irrtum sein. Ist hier nie etwas geschehen, was nicht an die Öffentlichkeit dringen soll? Eine solche Andeutung machte uns der Polizeipräsident."  
      Wieder schüttelte der Alte den Kopf und schwieg auch, als Rolf ihm ein ansehnliches Geldstück in die Hand drücken wollte, mit der Bitte, uns doch zu sagen, was hier gespielt würde.  
      Nachdem wir noch etwas hin- und hergeredet hatten, sagte Rolf schließlich zu mir:  
      „Da scheint sich der Polizeipräsident doch geirrt zu haben, Hans. Unser Besuch war vergeblich. Komm, wir wollen gehen."  
      Als wir schon an der Tür der Fischerhütte waren, sagte der Alte plötzlich:  
      „Vielleicht bemühen sich die Herren am Nachmittag noch einmal hierher. Da ist mein Sohn zugegen. Vielleicht weiß er etwas. Ich selber habe keine Ahnung."  
      Rolf stutzte, überlegte einen Augenblick und versprach, am Nachmittage noch einmal vorbeizukommen.  
      Langsam schlenderten wir zum Villenviertel zurück, in dem die Besitzung Doktor Blackers lag. Es schlug gerade zehn Uhr, als wir den Gongklöppel am Eingang in Bewegung setzten. Zwei chinesische Diener eilten an die Gartenpforte und rissen sie weit auf. Doktor Blacker erwartete uns also schon. Sie fragten auch nichts, verneigten sich nur tief und baten uns durch eine einladende Handbewegung, näherzutreten.  
      Durch einen gepflegten Garten ging es zum Hause, das in der Nähe der Küste lag. Blacker schien sehr vermögend zu sein. Überall im Garten wuchsen seltene Pflanzen, die ein geschickter Fachgärtner zu schönen Gruppen angeordnet haben und pflegen mußte. Der Doktor saß auf der Veranda der Villa und winkte uns erfreut zu, als er uns kommen sah. Schließlich erhob er sich, stieg die wenigen Stufen von der Veranda zum Garten hinunter und begrüßte uns freudestrahlend.  
      „Sie haben Wort gehalten. Das ist schön, meine Herren!" sagte er. „Darf ich Sie einladen, noch einen kleinen Imbiß bei mir einzunehmen, obwohl Sie sicher längst gefrühstückt haben."  
      Wir nahmen dankend an. Während wir uns die leckeren belegten Brote, Salate und das ausgesuchte Obst schmecken ließen, erzählte uns der Doktor, wie er nach Hongkong gekommen war und sich hier angesiedelt hatte.  
      Er war Amerikaner, hatte eine sehr glückliche Ehe geführt und fühlte sich nach dem Tode seiner Frau deshalb besonders einsam und verlassen. In Hongkong war er oft mit seiner Frau gewesen, hatte glückliche Stunden hier verlebt und sich deshalb auf Kowloon seinen Alterssitz geschaffen. Die Besitzung hatte er zu günstigen Bedingungen erwerben können. Nun war er schon drei Jahre hier und trieb allerhand private Studien, zu denen er kaum Zeit gefunden hatte, solange er seine Praxis hatte. Sein Steckenpferd war die Astronomie. Er glaubte, einige merkwürdige Entdeckungen gemacht zu haben.  
      Rolf gab offen zu, von Astronomie nicht mehr zu verstehen als jeder Oberprimaner. Da lachte der Doktor und meinte:  
      „Was ich beobachtet habe, hängt gar nicht mit meinen Studien zusammen. Ich habe die Beobachtungen nur gemacht, weil ich meiner Studien wegen viel nachts munter bleibe. Haben Sie schon einmal etwas von dem ,Schwarzen von Hongkong' gehört, meine Herren?"  
      „Ja," nickte Rolf, „gestern nachmittag. Wir wissen allerdings kaum mehr, als an den Plakaten zu lesen ist, auf denen die Polizei bekanntgibt, daß eine Belohnung auf die Ergreifung des Mannes ausgesetzt ist."  
      „Ich will Ihnen die Geschichte von Anfang an erzählen. Hören Sie bitte zu!  
      Auf Kowloon ließ sich vor Monaten — es mag länger als ein halbes Jahr her sein — ein reicher Engländer eine Villa bauen, etwas abseits von dem eigentlichen Villenbezirk. Wir freuten uns darüber und waren auf den Mann gespannt. Es ist hier so üblich, daß man sich gegenseitig kennt und einander Besuche macht, wenn man neu in die Wohngemeinschaft der Halbinsel hineinkommt. Aber er verzichtete auf jeden Besuch. Anscheinend wollte er niemand kennen
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